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Küssel kann Kickl!

Ein biss­chen ver­härmt schaut er aus, der Gott­fried Küs­sel. Die Neo­na­­zi-Pos­­til­­le „N.S. Heu­te“ hat in ihrer Num­mer 16/2019 den zwei­ten Teil des Inter­views mit Küs­sel mit einem Foto illus­triert, das ihn mit dem „Schrift­lei­ter“ Sascha Krol­zig auf der Wie­ner Ring­stra­ße zeigt. Die­ser zwei­te Teil des Inter­views ist ja eigent­lich schon uralt, näm­lich vor „Ibi­za“ entstanden, […]

20. Nov 2019
N.S. Heute (Nr. 16/2019): Teil 2 des Interviews mit Küssel
N.S. Heute (Nr. 16/2019): Teil 2 des Interviews mit Küssel

In der Num­mer 15 der Zeit­schrift „N.S. Heu­te“, in der sich Küs­sel über Stra­che und die „schlap­pe“ FPÖ ver­brei­tet hat, wur­de auch noch eine Fort­set­zung ange­kün­digt. Die gab’s tat­säch­lich in der Num­mer 16, wo sich die Macher der brau­nen Pos­til­le in einer lan­gen Ein­lei­tung zum zwei­ten Teil des Inter­views eine üppi­ge Ver­schwö­rungs­ge­schich­te ein­fal­len lie­ßen, um sich ihren ver­dien­ten Platz in der Geschich­te zu sichern.

Nach­dem sie sich etwas ver­schämt zu der Bericht­erstat­tung öster­rei­chi­scher Medi­en über Küs­sels Anmer­kun­gen zu Stra­che im ers­ten Teil ihres Inter­views gesonnt haben („ … brach­te unse­re klei­ne Zeit­schrift die öster­rei­chi­sche Alpen­re­pu­blik in Auf­ruhr — zumin­dest für eini­ge Stun­den“), sin­nier­ten sie dann ernst­haft dar­über, ob nicht die Bericht­erstat­tung über das Küs­sel-Inter­view ganz bewusst als „Vor­läu­fer“ zu dem fak­tisch zeit­gleich ver­öf­fent­lich­ten „Ibiza“-Video zu Stra­che und Gude­nus ein­ge­setzt wor­den sei.

Verschwörungstheorie in N.S. Heute: "Wurde die Berichterstattung über das Küssel-Interview etwa gezielt als 'Vorläufer' eingesetzt, um Strache in die Defensive zu drängen, damit man ihn schließlich durch die Ibiza-Affäre vollkommen zu Fall bringen kann?"
Ver­schwö­rungs­theo­rie in N.S. Heu­te: „Wur­de die Bericht­erstat­tung über das Küs­sel-Inter­view etwa gezielt als ‚Vor­läu­fer’ ein­ge­setzt, um Stra­che in die Defen­si­ve zu drän­gen, damit man ihn schließ­lich durch die Ibi­za-Affä­re voll­kom­men zu Fall brin­gen kann?”

Das – so die Neo­na­zis von „N.S. Heu­te“ – war zwar „ zum jet­zi­gen Zeit­punkt rei­ne Spe­ku­la­ti­on“, aber es muss­te ja trotz­dem raus aus den Gedär­men! Schließ­lich ist dem Gott­fried mit dem „Ibiza“-Video der Spar­ring-Part­ner H.C. abhan­den gekommen:

Der hat nie unse­re Blut­grup­pe gehabt, aber im stil­len Käm­mer­lein hat er den gro­ßen Natio­nal­so­zia­lis­ten gespielt. Da gab es eini­ge lus­ti­ge Auf­trit­te, über die will ich jetzt nicht reden, viel­leicht brau­chen wir das noch­mal“, höhn­te Gott­fried in der Num­mer 15 noch über den H.C., und dann taucht der nach dem Ibi­za-Video ein­fach ab. Nicht lus­tig! In der Fort­set­zung sei­nes Inter­views schwur­belt Küs­sel daher ganz all­ge­mein über Alpha‑, Beta- und Gam­ma­tier­chen, wobei er dann schon so gnä­dig ist, den „Beta- und Gam­ma­tier­chen“ ihre Defi­zi­te nicht vor­zu­hal­ten: „… denn dafür kön­nen sie nichts, das hat die Bio­lo­gie so vor­ge­schrie­ben.“ Er hat auch einen Trost für uns alle, die wir kei­ne Alphas sind, parat: „Wären wir alle ‚Alpha-Tier­chen‘, wür­den wir uns per­ma­nent die Schä­del ein­schla­gen.

Küssel und die Alphatierchen (N.S. Heute)
Küs­sel und die Alpha­tier­chen (N.S. Heute)

So ein­fach ist es manch­mal, einen ech­ten Nazi zu erken­nen, wobei: Der Gott­fried ver­stellt sich ja kaum! Ziem­lich lus­tig ist die Epi­so­de, wo er zugibt, dass er sich mit „sicher­lich 10 — 12 Leu­te, die mit­ma­chen woll­ten“ getrof­fen und über die Not­wen­dig­keit einer „Infor­ma­ti­ons­sei­te“ mit ange­schlos­se­nem Forum, die „Alpen-Donau“ hei­ßen soll­te, unter­hal­ten hat. In einem Bier­lo­kal übri­gens, das ist dem Gott­fried wich­tig zu erwähnen.

