Lesezeit: 4 Minuten

Best of mausgerutscht (Teil 1): AfD-Ausrutscher

Wir wis­sen nicht, wer da von wem lernt, wenn es um Erklä­run­gen bzw. Aus­re­den für straf­ba­re Delik­te, ins­be­son­de­re im digi­ta­len Bereich, geht: die Unbe­kann­te­ren von den Bekann­ten, die durch die Medi­en gehen oder auch umge­kehrt. Der Klas­si­ker: Der Com­pu­ter oder das Han­dy sei durch eine ande­re Per­son genützt wor­den. Oder der Account wur­de gehackt. Das […]

30. Okt 2019

Den Begriff „maus­ge­rutscht“ haben wir eigent­lich aus Deutsch­land impor­tiert, genau genom­men von einem Unglück, das die AfD-Bun­des­tags­abg­ord­ne­te Bea­trix von Storch ereilt hat­te. Sie stimm­te auf Face­book grund­sätz­lich zu, dass bei ille­ga­len Grenz­über­schrei­tun­gen Schuss­waf­fen zum Ein­satz kom­men soll­ten. „Auf die direk­te Fra­ge eines Face­book-Nut­zers ‚Wollt Ihr etwa Frau­en mit Kin­dern an der grü­nen Wie­se den Zutritt mit Waf­fen­ge­walt ver­hin­dern’ ant­wor­te­te Bea­trix von Storch mit ‚Ja’. Einen Tag spä­ter ruder­te sie – eben­falls bei Face­book – zurück und beton­te: ‚Ich bin grund­sätz­lich gegen Gewalt gegen Kin­der, das umfasst auch den Ein­satz von Schuss­waf­fen gegen min­der­jäh­ri­ge Migran­ten durch die Poli­zei.’ Dem Spie­gel sag­te sie außer­dem, der Post sei auch ein ‚tech­ni­scher Feh­ler’ gewe­sen, da sie auf ihrer ‚Maus aus­ge­rutscht’ sei.“ (meedia.de, 9.2.16) Der Twit­ter-Hash­tag „maus­ge­rutscht“ ist über die Gren­ze gewan­dert und gehört mitt­ler­wei­le auch in Öster­reich zum belieb­ten Wort­schatz, wenn es um angeb­li­che oder ver­meint­li­che digi­ta­le Fehl­trit­te von FPÖ-Politiker*innen geht.

Extra3 widmet von Storch eine "Noppen-Maus": "Schon wieder #mausgerutscht? Das muss nicht sein! Jetzt für nur DM 18,88 im #AfD-Shop. #Storch"
Extra3 wid­met von Storch eine „Nop­pen-Maus”: „Schon wie­der #maus­ge­rutscht? Das muss nicht sein! Jetzt für nur DM 18,88 im #AfD-Shop. #Storch”

Blei­ben wir noch kurz bei Bea­trix von Storch, denn die hat näm­lich auch noch Wun­der­kräf­te. Sie äußer­te sich in einem Tweet, dass sie der deut­schen Bun­des­kanz­le­rin Mer­kel „Fleisch von ihrem Kada­ver rei­ßen“ wol­le. Das kam nicht so gut an, und von Storch ruder­te zurück, näm­lich mit einem Tweet, den sie nicht nur aus einer Twit­ter­pau­se, son­dern auch noch aus einem Funk­loch ins Netz schick­te: „Ja. Schrott­t­weet mei­nes Teams, über den ich nur tele­pho­nisch infor­miert wer­den konn­te. Ich bin 13T-Km ent­fernt im Funk­loch und mache Twitterpause.“

Ordent­lich dane­ben­ge­rutscht ist auch der Fin­ger der Büro­lei­te­rin des AfD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Johan­nes Huber: Der Bezirks­tags­kan­di­dat der AfD im Lan­des­kreis Frei­sing, Mar­kus Schir­ling, und der Kreis­ver­bands­vor­sit­zen­de Frank Sal­lo­ch (bei­de inzwi­schen aus der AfD aus­ge­schie­den) sind Opfer eines Höhen­rau­sches gewor­den. Es kur­sier­te ein Foto das Schir­ling und Sal­lo­ch mut­maß­lich beim Hit­ler­gruß auf der Zug­spit­ze zeigt. Schir­ling pos­te­te es im August 2014 auf sei­nem pri­va­ten Face­book-Pro­fil mit dem Begleit­text ‚Höchs­te Stel­le vom Reich’, gefolgt von einem Smi­ley.“ (idowa.de, 26.4.18) Damit nicht genug: Das Foto erhielt von der besag­ten Büro­lei­te­rin ein Like. Die Büro­lei­te­rin ließ über ihren Chef aus­rich­ten, „dass sie höchs­tens beim Durch­scrol­len auf ihrem Han­dy ver­se­hent­lich auf das Foto geklickt hat. Jetzt ist sie bei genaue­rem Hin­se­hen dar­über erschüt­tert, dass es sich bei die­sem Foto um einen Feh­ler zu han­deln scheint.“ (idowa.de) Der Feh­ler scheint jedoch weni­ger beim Foto als bei den Abge­bil­de­ten und der Like­rin zu liegen.


Ver­rutscht ist Niko­laus Kra­mer, dem Vor­sit­zen­den der Land­tags­frak­ti­on von Meck­len­burg-Vor­pom­mern, höchs­tens das Gehirn, als er näm­lich ein Foto von Hit­lers SS-Leib­stan­dar­te in einem par­tei­in­ter­nen Chat mit dem Kom­men­tar pos­te­te: „Ein schwar­zer Block ist nicht grund­sätz­lich schei­ße.“ Sei­ne Erklä­rung war dop­pelt ori­gi­nell: „Aber es sei gar nicht so, wie es aus­se­he, sagt jeden­falls Kra­mer. Er habe ledig­lich einen Bei­trag zur Debat­te über die Aus­schrei­tun­gen beim G20-Gip­fel in Ham­burg kom­men­tie­ren wol­len, sei aber beim Schrei­ben unter­bro­chen wor­den, habe des­we­gen eine kri­ti­sche Anmer­kung zu dem Bild von der mar­schie­ren­den SS-Trup­pe ver­ges­sen und dann auch noch die Chat­grup­pe ver­wech­selt.“ (taz.de, 2.2.18)

Der Bur­schen­schaf­ter Kra­mer war übri­gens Gast am FPÖ-Aka­de­mi­ker­ball 2019. Ob er sich dort bezüg­lich ori­gi­nel­ler Erklä­run­gen bei Fehl­trit­ten in den digi­ta­len Gatsch mit öster­rei­chi­schen Kame­ra­den aus­ge­tauscht hat, ist nicht überliefert.

Der Burschenschafter Nikolaus Kramer facebookt 2019 vom FPÖ-Akademikerball
Der Bur­schen­schaf­ter Niko­laus Kra­mer face­bookt 2019 vom FPÖ-Akademikerball

Best of maus­ge­rutscht (Teil 2): Mys­te­riö­ses auf FPÖ-Computern
Best of maus­ge­rutscht (Teil 3): … und es trifft immer die FPÖ

Keine Beiträge mehr verpassen: Email-Benachrichtigung aktivieren
abgelegt unter: Dokumentation