Info-Direkt (Teil I): Das Magazin der Plagiatoren

Zwei Jahre gibt es nun das Mag­a­zin „Info-Direkt“ aus Linz. Mit der Organ­i­sa­tion des recht­sex­tremen Kon­gress­es „Vertei­di­ger Europas“, gemein­sam mit „unzen­suri­ert“, im Okto­ber 2016 haben die Betreiber ihr Gesel­len­stück abgeliefert. Höch­ste Zeit also, das Medi­en­pro­jekt ein­er näheren Prü­fung zu unterziehen. Dabei sind wir auf das Husaren­stück der recht­sex­tremen Medi­en­mach­er gestoßen: Sie schreiben scham­los ab, vorzugsweise von der „Lügen­presse“.

Eigentlich war zunächst nur geplant, die Online-Ver­sion des Linz­er Medi­en­pro­jek­ts etwas näher zu begutacht­en, vielle­icht so etwas mehr über die Autoren (die männliche Form deckt fak­tisch alle ab) zu erfahren. Schließlich machte „Info-Direkt“ von Beginn an ein großes Geheim­nis aus seinen Autoren – eigentlich aus allem. Mit­tler­weile wis­sen wir etwas mehr über die Autoren und über die Finanzierung.

Eines haben die Mach­er von „Info-Direkt“ allerd­ings nie ver­steckt, näm­lich ihre recht­sex­treme Gesin­nung. Die schim­mert sog­ar bei schein­bar unverdächti­gen The­men wie dem Wald durch: „Der Wald als Heimat der Seele?“ ist ein Beitrag in der Nr. 3 (2016) betitelt.

Das rechtsextreme Printprodukt "Info-Direkt", das eifrig gegen die "Lügenpresse" wettert, schreibt eifrig von ihr ab - ohne dies zu kennzeichnen.

Das recht­sex­treme Print­pro­dukt „Info-Direkt”, das eifrig gegen die „Lügen­presse” wet­tert, schreibt eifrig von ihr ab — ohne dies zu kennzeichnen.

Und schon offen­bart sich die Chuzpe. Der Beitrag ist zu großen Teilen von ein­er Stu­di­en­ar­beit aus dem Jahr 2006 abgeschrieben. Die trug den Titel „Der Mythos des deutschen Waldes von Tac­i­tus bis in den Nation­al­sozial­is­mus“ und beschäftigte sich kri­tisch mit der nation­al­sozial­is­tis­chen Ide­olo­giebil­dung zum Wald. Dessen Instru­men­tal­isierung durch die Nazis zu erwäh­nen, geschweige denn zu erörtern, war nicht im Sinne des „Info-Direkt“-Autors. Deshalb wur­den jene Pas­sagen aus der Stu­di­en­ar­beit, die sich expliz­it auf den Nation­al­sozial­is­mus beziehen bzw. ihn erwäh­nen, bei „Info-Direkt“ nicht wiedergegeben. Offen­sichtlich soll­ten die LeserIn­nen von „Info-Direkt“ in ihrer idyl­lis­chen Betra­ch­tung des deutschen Waldes nicht durch eine gedankliche Verbindung mit dem Nation­al­sozial­is­mus irri­tiert wer­den. Andere Pas­sagen dieses „Info-Direkt“-Beitrags sind übri­gens wörtlich abgekupfert von einem Artikel, den eine Clau­dia Ehren­stein in der „Welt” Anfang 2015 unter dem Titel „Der deutsche Wald, Schlacht­feld der Ide­olo­gien“ ver­fasst hat. Sie weiß übri­gens noch nichts von ihrem Glück, in ein­er recht­sex­tremen Zeitschrift plagi­iert wor­den zu sein.

