Gleich zu Beginn der rund 30 Seiten Broschüre stellen die Autorinnen fest, dass „Gender“ lange Zeit ein „vor allem unter Expert_innen verwendeter Begriff“ war, der aber nun zum „Kampfbegriff“ unterschiedlicher politischer Spektren avanciert sei. Gender Studies seien teuer, unwissenschaftlich und autoritär lauten unter anderem die Vorwürfe, mit denen sich die kritische Wissenschaftsdisziplin im Alltag immer wieder konfrontiert sieht. In einer Broschüre, die sich vor allem an Studierende der Gender Studies aber auch an jene, die in diesem Feld arbeiten, richtet, greifen die Autorinnen die am häufigsten geäußerten Vorurteile auf und liefern pointierte, sachliche Gegenargumente. In leicht verständlicher Sprache werden eingangs sowohl Gender Studies und feministische Wissenschaft als auch ihre Entstehungsgeschichte zu erklärt und die Bereicherung, die sie für die Wissenschaft und Gesellschaft mir sich bringen, herausgearbeitet. Darauf folgend werden die acht häufigsten Parolen gegen Gender Studies skizziert, die unter anderem Vorwürfe beinhalten wie Gender Studies seien keine Wissenschaft sondern eine Ideologie, würden Homosexualität und Pädophilie fördern, die Sprache schwer verständlich machen und sich mit Luxusproblemen beschäftigen. Übersichtlich und in grafisch äußerst ansprechender Weise gestaltet, präsentieren die Autorinnen zunächst Kurzzusammenfassungen potentieller Antworten auf die angesprochenen Parolen, die anschließend vertiefend argumentiert werden. Dadurch schaffen sie eine ausgezeichnete Grundlage um sich gegen die Angriffe aus unterschiedlichen Spektren zu wappnen. Abgerundet wird die Broschüre mit einer anregenden Literaturliste.
Die Autorinnen greifen mit der Broschüre nicht nur ein wichtiges, tagesaktuelles Thema auf, sondern schaffen damit auch die Basis für einen sachlichen und differenzierten Diskurs, der dazu führen kann, Angriffen wirksamer entgegen zu wirken. Zu kurz kommen jedoch die hinter den Angriffen auf Gender Studies steckenden Ideologien des Antifeminismus und Antigenderismus. Beide werden zwar erwähnt, jedoch nicht näher gefasst. Um gut gegenargumentieren zu können braucht es jedoch auch ein Verständnis der tiefen Verankerung dieser Ideologien – auch in der Mitte der Gesellschaft – sowie der Funktionen, die sie für ihre Anhänger_innen erfüllen. Das bessere Argument ist schließlich nicht immer ausreichend um beispielsweise gegen Wünsche zur Aufrechterhaltung männlicher Hegemonie und die damit verbundene Beibehaltung männlicher Privilegien anzukommen.
Adler-Klausner, Evangeline/Jauk, Daniela/Mayer, Stefanie/Scambor, Elli (2017): Gleichberechtigte Wissenschaft. Fundiert argumentieren für Gender Studies. Herausgegeben von der Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und Gleichstellung, Universität Graz.
Hier kann die Broschüre kostenlos herunter geladen werden: Link zur Uni Graz