Eigentlich war zunächst nur geplant, die Online-Version des Linzer Medienprojekts etwas näher zu begutachten, vielleicht so etwas mehr über die Autoren (die männliche Form deckt faktisch alle ab) zu erfahren. Schließlich machte „Info-Direkt“ von Beginn an ein großes Geheimnis aus seinen Autoren – eigentlich aus allem. Mittlerweile wissen wir etwas mehr über die Autoren und über die Finanzierung.
Eines haben die Macher von „Info-Direkt“ allerdings nie versteckt, nämlich ihre rechtsextreme Gesinnung. Die schimmert sogar bei scheinbar unverdächtigen Themen wie dem Wald durch: „Der Wald als Heimat der Seele?“ ist ein Beitrag in der Nr. 3 (2016) betitelt.

Und schon offenbart sich die Chuzpe. Der Beitrag ist zu großen Teilen von einer Studienarbeit aus dem Jahr 2006 abgeschrieben. Die trug den Titel „Der Mythos des deutschen Waldes von Tacitus bis in den Nationalsozialismus“ und beschäftigte sich kritisch mit der nationalsozialistischen Ideologiebildung zum Wald. Dessen Instrumentalisierung durch die Nazis zu erwähnen, geschweige denn zu erörtern, war nicht im Sinne des „Info-Direkt“-Autors. Deshalb wurden jene Passagen aus der Studienarbeit, die sich explizit auf den Nationalsozialismus beziehen bzw. ihn erwähnen, bei „Info-Direkt“ nicht wiedergegeben. Offensichtlich sollten die LeserInnen von „Info-Direkt“ in ihrer idyllischen Betrachtung des deutschen Waldes nicht durch eine gedankliche Verbindung mit dem Nationalsozialismus irritiert werden. Andere Passagen dieses „Info-Direkt“-Beitrags sind übrigens wörtlich abgekupfert von einem Artikel, den eine Claudia Ehrenstein in der „Welt” Anfang 2015 unter dem Titel „Der deutsche Wald, Schlachtfeld der Ideologien“ verfasst hat. Sie weiß übrigens noch nichts von ihrem Glück, in einer rechtsextremen Zeitschrift plagiiert worden zu sein.
Andere Plagiierte schon. In der gleichen Nr. 3 (2016) von „Info-Direkt“ wurde unter dem Titel „Kontrolle oder Meinungsbildung?“ ein Beitrag veröffentlicht, der sich mit der Macht der Medien, der vierten Gewalt, auseinandersetzt. Dieser Beitrag stammt fast durchgängig von Roland Burkart, Universitätsprofessor am Wiener Publizistikinstitut. Jeder Hinweis auf ihn als Verfasser bzw. auf die von ihm zitierte Literatur (Habermas!) wurde allerdings sorgfältig eliminiert. Wir haben Roland Burkart dazu angeschrieben und auch prompt eine Antwort erhalten:
„Das ist ja in der Tat frech und schlicht ungeheuerlich. Ich habe diesen (populär-)wissenschaftlichen Artikel auf Einladung des IDM-Magazins (im Februar 2015) verfasst, das 4x im Jahr als Beilage zur Wiener Zeitung erscheint. Er ist über meine Uni-Homepage zugänglich, das hat vermutlich das Auffinden erleichtert.
Nicht nur, dass er fast zur Gänze wortwörtlich abgeschrieben ist, dort wo das nicht der Fall ist, wurde er auch noch inhaltlich entstellt:
— so habe ich im Zusammenhang mit der journalistischen Interpretation von Ereignissen nicht von “Manipulation“ gesprochen (das Wort kommt in meinem Aufsatz gar nicht vor),
— ich habe den ORF auch nicht als „Staatssender“ bezeichnet, der „Distanz natürlich nicht vorweisen“ kann und
— es gibt in meinem Text auch kein Urteil darüber, dass sich „die klassischen Medienangebote (…) immer weiter von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernen.
Eine dreiste Sache also. Selbstverständlich behalte ich mir rechtliche Schritte vor.“
Es geht also nicht nur um simple Plagiate bzw. um das Weglassen von erklärenden Passagen, sondern auch darum, dass dem plagiierten Text ein anderer Spin gegeben wurde, einer, der von dem eigentlichen Urheber nicht intendiert war.
Wer’s mit „Info-Direkt“ noch immer gut meint, könnte auf die Idee kommen, dass das Plagiieren, also das widerrechtliche Abschreiben von längeren Textpassagen ohne Zustimmung der VerfasserInnen bzw. ohne Zitierung, auf die Nr. 3/2016 beschränkt geblieben ist. Sorry! Plagiiert wurde in jeder bisher erschienenen Ausgabe von „Info-Direkt“. Dutzende Male! Von Medien der sogenannten „Lügenpresse“, von WissenschafterInnen, von kommerziellen Agenturen usw.
Das Motto von „Info-Direkt“ ist: „Nicht immer ist das, was wir auf den ersten Blick sehen, die ganze Wahrheit.“ Wie wahr, gerade für „Info-Direkt“ gilt dieser Leitspruch besonders. Wir sehen zum Beispiel als Autor der beiden erwähnten Beiträge einen „Lukas Biesterfeld“ ausgewiesen. Mit diesem „Autor“ beschäftigen wir uns im nächsten Beitrag noch genauer.
Weitere Beiträge zum Thema:
- stopptdierechten.at, 20.3.2017: Info-Direkt (Teil II): Der Oberplagiator
— stopptdierechten.at, 21.3.2017: Info-Direkt (Teil III): Reaktionen
- stopptdierechten.at, 14.4.2015: Wer steckt hinter „Info-Direkt“?
— stopptdierechten.at, 13.5.2015: Ein rechtsextremes Magazin präsentiert sich
— stopptdierechten.at, 7.2.2017: Was uns die ‚Identitären‘ auf ihrem Jahreskongress verrieten (Teil 1)
— profil.at, 18.3.2017: Die FPÖ-nahe Zeitschrift „Info-Direkt“ wettert gegen die „Lügenpresse“ – und kopiert sie dreist