Sie wachsen zusammen (III): FPÖ, Hofer und die Identitären

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Seit Wochen ist Nor­bert Ger­wald Hofer, der FPÖ-Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat, emsig bemüht, Distanz zu den Iden­ti­tä­ren zu signa­li­sie­ren. Glaub­haft? Eher nicht. Schließ­lich sind gera­de Mit­glie­der sei­ner Lan­des­par­tei doch ziem­lich eng mit den Iden­ti­tä­ren. Noch deut­li­cher aber: sein Pro­te­ge Géza Molnár, Rechts­aus­le­ger der FPÖ Bur­gen­land und vor allem der RFJ Bur­gen­land sind mit den Iden­ti­tä­ren sehr eng verbunden.

Nor­bert Hofer hat erst vor weni­gen Tagen (APA, 5.5.2016) wie­der deut­lich ver­ba­le Distanz zu den Iden­ti­tä­ren betont:

Ich will mit die­sen Leu­ten nichts zu tun haben. Ich habe die Befürch­tung, dass sich die in eine Rich­tung ent­wi­ckeln, die für Öster­reich gefähr­lich sein könn­te. Da sage ich gleich von Anfang an, dass ich mit die­ser Grup­pe nichts zu tun haben will.“ Und: Ich war­ne nur davor, weil ich glau­be, dass die­se Grup­pe sich in eine Rich­tung ent­wi­ckelt, mit der wir kei­ne Freu­de haben.

Schon am 15.4. hat er sich – so wie Gene­ral­se­kre­tär Kickl – gegen­über der ZIB 2 von den Iden­ti­tä­ren abge­grenzt, die damals gera­de den ers­ten Sturm­an­griff auf die Vor­füh­rung der „Schutz­be­foh­le­nen“ im Audi­max durch­ge­führt hatten:

Und jeder muss für sich ent­schei­den, mit wem er Kon­tak­te pflegt. Ich wer­de die­sen Kon­takt nicht pfle­gen und nicht suchen, weil ich das Gefühl habe – ich ken­ne es ja nicht, ja – aber weil ich das Gefühl habe, auf­grund der Akti­vi­tä­ten, die ich bis­her gese­hen habe, dass das eine Bewe­gung ist, die mir nicht gefal­len kann.“+ (ORF, ZIB 2, 15.4.2016)


Iden­ti­tä­re und RFJ Bur­gen­land, 2013

Wer in die­sen Erklä­run­gen den Ver­such einer tak­ti­schen Abgren­zung sieht, liegt sicher nicht falsch. Dafür spricht, dass in Hofers Hei­mat, der FPÖ Bur­gen­land, die ers­ten inten­si­ven Bezie­hun­gen einer RFJ-Lan­des­or­ga­ni­sa­ti­on zu den Iden­ti­tä­ren gepflegt wur­den und nach wie vor wer­den. 2013, 2014 und zuletzt 2015 gab es sogar gemein­sa­me Ver­an­stal­tun­gen des RFJ Bur­gen­land mit den Iden­ti­tä­ren. Maß­geb­lich ver­ant­wort­lich dafür beim RFJ ist der Lan­des­vor­sit­zen­de Wer­ner Was­sicek, der aus sei­ner Sym­pa­thie und Unter­stüt­zung für die Iden­ti­tä­ren kein Hehl macht.

2014 gra­tu­liert er der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung Öster­reich zu ihrer Demo im Mai und macht sich öffent­lich Gedan­ken, ob man nicht doch lin­ken Grup­pie­run­gen das Demons­tra­ti­ons­recht ver­sa­gen soll­te: „Doch spä­tes­tens 2015, wenn eine kon­ser­va­ti­ve Regie­rung am Ruder ist, wäre es über­le­gens­wert, ob man nicht doch dage­gen vorgeht.“

In der RFJ-Zeit­schrift „Bur­gen­land Fron­tal“ ver­kün­det Was­sicek: Wer die Inhal­te der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung teilt, wird die FPÖ wäh­len.“ Für ihn und den RFJ gilt das auch vice ver­sa. Was­sicek ist ein gern gese­he­ner Inter­view-Part­ner der Iden­ti­tä­ren und wirkt auch als Ver­bin­dungs­mann für die Iden­ti­tä­ren zu ande­ren RFJ-Grup­pen, etwa zum RFJ-Freistadt.


