Der FPÖ-Parlamentsklub und seine MitarbeiterInnen (Teil 1)

In der FPÖ rumort es seit Ibiza und dem Raus­flug aus der Regierung. Grund dafür sind weniger die Unge­heuer­lichkeit­en, die Stra­che mit seinem Fre­und Gude­nus gegenüber der ver­meintlichen Oli­garchen-Nichte von sich gegeben haben, son­dern per­son­elle Kämpfe. Das zieht sich von der Parteispitze bis in die Ebene der Mitar­bei­t­erIn­nen hin­unter, die im blauen Par­la­mentsklub teil­weise Stun­denkürzun­gen befürcht­en und – so der Stan­dard – in den Wider­standsmodus getreten sein sollen. Über­haupt: Es lohnt sich, einen Blick auf die Liste der Mitar­bei­t­erIn­nen des frei­heitlichen Par­la­mentsklubs zu wer­fen. Dort wim­melt es von Mul­ti­funk­tionärIn­nen, Fam­i­lien­ange­höri­gen und natür­lich auch ein­schlägig bekan­nten Rechtsextremen.

Es ist nun keines­falls erstaunlich oder außergewöhn­lich, wenn sich poli­tis­che Parteien ide­ol­o­gisch Nah­este­hende zur Mitar­beit ins Haus holen. Denn par­la­men­tarische Mitar­bei­t­erIn­nen und Klub­mi­tar­bei­t­erIn­nen (1) ver­fü­gen in vielfach­er Hin­sicht über Insid­er­wis­sen, worunter sich zuweilen auch Brisantes befind­en wird. Sie sollen neben admin­is­tra­tiv­en Tätigkeit­en poli­tis­che The­men für ihre Abge­ord­neten auf­bere­it­en, fach­liche und poli­tis­che Kon­tak­te knüpfen, Vorver­hand­lun­gen führen, Reden und par­la­men­tarische Anfra­gen schreiben, Strate­gien vor­bere­it­en – kurz: die Abge­ord­neten in all ihren Tätigkeit­en unter­stützen. Wenn Abge­ord­nete wech­seln, stellen die Mitar­bei­t­erIn­nen mitunter das Kon­tin­u­um dar, die neue Abge­ord­nete ins par­la­men­tarische Geschehen ein­führen können.

Mit dem Wech­sel der FPÖ in die Regierung sind auch einige Mitar­bei­t­erIn­nen des Klubs in die min­is­teriellen Kabi­nette gezo­gen. Es ist davon auszuge­hen, dass es Per­so­n­en waren, denen die FPÖ und ihre Min­is­terIn­nen beson­deres Ver­trauen ent­ge­gen bracht­en. Kein Zufall daher, dass darunter rei­hen­weise Kor­pori­erte waren.

Wir haben uns die per­son­elle Beset­zung des FPÖ-Par­la­mentsklubs genauer ange­se­hen und kon­nten einige Auf­fäl­ligkeit­en fest­stellen. Die FPÖ selb­st hat die Liste ihrer Mitar­bei­t­erIn­nen nir­gend­wo veröf­fentlicht, bei manchen weiß man es, manche ver­mei­den es anzuführen, dass sie (auch) im frei­heitlichen Par­la­mentsklub beschäftigt sind. Den Beginn unser­er Recherche bilden jene Mitar­bei­t­erIn­nen, die neben dem Job im Par­la­mentsklub auch noch andere Funk­tio­nen haben, zum Teil erstaunlich viele bzw. aufwändi­ge. Damit ist auch sich­er gestellt – gewollt oder zufäl­lig –, dass die Arme des Par­la­mentsklubs bis in diverse Län­der- und Gemein­de­or­gan­i­sa­tio­nen reichen.

Vorneweg: Nie­mand der mehrfach beschäftigten Klub­mi­tar­bei­t­erIn­nen kommt an Rein­hard Teufel ran, ein Mann, dessen Tag weit mehr als 24 Stun­den haben muss, ein­er, der wohl die sel­tene Gabe besitzt, an mehreren Orten gle­ichzeit­ig sein zu kön­nen. Teufel kam als Büroleit­er von Ex-Klubob­mann Stra­che und wurde Her­bert Kickls Kabi­nettchef im Innen­min­is­teri­um. Das ist an sich ein Posten, der mehr als acht Stun­den Arbeit­szeit in Anspruch nimmt und der auch keine fix­en Arbeit­szeit­en ken­nt, son­dern eine Rund-um-die-Uhr-Bere­itschaft ver­langt. Er ist auch entsprechend gut dotiert. Teufel allerd­ings hat­te daneben noch weit­ere Funk­tio­nen: Land­tagsab­ge­ord­neter in Niederöster­re­ich, Bezirksparteiob­mann, Gemein­de­parteiob­mann, Mit­glied des Lan­des- und Bun­desparteivor­standes sowie des Vor­stands im Frei­heitlichen Bil­dungsin­sti­tut. Einem echt­en Teufel reicht das noch nicht, er ist noch Neben­er­werb­s­land­wirt, Delegiert­er bei der „OÖ Wech­sel­seit­ige Ver­sicherung Ver­mö­gensver­wal­tung“. Da Teufel offen­bar noch immer unterbeschäftigt war, wurde er ger­ade noch recht­szeit­ig vor dem Auf­fliegen des Ibiza-Skan­dals in den Auf­sicht­srat der „ASFINAG Maut Ser­vice GmbH“ berufen. (Das muss eine dieser unpar­tis­chen Postenbe­set­zun­gen gewe­sen sein, von denen Nor­bert Hofer beson­ders seit Ibiza so gerne redet!) Ach ja, der vier­fache Fam­i­lien­vater ist auch noch Burschen­schafter bei der Brix­ia Innsbruck.

