Info-Direkt (Teil II): Der Oberplagiator

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Der Leit­spruch von Info-Direkt lau­tet: „Nicht immer ist das, was wir auf den ers­ten Blick sehen, die gan­ze Wahr­heit.“ Eine star­ke Ansa­ge für ein Maga­zin, für wel­ches das wider­recht­li­che Abschrei­ben zum redak­tio­nel­len All­tag gehört. Seit pro­fil ver­geb­lich ver­such­te eine Stel­lung­nah­me zu den Pla­gi­ats­vor­wür­fen von den Info-Direkt-Machern ein­zu­ho­len, ist bei denen Feu­er am Dach. Die Lösch­ver­su­che in der Online-Ver­si­on wer­den aber nicht ausreichen.

Es gibt so vie­le pla­gi­ier­te Tex­te in den zwölf Aus­ga­ben von „Info-Direkt“, dass man leicht den Über­blick ver­lie­ren kann. Pla­gi­iert wur­den Tex­te von Wis­sen­schaf­tern, von der Rosa-Luxem­burg-Stif­tung, der deut­schen Par­tei „Die Lin­ke”, der Grü­nen Hein­rich-Böll-Stif­tung und von Attac. Abge­schrie­ben wur­den Tex­te aus Medi­en wie der „Wie­ner Zei­tung“, der „Tiro­ler Tages­zei­tung“, der „Süd­deut­schen Zei­tung“, der „Welt“, der „TAZ“, aus dem „Han­dels­blatt“, dem Maga­zin „The Euro­pean“, vom „Spie­gel“, von der ARD, vom deut­schen Regio­nal­sen­der rbb, von Textagen­tu­ren und – das sol­len sie unter sich aus­ma­chen – auch von rech­ten bzw. rechts­extre­men Medien.

Unter den „Redak­teu­ren“ von „Info-Direkt“, die ger­ne und häu­fig abschrei­ben, ragt einer beson­ders her­aus: „Lukas Bies­ter­feld“ nennt er sich. Ein­mal taucht auch ein „Lukas Bisterfeld“ als Autor auf, aber die kor­rek­te Ortho­gra­fie ist sein gerings­tes Pro­blem. Auf Bies­ter­feld sind näm­lich die meis­ten der pla­gi­ier­ten Autoren neu­gie­rig. Unter kei­nem ande­ren Namen wur­den so vie­le Tex­te ein­fach abge­kup­fert wie unter sei­nem. Wenn der Name Bies­ter­feld als „Autor“ eines Bei­trags genannt wur­de, konn­te man schon sicher sein, dass sich ein, zwei oder gar drei pla­gi­ier­te Tex­te in ihm wiederfinden.

Bies­ter­feld hat es dabei sogar zu einem gewis­sen Kön­nen gebracht. Zum einen durch die Mon­ta­ge ver­schie­de­ner gestoh­le­ner Tex­te zu einem Gesamt­kunst­werk. Zum ande­ren dadurch, dass er den Pla­gia­ten eine kon­trä­re Schluss­fol­ge­rung hin­zu­fügt bzw. die Schluss­fol­ge­rung des eigent­li­chen Autors streicht und ihn so ein zwei­tes Mal schä­digt, gewis­ser­ma­ßen das Wort im Mund ver­dreht. Wir haben schon über die Reak­ti­on eines pla­gi­ier­ten Wis­sen­schaf­ters berich­tet, dies­mal eini­ge Bei­spie­le aus der Sudel­kü­che von Biesterfeld.

Bei­spiel 1: „Hei­mat, Umwelt und Iden­ti­tät“, Info-Direkt Nr. 2 (2016)
Bies­ter­feld schreibt lan­ge Pas­sa­gen aus einem Text von Oli­ver Nüch­ter („Denk­fi­gu­ren völ­kisch auto­ri­tä­rer Öko­lo­gie“) ab, den die Hein­rich-Böll-Stif­tung ver­öf­fent­licht hat. Eine ande­re lan­ge Pas­sa­ge ist vom Text „Was ist Hei­mat“ des Sen­ders rbb rein­ko­piert, der sich um eine Defi­ni­ti­on des Hei­mat­be­griffs bemüht. Nicht über­nom­men wur­de fol­gen­der Satz: „Hei­mat ist aber auch da, wo man sich zu Hau­se fühlt, weil man schon lan­ge dort wohnt.

