Info-Direkt (Teil III): Reaktionen

Nach den massen­haften Fun­den von Pla­giat­en in den Print-Aus­gaben der recht­sex­tremen Zeitschrift „Info-Direkt“ haben wir einige der plagi­ierten Autoren, Medi­en und Ein­rich­tun­gen angeschrieben, sie über die Pla­giate informiert und mit­tler­weile auch schon erste Reak­tio­nen erhal­ten. Auch „Info-Direkt“ reagiert: ziem­lich ver­hal­ten auf die Vor­würfe, dafür sehr fleißig mit Löschun­gen der Pla­giate in der Online-Aus­gabe. Bra­vo! Fein, dass es eine Print-Ver­sion gibt.

Wir haben in der Vor­woche einige der plagi­ierten AutorIn­nen und Insti­tu­tio­nen angeschrieben, ihnen die Pla­giate geschickt und sie um eine Stel­lung­nahme gebeten. Erwartungs­gemäß woll­ten die Medi­en bzw. Insti­tu­tio­nen, die angeschrieben wur­den, zunächst ein­mal über ihre Recht­san­wälte und Rechtsabteilun­gen die Vor­würfe prüfen, reagierten also eher ver­hal­ten, während die angeschriebe­nen Jour­nal­istIn­nen und Wis­senschafter sehr ein­deutig reagierten.

Über die sehr aus­führliche Stel­lung­nahme des Pub­lizis­tikpro­fes­sors Roland Burkart von der Uni Wien haben wir schon in Teil I dieser Serie berichtet. „Frech und schlicht unge­heuer­lich“ ist für Burkart, dass sein Beitrag nicht nur „fast zur Gänze wortwörtlich abgeschrieben“, son­dern „dort, wo das nicht der Fall ist, (…) auch noch inhaltlich entstellt“ wurde.

Von der Heinrich–Böll-Stiftung haben wir zur Antwort erhal­ten, dass die Angele­gen­heit geprüft wird. Fast gle­ich­lau­t­end die Reak­tion der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung: „Wir wer­den das prüfen und uns dann bei Ihnen melden.“ Das Kura­to­ri­um für Jour­nal­is­te­naus­bil­dung (KfJ) schrieb: „Aus Sicht unseres Anwalts ist der vor­liegende Fall ein klar­er Ein­griff in die Ver­w­er­tungsrechte des KfJ.

Der Pub­lizist Johann-Gün­ther König aus Bre­men schick­te uns eine aus­führliche Stel­lung­nahme: „In der Tat han­delt es sich bei den von ihnen markierten Stellen um geschickt gerei­hte For­mulierun­gen aus meinem Buch ‚Alle Macht den Konz­er­nen’, das gewiss nicht für recht­sex­treme Kreise ver­fasst wurde, geschweige denn ihnen als Baustelle dienen soll. (…) Die Zitate wur­den meinem Werk ab S. 188 ent­nom­men.

Auch vom His­torik­er Univ.-Prof. Michael Gehler erhiel­ten wir eine klare Stel­lung­nahme: „Mir ist ‚Info-Direkt’ als Organ über­haupt nicht bekan­nt gewe­sen. Der aufgezeigte Pla­giat­snach­weis ist ein­deutig. Dage­gen ist m.E. auch vorzuge­hen.

Mar­tin Greive, dessen gemein­sam mit Tina Kaiser ver­fasster Beitrag für die „Welt“ über das US-Steuer­abkom­men FATCA plagi­iert wurde, antwortete so: „Das finde ich schon sehr unan­genehm, nach einem kurzen Blick auf die Home­page habe ich ein grobes Bild von dem Mag­a­zin gewin­nen kön­nen. Da es die Welt am Son­ntag bet­rifft und solche ‚Pla­giats-Angele­gen­heit­en’ immer Sache des Ver­lages sind, habe ich mal bei meinem alten Arbeit­ge­ber ange­fragt, wie er damit umge­hen will.“ Seine Mitau­torin Tina Kaiser schrieb uns: „Sehr inter­es­sant, danke für den Hin­weis. Ich werde mit unser­er Rechtsabteilung klären, ob wir dage­gen rechtlich vorge­hen.