Alpen-Donau-Info (ADI) und Alpen-Donau Forum
Alpen-Donau-Info (ADI) und Alpen-Donau Forum

Und noch etwas ist ihm wich­tig: „Die­se Infor­ma­ti­ons­sei­te soll­te kei­ne bestimm­te welt­an­schau­li­che Grund­la­ge haben, son­dern sie soll­te eine sub­stan­ti­ell sys­tem­kri­ti­sche Sei­te sein, mode­riert und getra­gen von Leu­ten, die wis­sen, wovon sie spre­chen.

Spä­tes­tens an die­ser Stell­te müss­te der Gott­fried einen roten Kopf bekom­men und der Inter­view­er los­ge­prus­tet haben, aber „N.S. Heu­te“ ver­zeich­net kei­ne Gemüts­re­gung. Statt­des­sen berich­tet der Gott­fried bis ins kleins­te Detail wei­ter, dass die Sache mit „Alpen-Donau“ nach sei­ner Blitz­idee eigent­lich wie­der ein­ge­schla­fen sei (so wie das Inter­view übri­gens), bis dann ein hal­bes Jahr spä­ter tat­säch­lich eine Sei­te mit Forum erscheint, die „so ähn­lich“ heißt, wie er das pro­phe­zeit hat. Eigent­lich heißt die Sei­te genau so, wie der Gott­fried das in sei­nem Geis­tes­blitz fixiert hat­te. Und sie funk­tio­nier­te auch so, mit gehei­mem Forum nur für ech­te Nazis hin­ten­dran. Nur der Gott­fried kann da gar nichts dafür und ist trotz­dem wie­der ein­mal wegen Wie­der­be­tä­ti­gung ver­ur­teilt wor­den! Opfer! Opfer! Opfer!

Was gibt der Gott­fried sonst noch von sich im zwei­ten Teil des Inter­views? Nicht wirk­lich etwas – außer, dass er der Mei­nung ist, dass man für den „Fall eines Sys­tem­wech­sels“ so etwas wie eine Schat­ten­re­gie­rung brau­chen wür­de, „ver­ant­wort­li­che Köp­fe, die Cha­rak­ter besit­zen …“.

Wer möch­te dem Gott­fried da wider­spre­chen? Wir erin­nern uns ja noch an die Zei­ten, als dort, wo nicht nur der Gott­fried, son­dern auch die Feri­al­ver­bin­dung „Das Reich“, die jetzt anders heißt, ihre Zel­te auf­ge­schla­gen hat, ganz laut im Innen­hof schon die Gau­lei­tungs­pos­ten für die „ver­ant­wort­li­chen Köp­fe, die Cha­rak­ter besit­zen“, bespro­chen wur­den. Dem Gott­fried schwebt aber jetzt ganz was ande­res vor.

N.S. Heute (Nr. 16/2019): Teil 2 des Interviews mit Küssel
N.S. Heu­te (Nr. 16/2019): Teil 2 des Inter­views mit Küssel

Auf die Nona-Fra­ge, ob denn der Gott­fried eh kei­ne Anzei­chen sehe, dass der Stra­che eine Schat­ten­re­gie­rung auf­baue, ant­wor­tet der: „Der braucht doch kei­ne Schat­ten­re­gie­rung, der sitzt in einer Nicht-Schat­ten­re­gie­rung. Der ein­zi­ge in der gan­zen FPÖ, der poli­tisch denkt, ist der Kickl.“ Ein dickes Lob also vom Küs­sel für den Kickl. Aber es kommt noch bes­ser für den Kickl: „Der Kickl (…) sitzt als Innen­mi­nis­ter an der übels­ten Stel­le und schafft es, die Din­ge, die er machen will, auch umzu­set­zen. Er macht jeden­falls das, was ihm mög­lich ist.

Der Neo­na­zi Küs­sel lobt einen Innen­mi­nis­ter, in dem Fall schon den Ex. Dass wir das noch erle­ben durften!

P.S.: War das Inter­view für Küs­sel ein Nach-dem-Häfen-Gespräch, wur­de es für den Befra­ger aus dem „Alt­reich“, Sascha Krol­zig, zum Vor-dem-Häfen-Inter­view, denn der fass­te jüngst gleich mehr­fach unbe­ding­te Haft­stra­fen aus. Zwar noch nicht rechts­kräf­tig, aber es schaut für den Neo­na­zi Krol­zig dun­kel aus. Sein brau­nes Pro­pa­gan­da­blatt „N.S. Heu­te“ muss­te er zwi­schen­zeit­lich eben­falls ein­stel­len, wie wir über den ver­blie­be­nen Rest sei­ner Web­site mit Datum 5. Novem­ber erfah­ren dür­fen: „Dem N.S. Heu­te-Schrift­lei­ter Sascha Krol­zig tru­del­te heu­te (wie­der mal) eine Ankla­ge­schrift ins Haus. Dar­in wer­den zig ver­schie­de­ne Volks­ver­het­zungs- und Pro­pa­gan­da­de­lik­te wegen Arti­keln in älte­ren Aus­ga­ben der N.S. Heu­te ange­klagt – ein Vor­wurf ver­rück­ter als der ande­re! Aus Sicher­heits­grün­den muss­ten wir unse­ren Netz­la­den und unse­re Inter­net­sei­te nun erst­mal dichtmachen.“