Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Ochsenreiter wegen des Verdachts der Anstiftung zu einer schweren Brandstiftung, berichteten vor wenigen Tagen u.a. die „Tagesschau“ der ARD und das Magazin „Kontraste“ vom 31.1.2019. Der Verdacht: Ochsenreiter soll polnische Rechtsextremisten beauftragt haben, in der ukrainischen Stadt Uschhorod am 4. Februar des Vorjahres einen Brandanschlag auf eine ungarische Einrichtung verübt zu haben. Das Attentat sollte ukrainischen Neonazis in die Schuhe geschoben werden, um so die Spannungen zwischen den Ethnien in der Ukraine zu verschärfen.
Nach dem Anschlag in der Ukraine am 4. Februar 2018 waren schon früh Vermutungen über eine Verwicklung russischer Dienste laut geworden. Die Täter hatten zwar gesprühte Hakenkreuze und andere für ukrainische Rechtsextreme typische Neonazi-Symbolik hinterlassen. Schnell identifizierten die Behörden allerdings zwei der nun angeklagten Polen als Tatverdächtige. Unter anderem gaben Bilder aus Überwachungskameras Hinweise auf ihre Identität. (T‑Online, 14.1.19)
In Krakau müssen sich deshalb drei Rechtsextreme vor einem Gericht für den Brandanschlag verantworten. Der Hauptangeklagte Michal Prokopowicz, ein Aktivist der faschistischen und prorussischen Splittergruppe „Falanga“, belastete dabei Ochsenreiter schwer. Auffällig ist auch, dass ausgerechnet Ochsenreiters „Zuerst!“ schon kurz nach dem Anschlag über starke Spannungen zwischen Budapest und Kiew wegen des Angriffs auf das ungarische Kulturzentrum berichtete.
Markus Frohnmaier, der Abgeordnete der AfD, bei dem Ochsenreiter seit dem 1. September 2018 als parlamentarischer Mitarbeiter beschäftigt war, hat Ochsenreiter noch bis vor kurzem verteidigt, mittlerweile aber die Reißleine gezogen.
Mit Frohnmaier und Mateusz Piskorski hat Ochsenreiter 2016 das „Deutsche Zentrum für eurasische Studien“ gegründet. Piskorski, Chef der rechtsextremen und prorussischen Politsekte „Zmiana“, sitzt seit 2016 in Polen in U‑Haft – wegen des Verdachts, für Russland Spionage betrieben zu haben. Der ukrainische Rechtsextremismusexperte Anton Shekhovtsov hat ein Foto über die – natürlich rechtsextreme – Verbindung von Piskorski, Ochsenreiter und dem Hauptangeklagten Prokopopwicz beigesteuert .
Über das „Deutsche Zentrum für eurasische Studien“, dessen Webseite derzeit offline ist, wurden, wie 2017 eine umfangreiche Recherche der „Süddeutschen Zeitung“ nahelegt, „Wahlbeobachtungen“ und diverse prorussische Aktivitäten und Aktivisten durch den russischen Geheimdienst finanziert. Und da werden endlich die Österreich-Bezüge etwas sichtbarer.
Ochsenreiter und Österreich
Auf dem Kongress der rechtsextremen „Verteidiger Europas“ 2016 in Linz durfte Ochsenreiter nämlich das Projekt des “Deutschen Zentrums“ vorstellen, und „unzensuriert“ konnte das unter dem Titel „Manuel Ochsenreiter: Der andere Ansatz zur Geopolitik“ brav nacherzählen und mit dem weisen Schlusssatz enden: „Ganz zweifellos ist es aber lohnenswert, den Werdegang des „deutschen Zentrums für eurasische Studien“, in Zukunft genauer zu beobachten.“
Das ist im Moment nicht ganz so einfach, wie „unzensuriert“ sich das vorgestellt hat, weil dessen stellvertretender Obmann Piskorski in einem polnischen Gefängnis dunstet und das Vorstandsmitglied Frohnmaier von der AfD sich gerade von seinem parlamentarischen Mitarbeiter und Obmann des „Deutschen Zentrums“ Ochsenreiter entfremdet hat.
Der umtriebige Ochsenreiter war aber nicht nur als Chefredakteur des rechtsextremen Magazins „Zuerst!“, Obmann des „Deutschen Zentrums“ und parlamentarischer Mitarbeiter von Frohnmaier tätig, sondern verfasste auch – jenseits seines Auftritts beim Kongress der „Verteidiger Europas“ in Linz – Kommentare bzw. Gastbeiträge für den „Wochenblick“ und „Info-direkt“. Vor allem der „Wochenblick“ ist regelrecht enthusiasmiert über den „Top-Insider“ und „wichtigen Syrien-Experten“, der da völlig ungeniert in Gastbeiträgen seine prorussischen und proiranischen Positionen ausbreiten darf.
Im September 2014 referierte Ochsenreiter bei der antisemitischen und antizionistischen Konferenz „New Horizon“ in Teheran über den „gefährlichen Einfluss der Israel-Lobby in Deutschland“.
Zuvor aber, im März 2014, traf Ochsenreiter seinen Freund Johann Gudenus auf der Krim bei einer von unbekannten Kräften finanzierten Beobachtung des Krim-Referendums. Mit dabei war auch der inzwischen als Nationalratsabgeordneter etwas unfreiwillig abgetretene Johannes Hübner. Auf seinem Facebook-Profil veröffentlichte Gudenus damals auch Fotos mit Ochsenreiter.
M.Ochsenreiter, Chefredakteur der rechtsextremen ZUERST, April 2017, über FPÖ-Nabg Hübner. Offenbar eine ganz besondere Männerfreundschaft. pic.twitter.com/rzA5PwhTgR
— FIPU (@fipu_at) 4. April 2017
Schon im Jänner 2014 postete Gudenus: „Mein Freund Manuel Ochsenreiter auf Russia TV über die Situation in Syrien“ und im April 2014 dann besonders überschwänglich: „Freundschaftlicher Besuch aus Berlin: Manuel Ochsenreiter, Chefredakteur der Wochenzeitung ‚Zuerst‘“
Ochsenreiter bedankt sich für die Freundschaft mit Gudenus auch artig über die Jahre hinweg durch freundliche Berichte auf „Zuerst!“ – über den „jungen Aufsteiger in Wien“ etwa oder mit Lob für die antisemitische Soros-Kampagne.
Die Freundschaft der beiden dauert nämlich schon Jahre an. 1998 berichtet Ochsenreiter über einen Wien-Besuch bei „Graf Johann Gudenus mit feschem Trachtenjanker“ in der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ geradezu hymnisch: „Johann – ‚Joschi’, der hochgewachsene, 21jährige Jurastudent, FPÖ-Bezirksrat und Techno-DJ wird in den nächsten Tagen mein Reiseführer durch das unbekannte Wien.“ In dem Beitrag geht Ochsenreiter auf ironische Distanz zu Burschenschaftern („Nicht schon wieder mit ‚Buxen’ feiern müssen“), tatsächlich ist er aber so wie der gleichaltrige „Joschi“ Gudenus einer von der schlagenden Abteilung.
Die „Terrorvorwürfe gegen ehemaligen AfD-Mitarbeiter verdichten sich“, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ am 31.1.2019 zu Manuel Ochsenreiter. Von Freund „Joschi“ gibt’s noch keinen Kommentar dazu. Auch der „Wochenblick“ schweigt sich über den Verdacht gegen seinen renommierten Mitarbeiter aus. Wir sind gespannt, wie’s weitergeht!