FPÖ-Was­sicek und Identitäre

Als der RFJ Frei­stadt (OÖ) 2015 eben­falls die Iden­ti­tä­ren zu einer Ver­an­stal­tung ein­lädt, ist Was­sicek völ­lig enthu­si­as­miert: „Sol­len die Gut­men­schen toben, wüten und schrei­en: ob im Bur­gen­land oder in Ober­ös­ter­reich – wir las­sen uns nicht unter­krie­gen.“ Die Jubel­mel­dung wur­de übri­gens auf der Web­site des RFJ Bur­gen­land und auch auf der Face­book-Sei­te gelöscht.

2015 nahm auch der Hofer-Schütz­ling und Nach­fol­ger als Lan­des­par­tei­se­kre­tär und Stadt­par­tei­ob­mann von Eisen­stadt, Géza Molnár, an der gemein­sa­men Ver­an­stal­tung RFJ-Iden­ti­tä­re teil. Molnár, ein schla­gen­der Kor­po­rier­ter (Corps Han­sea zu Wien), war 2013 nach hef­ti­gen inner­par­tei­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen von sei­nen Funk­tio­nen als Lan­des­par­tei­se­kre­tär und Klub­di­rek­tor ent­bun­den worden.


Iden­ti­tä­re und RFJ Bur­gen­land, 2015

Ver­sorgt wur­de der rech­te Her­aus­for­de­rer von Tschürtz bis zum Ein­zug in den Land­tag 2015 durch den SPÖ-Lan­des­haupt­mann Hans Niessl: „Es habe ein Ent­ge­gen­kom­men der Regie­rung und des Lan­des­haupt­manns gege­ben, sagt Tschürtz.“ (Kurier, 12.5.2013) Molnár fand Unter­schlupf bei der BH Eisen­stadt und ist dort Refe­rent im Fach­be­reich Jugendwohlfahrt.

Zum Vor­trag des iden­ti­tä­ren Kapos Mar­ko­vics 2015 erklär­te der Hofer-Schütz­ling Molnár:

Sein Befund nach dem „Erst­kon­takt”: Der Inhalt des Vor­trags sei „völ­lig unbe­denk­lich” gewe­sen, sag­te Molnár zum KURIER. The­ma war der „gro­ße Aus­tausch”, was die Iden­ti­tä­ren dar­un­ter ver­ste­hen, ist auf deren Home­page nach­zu­le­sen. „Die Öster­rei­cher wer­den immer weni­ger und (…) durch Unmen­gen an Ein­wan­de­rern ersetzt. Das (…) ist „eine Selb­st­ab­schaf­fung”. Es sei um die demo­gra­phi­sche Ent­wick­lung gegan­gen, so Molnár. Die Ant­wor­ten der Iden­ti­tä­ren? „Ände­rung der Fami­li­en­po­li­tik und Zuwan­de­rungs­stopp. (Kurier, 22.6.2015)

Mitt­ler­wei­le ist der Rechts­au­ßen Molnár sogar zum Klub­ob­mann der FPÖ im Land­tag auf­ge­stie­gen. Der RFJ Bur­gen­land hat ihn beim Land­tags­wahl­kampf 2015 als sei­nen Kan­di­da­ten prä­sen­tiert und zu Vor­zugs­stim­men für ihn ausgerufen.


RFJ Bur­gen­land für Molnár

Fazit: Hofer hat vor sei­ner Haus­tür, im Bur­gen­land, nichts unter­nom­men, um den Ein­fluss der Iden­ti­tä­ren in sei­ner Par­tei zu stop­pen. Ganz im Gegen­teil: In kaum einem ande­ren Bun­des­land – mit Aus­nah­me der Stei­er­mark – ist der Ein­fluss der Iden­ti­tä­ren so groß wie im Burgenland.

➡️ Sie wach­sen zusam­men (I): FPÖ und Identitäre
➡️ Sie wach­sen zusam­men (II) : Stra­che und die Iden­ti­tä­ren im Burgtheater
➡️ Sie wach­sen zusam­men (IV): Blau-iden­ti­tä­re Köpfe