Teutonia Wien: antisemitisch, rechtsextrem & braun!

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Der Zeit­punkt, ab dem die Bur­schen­schaft Teu­to­nia weg­ge­kippt ist in das Lager der extre­men Deutsch­na­tio­na­len und Anti­se­mi­ten, liegt schon etwas län­ger zurück. Seit 1881 gehö­ren die Wie­ner Teu­to­nen ziem­lich ver­läss­lich zu jenem Teil der deut­schen Bur­schen­schaf­ter, der immer wie­der rechts­extrem und anti­se­mi­tisch auf­fäl­lig ist. Die Teu­to­nen brau­chen offen­sicht­lich den wie­der­keh­ren­den Eklat, auch wenn sie dann – so wie jetzt – kurz­fris­tig klein bei­geben müssen.

Ein Besuch bei den eben­so ver­hal­tens­auf­fäl­li­gen Rac­zeks zu Bonn hat die Teu­to­nen wie­der ein­mal ermu­tigt, öffent­lich zu zei­gen, wes Geis­tes Kind sie sind. In einem Face­book-Pos­ting vom 2. Febru­ar beju­beln sie die „Odal­ru­ne auf blut­ro­tem Tuche“ und sich als die aus der „Ost­mark“. Das Doku­men­ta­ti­ons­ar­chiv des Öster­rei­chi­schen Wider­stan­des hat in dem Bei­trag „Die neo­na­zis­ti­schen Anklän­ge der Bur­schen­schaft ‚Teu­to­nia‘“ vie­le Bele­ge auf­ge­zählt, war­um die Teu­to­nen im brau­nen Eck stehen.

Teutonia: "Deserteure sind keine Helden!"

Teu­to­nia: „Deser­teu­re sind kei­ne Helden!”

Was rechts­extre­men Akti­vis­mus betrifft, ist wohl kei­ne Bur­schen­schaft in Öster­reich in den letz­ten Jah­ren quan­ti­ta­tiv wie qua­li­ta­tiv ähn­lich auf­fäl­lig gewor­den wie die Teu­to­nen. Nichts­des­to­trotz befin­den sie sich inner­halb der öster­rei­chi­schen Bur­schen­schaf­ten kei­nes­wegs in einer Außen­sei­ter­po­si­ti­on, wie ihre Vor­sitz­füh­rung in der Bur­schen­schaft­li­chen Gemein­schaft (2011), der Deut­schen Bur­schen­schaft (2013) und dem WKR (2014) unter­streicht“, hieß es in einem unse­rer Bei­trä­ge über die Teu­to­nen aus dem Jahr 2016.

Teutonia: "kein Fest der Freude" am 8. Mai

Teu­to­nia: „kein Fest der Freu­de” am 8. Mai

Als die Wie­ner Teu­to­nia 2013 den Vor­sitz inner­halb des Dach­ver­ban­des Deut­sche Bur­schen­schaft über­nahm, brach­te sie es sogar zu einem län­ge­ren Bei­trag auf Spie­gel Online. Die öffent­li­che Auf­merk­sam­keit für ihre brau­nen Akti­vi­tä­ten hal­ten sie sich sicher als Aus­zeich­nung zugu­te – ver­mut­lich fin­det sich der Spie­gel-Bei­trag ein­ge­rahmt auf der Burschenbude.

In den ers­ten Jah­ren nach ihrer Grün­dung 1868 hat­ten die Teu­to­nen sogar noch eini­ge jüdi­sche Mit­glie­der, betrach­te­ten des­halb die von eini­gen Bur­schen­schaf­tern betrie­be­ne „anti­se­mi­ti­sche Fra­ge“ nicht als vor­ran­gig. 1881 führ­te einer der spä­te­ren Säu­len­hei­li­gen der Deutsch­na­tio­na­len, Juli­us Syl­ves­ter, ein rabia­ter Anti­se­mit und Teu­to­ne den noch rabia­te­ren Anti­se­mi­ten und deutsch­völ­ki­schen Eife­rer Georg Rit­ter von Schö­ne­rer bei den Teu­to­nen ein, um damit die „Juden­fra­ge“ vor­an­zu­trei­ben und die Bur­schen­schaft „juden­rein“ zu machen. Für Schö­ne­rer, der Hit­ler als Vor­bild dien­te, ver­an­stal­ten die Teu­to­nen sogar Fest­knei­pen – so anläss­lich sei­nes 170. Geburts­ta­ges 2012.