Andere Plagi­ierte schon. In der gle­ichen Nr. 3 (2016) von „Info-Direkt“ wurde unter dem Titel „Kon­trolle oder Mei­n­ungs­bil­dung?“ ein Beitrag veröf­fentlicht, der sich mit der Macht der Medi­en, der vierten Gewalt, auseinan­der­set­zt. Dieser Beitrag stammt fast durchgängig von Roland Burkart, Uni­ver­sität­spro­fes­sor am Wiener Pub­lizis­tikin­sti­tut. Jed­er Hin­weis auf ihn als Ver­fass­er bzw. auf die von ihm zitierte Lit­er­atur (Haber­mas!) wurde allerd­ings sorgfältig eli­m­iniert. Wir haben Roland Burkart dazu angeschrieben und auch prompt eine Antwort erhalten:

Das ist ja in der Tat frech und schlicht unge­heuer­lich. Ich habe diesen (populär-)wissenschaftlichen Artikel auf Ein­ladung des IDM-Mag­a­zins (im Feb­ru­ar 2015) ver­fasst, das 4x im Jahr als Beilage zur Wiener Zeitung erscheint. Er ist über meine Uni-Home­page zugänglich, das hat ver­mut­lich das Auffind­en erleichtert.
Nicht nur, dass er fast zur Gänze wortwörtlich abgeschrieben ist, dort wo das nicht der Fall ist, wurde er auch noch inhaltlich entstellt:
— so habe ich im Zusam­men­hang mit der jour­nal­is­tis­chen Inter­pre­ta­tion von Ereignis­sen nicht von “Manip­u­la­tion“ gesprochen (das Wort kommt in meinem Auf­satz gar nicht vor),
— ich habe den ORF auch nicht als „Staatssender“ beze­ich­net, der „Dis­tanz natür­lich nicht vor­weisen“ kann und
— es gibt in meinem Text auch kein Urteil darüber, dass sich „die klas­sis­chen Medi­en­ange­bote (…) immer weit­er von der Lebenswirk­lichkeit der Men­schen entfernen.
Eine dreiste Sache also. Selb­stver­ständlich behalte ich mir rechtliche Schritte vor.

Es geht also nicht nur um sim­ple Pla­giate bzw. um das Weglassen von erk­lären­den Pas­sagen, son­dern auch darum, dass dem plagi­ierten Text ein ander­er Spin gegeben wurde, ein­er, der von dem eigentlichen Urhe­ber nicht intendiert war.

Wer’s mit „Info-Direkt“ noch immer gut meint, kön­nte auf die Idee kom­men, dass das Plagi­ieren, also das wider­rechtliche Abschreiben von län­geren Textpas­sagen ohne Zus­tim­mung der Ver­fasserIn­nen bzw. ohne Zitierung, auf die Nr. 3/2016 beschränkt geblieben ist. Sor­ry! Plagi­iert wurde in jed­er bish­er erschiene­nen Aus­gabe von „Info-Direkt“. Dutzende Male! Von Medi­en der soge­nan­nten „Lügen­presse“, von Wis­senschaf­terIn­nen, von kom­merziellen Agen­turen usw.

Das Mot­to von „Info-Direkt“ ist: „Nicht immer ist das, was wir auf den ersten Blick sehen, die ganze Wahrheit.“  Wie wahr, ger­ade für „Info-Direkt“ gilt dieser Leit­spruch beson­ders. Wir sehen zum Beispiel als Autor der bei­den erwäh­n­ten Beiträge einen „Lukas Biester­feld“ aus­gewiesen. Mit diesem „Autor“ beschäfti­gen wir uns im näch­sten Beitrag noch genauer.

Weit­ere Beiträge zum Thema:

- stopptdierechten.at, 20.3.2017: Info-Direkt (Teil II): Der Oberplagiator
— stopptdierechten.at, 21.3.2017: Info-Direkt (Teil III): Reaktionen

- stopptdierechten.at, 14.4.2015: Wer steckt hin­ter „Info-Direkt“?
— stopptdierechten.at, 13.5.2015: Ein recht­sex­tremes Mag­a­zin präsen­tiert sich
— stopptdierechten.at, 7.2.2017: Was uns die ‚Iden­titären‘ auf ihrem Jahreskongress ver­ri­eten (Teil 1)
— profil.at, 18.3.2017: Die FPÖ-nahe Zeitschrift „Info-Direkt“ wet­tert gegen die „Lügen­presse“ – und kopiert sie dreist