Es gibt eine direkte Verbindung zwischen 1988, dem damaligen Aufmarsch von Rechtsextremen im Burgtheater und dem identitären Krawall von 2016. Elfriede Jelinek, gegen deren Stück „Die Schutzbefohlenen“ die Identitären jetzt am Burgtheater protestieren wollten, war eine von mehreren SchriftstellerInnen, die sich 1988 öffentlich gegen die Kulturkampf-Parolen der extremen Rechten erklärten, die die Aufführung des Bernhard-Stücks mit fast allen Mitteln verhindern wollte. Erich Fried, Barbara Frischmuth, Josef Haslinger, Gerhard Roth, Michael Scharang, Peter Turrini, Gernot Wolfgruber und eben Elfriede Jelinek, die noch Jahre später als „Staatskünstlerin” geschmäht wurde, verfassten damals eine Erklärung, in der zu einer Gegendemonstration gegen die rechtsextreme Demonstration aufgerufen und eine „Leibwache zum Schutz gefährdeter Künstler“ eingefordert wurde.
Strache brüllte damals vom Balkon des Burgtheaters, während Hunderte seiner Gesinnungskameraden mit einem Misthaufen vor dem Theater auf sich aufmerksam machten. Das von Claus Peymann anlässlich des „Bedenkjahres“ 1988 inszenierte Stück „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard ist mittlerweile ein unumstrittener Klassiker der zeitgenössischen Literatur.
Ähnliches kann für das Jelinek-Stück „Die Schutzbefohlenen“ prognostiziert werden, das jetzt zum zweiten Mal attackiert wurde. Die Identitären haben bereits am 14. April eine Aufführung des Stücks in der Inszenierung von Tina Leisch im Audimax der Universität durch einen Saalsturm gestört und für einige Minuten unterbrochen.
Als Anlass für die Aktion beim Burgtheater instrumentalisierten die Identitären die Vergewaltigung einer jungen Frau am Praterstern in Wien, für die Bundesregierung und Grüne verantwortlich gemacht werden: „Ihr seid verantwortlich für die Vergewaltigungen, die Tag für Tag Europa überziehen.”
Kulturminister Ostermayer reagierte mit der Aufforderung an alle Parteien, sich zu dieser rechtsextremen Provokation zu erklären. Das ist gut, aber nur die halbe Miete. Wer hinter den Aktionen der Identitären steht, wer sie unterstützt, das weiß Ostermayer genau. Schließlich koaliert seine Partei im Burgenland mit einer Partei, die keine Abgrenzungsprobleme mit den Identitären hat.
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