Rein­hard Teufel ist sicher­lich auch inner­halb der FPÖ ein Extrem­beispiel. Dass er das Kabi­nett von Kickl leit­ete, ohne seine poli­tis­chen Funk­tio­nen aufzugeben, zeugt wohl von sein­er Son­der­stel­lung inner­halb der FPÖ. Ein Mann, der dient und dafür bedi­ent und belohnt wurde. Teufel soll laut Stan­dard wieder in den Par­la­mentsklub zurück gekehrt sein.

Zurück vom Teufel-Exkurs zum FPÖ-Par­la­mentsklub, aber bleiben wir in Niederöster­re­ich. Da wäre der Wiener Neustädter Bürg­er­meis­ter-Stel­lvertreter und Stad­trat Michael Schnedlitz. Dass er auch par­la­men­tarisch­er Mitar­beit­er des Abge­ord­neten Chris­t­ian Lausch ist, erwäh­nt Schnedlitz selb­st bei den biografis­chen Angaben auf sein­er Web­site nicht. Warum eigentlich? Zusät­zlich ist er seit Sep­tem­ber 2018 Lan­desparteisekretär und war nach dem Rück­tritt von Udo Land­bauer bis zu dessen Rück­kehr neben­bei Land­tagsab­ge­ord­neter. Ob er nach wie vor geschäfts­führen­der Bezirksparteiob­mann ist, kon­nten wir angesichts der durch die Lieder­buch-Affäre aus­gelösten per­son­ellen Rochaden nicht eruieren. Wie eine Satire liest sich sein poli­tis­ches Cre­do: Als sein höch­stes Ziel set­zt er bessere Leben­sum­stände, Gerechtigkeit und Wahrheit für die Wiener Neustädter Bevölkerung. Durch seine poli­tis­chen Ansätze, die über den Teller­rand hin­aus gehen, will er Wr. Neustadt zu neuem Glanz ver­helfen.“ Fast als visionär zu beze­ich­nen ist, dass Schnedlitz den kom­menden Ruhm der Iden­titären voraus­geah­nt hat­te und gle­ich­sam vor­ab deren Glanz auf Wiener Neustadt strahlen ließ. Denn als Sell­ner & Co 2016 eine Demon­stra­tion in Wiener Neustadt abhiel­ten, hat­te Schnedlitz warme Grüße für sie parat: „Liebe iden­titäre Bewe­gung, ich begrüße Euch recht her­zlich in Wiener Neustadt! Hier seid Ihr sehr her­zlich willkommen!“

Biografische Angaben Website Michael Schnedlitz

Biografis­che Angaben Web­site Michael Schnedlitz

Ein­er von drei par­la­men­tarischen Mitar­beit­ern des Gun­trams­dor­fer Gemein­der­ats und Nation­al­ratsab­ge­ord­neten Chris­t­ian Höbart ist Gerold Babuschik, seines Zeichens Lan­des­fi­nanzref­er­ent des RFJ Niederöster­re­ich und seit 2015 Gemein­der­at in Mödling. Auf der Plat­tform „Xing“ gibt Babuschik an, „Sales Direc­tor“ ein­er Kom­mu­nika­tions­fir­ma zu sein, und zwar in Vol­lzeit. Auf der Fir­men­web­site wird er als Mitar­beit­er im Ver­trieb geführt.

Gerold Babuschik auf Xing

Gerold Babuschik auf Xing

Peter Doppler, eben­falls aus Niederöster­re­ich ist par­la­men­tarisch­er Mitar­beit­er der Nation­al­sratsab­ge­ord­neten Har­ald Ste­fan und Peter Ger­st­ner. Bei­de, Ger­st­ner und Doppler, sind ist auch noch Gemein­deräte in Baden. Nach dem Über­tritt der Baden­er FPÖ-Parte­ichefin zur Liste von Karl Schnell über­nahm Doppler für ein halbes Jahr inter­im­istisch deren Job. Poli­tisch her­vor­ge­tan hat­te er sich mit einem Face­book-Kom­men­tar zum Schla­gan­fall von Ute Bock, wie „Öster­re­ich“ anführt: „Aber auch Peter Doppler, FP-Gemein­der­at in Baden, und Ste­fan Bar­toschek, Funk­tionär der FP-NÖ, schlu­gen mit ihren Bemerkun­gen über die Stränge. ‚War der let­zte Spenden­scheck zu niedrig?’, witzelte Doppler während Bar­toschek Lizar gegen Kri­tik­er mit den Worten: ‚Warum sollte man für jeden Men­schen Mitleid empfind­en?’ verteidigte.“

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