Teutonia: Einladung zur "Schönerer-Kneipe" 2012

Teu­to­nia: Ein­la­dung zur „Schö­ne­rer-Knei­pe” 2012

Dazu passt dann auch das Flug­blatt, das die Teu­to­nia Anfang 2012 vor dem Bur­schen­schaf­ter­ball streu­te: ein wider­li­ches Pam­phlet, das vor anti­se­mi­ti­schen Ste­reo­ty­pen nur so strotzte!

Teutonia: antisemitisches Flugblatt gegen Ariel Muzicant gerichtet (2012)

Teu­to­nia: anti­se­mi­ti­sches Flug­blatt gegen Ari­el Muzi­cant gerich­tet (2012)

In den 90er Jah­ren des vori­gen Jahr­hun­derts hat­ten die Teu­to­nen einen über­durch­schnitt­lich hohen Anteil von Akti­vis­ten in der Volks­treu­en Außer­par­la­men­ta­ri­schen Oppo­si­ti­on (VAPO) des Gott­fried Küs­sel gestellt und nach deren Zer­schla­gung auch bei den wegen Wie­der­be­tä­ti­gung Ver­ur­teil­ten. Als die deut­schen Bur­schen­schaf­ten aus Öster­reich 1971 ihre Wie­der­ver­ei­ni­gung bzw. den Anschluss an die Deut­sche Bur­schen­schaft (DB) fei­ern konn­te, blie­ben die Teu­to­nen abseits, tra­ten nicht der DB bei „auf Grund der schlech­ten Erfah­run­gen, die man mit eini­gen Grup­pie­run­gen der Deut­schen Bur­schen­schaft in natio­na­ler und waf­fen­stu­den­ti­scher Rich­tung“gemacht haben wollte.

2008 fand die Teu­to­nia dann doch in den Dach­ver­band DB zurück, wur­de – nach einer Brand­re­de von Ger­hard Pendl — ohne die übli­chen Prü­fun­gen ruck­zuck auf­ge­nom­men mit dem pro­to­kol­la­ri­schen Vermerk:

Es wird der Ein­satz der Wie­ner akad. B! Teu­to­nia für die Eini­gung der Bur­schen­schaf­ten der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und der Ost­mark hervorgehoben.“

Da ist sie wie­der – die „Ost­mark“ – dies­mal in einem Pro­to­koll der DB. Wer glaubt, dass die ande­ren Bur­schen­schaf­ten in der DB anders, weni­ger rechts­extrem, ticken, der irrt in den meis­ten Fäl­len, vor allem bei den öster­rei­chi­schen Mit­glieds­bün­den der DB. Aber zwei­fel­los bil­den die Teu­to­nen da die Vor­hut, wenn sie nicht gera­de durch Rück­sicht­nah­me auf die Jobs ihrer Alten Her­ren und ver­mut­lich auch die FPÖ im All­ge­mei­nen dar­an gehin­dert werden.

„Der gemei­ne #Teu­to­ne: stand- & mann­haft, gesin­nungs­fest, kei­nem Dik­tat sich beu­gend, von p.c. unan­ge­krän­kelt, sou­ve­rän dem Zeit­geist trotzend.

Bis der Job eines Alten Her­ren wackelt und/oder Alte Her­ren sau­er wer­den — dann fin­det der #Teu­to­ne doch ganz schnell den Edit-Button.”

P.S.: Die „Ost­mark“ ist aus dem Bei­trag gelöscht, der „Feu­er­spruch“ des Nazi-Dich­ters Hein­rich Gut­ber­let, der auch als „Hym­ne der Deut­schen in Polen“ bekannt ist, ziert aber noch immer die Face­book-Sei­te der Teu­to­nen – so wie vie­le ande­re uner­träg­li­che Sprüche.

Teutonia: Feuerspruch (Heinrich Gutberlet)

Teu­to­nia: Feu­er­spruch (Hein­rich Gutberlet)