Bei­spiel 2: „EU ohne Demo­kra­tie“, Info-Direkt Nr. 4 (2015)
Auch für die­sen Text von Bies­ter­feld wur­den meh­re­re Autoren pla­gi­iert. Einer von ihnen ist Bern­hard Schin­wald, des­sen Bei­trag „Ohne uns“ in der Zeit­schrift „The Euro­pean“ (8.6.2013) ver­öf­fent­licht wur­de. Bies­ter­feld kopiert hem­mungs­los meh­re­re Absät­ze, lässt aber Schin­walds Appell „Gesamt­eu­ro­pä­isch den­ken“ unter den Tisch fal­len und ruft statt­des­sen in rechts­extre­mer Dik­ti­on auf, „dass sich die euro­päi­schen Völ­ker aus den Fän­gen der glo­ba­len Wirt­schafts­mul­tis befrei­en“ sollen.

InfoDirekt rezensiert ein 80-Seiten-Büchlein und schreibt Absatz für Absatz aus einer anderen Rezension ab. Jedoch wird nicht vergessen die SZ zu beschimpfen in dem diese als "widerwärtig" bezeichnet wird - soviel Zeit muss sein bei einer Rezension...

Info­Di­rekt rezen­siert ein 80-Sei­ten-Büch­lein und schreibt Absatz für Absatz aus einer ande­ren Rezen­si­on ab. Jedoch wird nicht ver­ges­sen die SZ zu beschimp­fen in dem die­se als „wider­wär­tig” bezeich­net wird — soviel Zeit muss sein bei einer Rezen­si­on… (links: Info­Di­rekt, rechts: Blaue Narzisse)

Bei­spiel 3: „Chi­nas gro­ße Reform“, Info-Direkt Nr. 4 (2015)
In dem Bei­trag wird ein Buch rezen­siert. Die Rezen­si­on stammt nicht von Bies­ter­feld, son­dern aus der Feder von Johan­nes Kon­stan­tin Poens­gen, einem Autor, der der Neu­en Rech­ten zuge­ord­net wer­den kann. Das rezen­sier­te Buch ver­fass­te Peter Kunt­ze, der von Poens­gen in der „Blau­en Nar­zis­se“ (13.10.2014) so vor­ge­stellt wird:

„Peter Kunt­ze, ehe­ma­li­ger außen­po­li­ti­scher Redak­teur der Süd­deut­schen Zeitung“

Bies­ter­feld macht dar­aus fol­gen­den Satz:

„Peter Kunt­ze, ehe­ma­li­ger außen­po­li­ti­scher Redak­teur der beson­ders wider­wär­ti­gen Süd­deut­schen Zeitung“

Das hin­dert ihn natür­lich nicht, an ande­rer Stel­le von der „beson­ders wider­wär­ti­gen“ Süd­deut­schen Zei­tung Text­pas­sa­gen zu klau­en („Mut und Wil­le zur Ord­nung“, Info-Direkt Nr. 6,2015).

Im schon erwähn­ten geklau­ten Text von Roland Bur­kart wen­det er noch eine ande­re Metho­de an: Er säu­bert das Pla­gi­at von „ver­däch­ti­gen“ Text­stel­len. In einer rechts­extre­men Zeit­schrift macht sich ein Haber­mas-Zitat ohne­hin nicht gut, und der Hin­weis des tat­säch­li­chen Ver­fas­sers auf ein ande­res Buch von ihm könn­te selbst bei gläu­bi­gen rech­ten Dumpf­ba­cken einen Keim des Zwei­fels auf­kom­men lassen.

Lukas Bies­ter­feld ist bei „Info-Direkt“ ein ver­läss­li­cher Garant für Pla­gia­te. Drum sind wir schon sehr gespannt, wer die­ser Lukas Bies­ter­feld tat­säch­lich ist, falls er sich wegen sei­ner Pla­gia­te ein­mal ver­ant­wor­ten müss­te. Denn es gäbe ihn wirk­lich, schreibt „Info-Direkt“. Und was „Info-Direkt“ schreibt, stimmt ja wohl, auch wenn es von der „Lügen­pres­se“ abge­schrie­ben ist, oder?

Wei­te­re Bei­trä­ge zum Thema:
➡️ stopptdierechten.at, 19.3.2017: Info-Direkt (Teil I): Das Maga­zin der Plagiatoren
➡️ stopptdierechten.at, 21.3.2017: - stopptdierechten.at, 21.3.2017: Info-Direkt (Teil III): Reaktionen

➡️ stopptdierechten.at, 14.4.2015: Wer steckt hin­ter „Info-Direkt“?
➡️ stopptdierechten.at, 7.2.2017: Was uns die ‚Iden­ti­tä­ren‘ auf ihrem Jah­res­kon­gress ver­rie­ten (Teil 1)
➡️ stopptdierechten.at, 13.5.2015: Ein rechts­extre­mes Maga­zin prä­sen­tiert sich

➡️ profil.at, 18.3.2017: Die FPÖ-nahe Zeit­schrift „Info-Direkt“ wet­tert gegen die „Lügen­pres­se“ – und kopiert sie dreist