Beim Spiegel ist es ähn­lich wie bei anderen großen Medi­enkonz­er­nen nicht so ein­fach, eine passende Mailan­schrift zu find­en. Die Abteilung „Rechte und Lizen­zen“ leit­ete unsere Pla­giat­shin­weise an die Geschäfts­führung weit­er. Auch bei der „Süd­deutschen Zeitung“, die plagi­iert und – zum Dank? – als wider­lich beze­ich­net wurde, ist die Geschäft­sleitung mit­tler­weile informiert.

„Info-Direkt“ hat sich zu ein­er erwartungs­gemäß jam­mer­vollen Stel­lung­nahme in sein­er Online-Aus­gabe aufger­afft. „Unlieb­same Mei­n­un­gen und Kri­tik­er“ sollen mund­tot gemacht wer­den, jam­mert man dort und phan­tasiert von einem aufgezwun­genen „Cor­don san­i­taira“ (?), den „Info-Direkt“ mit sein­er aufre­gen­den Berichter­stat­tung durch­brochen habe. Auf die eigentlichen Vor­würfe geht „Info-Direkt“ erst gar nicht ein, son­dern beschäftigt sich lieber damit, ob eine Klagsle­git­i­ma­tion gegeben sei. Aber vielle­icht gibt es dann auch nicht eine Klage, son­dern mehrere?

Auf der Face­book-Seite von „Info-Direkt“ regt sich sog­ar Kri­tik. Kurt F. schreibt: „Es ist schlecht wenn ID [InfoDi­rekt, Anmk. SdR] den Sys­tem­nut­ten eine Angriffs­fläche bietet (ich habe den Stan­dar­d­ar­tikel gele­sen, schlechte Optik für ID). Bitte werdet pro­fes­sioneller, Öster­re­ich braucht euch wie einen Bis­sen.“ Und Alexan­dra B., selb­st Autorin bei „Info-Direkt“: „es ist auch wider­sprüch­lich, ‚den’ main­stream abzulehnen und dann nicht bloss zu zitieren, um dies zu bele­gen, son­dern um auf ein­fache weise artikel zu basteln.

Frühjahrsputz bei InfoDirekt - dutzende Seiten wurden gelöscht.

Früh­jahrsputz bei Info-Direkt — dutzende Seit­en wur­den (nach der Kri­tik) gelöscht.

Fleißig waren die Burschen von „Info-Direkt“ dafür beim Heim(seiten)putz. Die Online-Ver­sion von „Info-Direkt“ ist in den let­zten Tagen von Pla­giat­en gesäu­bert wor­den, aber es liegt noch so viel recht­sex­tremer Müll herum, der auch drin­gend zu entsor­gen wäre. Also bitte weit­er so!

Weit­ere Beiträge zum Thema:
➡️ stopptdierechten.at, 19.3.2017: Info-Direkt (Teil I): Das Mag­a­zin der Plagiatoren
➡️ stopptdierechten.at, 20.3.2017: Info-Direkt (Teil II): Der Oberplagiator

➡️ stopptdierechten.at, 14.4.2015: Wer steckt hin­ter „Info-Direkt“?
➡️ stopptdierechten.at, 7.2.2017: Was uns die ‚Iden­titären‘ auf ihrem Jahreskongress ver­ri­eten (Teil 1)
➡️ stopptdierechten.at, 13.5.2015: Ein recht­sex­tremes Mag­a­zin präsen­tiert sich

➡️ profil.at, 18.3.2017: Die FPÖ-nahe Zeitschrift „Info-Direkt“ wet­tert gegen die „Lügen­presse“ – und kopiert sie dreist