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Maissau (NÖ): Provokation von „verbohrten Vollidioten“

Die Debat­te um die beim Faschings­um­zug in Maissau gezeig­ten Pla­ka­te und Paro­len geht wei­ter. Wäh­rend eini­ge Straf­rechts­exper­ten eher skep­tisch sind, ob die gezeig­ten Sujets den Tat­be­stand der NS- Wie­der­be­tä­ti­gung oder Ver­het­zung erfül­len, gibt es ers­te poli­ti­sche Distan­zie­run­gen, und der Obmann des DEV Wil­helms­dorf erklärt, von den het­ze­ri­schen Inhal­ten nichts gewusst zu haben. Rund 2.000 Ein­woh­ne­rIn­nen hat […]

10. Feb 2016

Rund 2.000 Ein­woh­ne­rIn­nen hat Maissau und besteht aus etli­chen Katas­tral­ge­mein­den. Da kann man schon mal den Über­blick ver­lie­ren, oder? Der Obmann des Dorf­er­neue­rungs­ver­eins (DEV) Wil­helms­dorf, der für den Wagen mit den het­ze­ri­schen Bot­schaf­ten ver­ant­wort­lich ist, erklär­te jeden­falls dem „Stan­dard“, er habe „von den het­ze­ri­schen Inhal­ten beim Faschings­um­zug nichts gewusst“. Außer­dem sei nur einer der für den Wagen ver­ant­wort­li­chen aus Wil­helms­dorf: „Die ande­ren ken­ne ich nicht, außer­dem waren sie mas­kiert“.

So schaut Ver­ant­wor­tung aus! Wil­helm Pfann­hau­ser ist nicht nur Obmann des DEV Wil­helms­dorf, son­dern auch ÖVP-Gemein­de­rat in Maissau. Dort hat die ÖVP vie­le Gemein­de­rä­te – 14 von 19 – und einen Bür­ger­meis­ter, der sich auch etwas schwer­tut mit einer kla­ren Distan­zie­rung. Wäh­rend Pfann­hau­ser davon spricht, dass er mit den Hetz­bot­schaf­ten „nichts anfan­gen“ kön­ne, klei­det der Bür­ger­meis­ter sei­nen Hauch von Kri­tik in die Tef­lon-For­mel: “Es ist hier übers Ziel geschos­sen wor­den“.

"Asyl 88" als Nummerntafel eines der Faschingsumzugsautos
„Asyl 88” als Num­mern­ta­fel eines der Faschingsumzugsautos

Die deut­lichs­te poli­ti­sche Ver­ur­tei­lung, die ver­mut­lich auch eine Abrech­nung in guter Kennt­nis der Zustän­de in sei­ner ehe­ma­li­gen poli­ti­schen Hei­mat ÖVP dar­stellt, kommt vom par­tei­lo­sen Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Wal­ter Nade­rer, der von der ÖVP zum Team Stro­nach gewech­selt ist, die­ses aber schon 2013 wie­der ver­las­sen hat.

Der NÖN (10.2.2016) gab Wal­ter Nade­rer, der selbst ein Maissau­er ist, eine deut­li­che Bot­schaft mit:

„Wenn sich in mei­ner Hei­mat­ge­mein­de sol­ches Gedan­ken­gut in die­ser Art breit­macht und auch noch von alten, ver­bohr­ten Voll­idio­ten beju­belt wird, dann schä­me ich mich für Maissau.. Das war lei­der kein irr­tüm­li­cher Faschings­scherz eines Ein­zel­nen, son­dern eine bewusst gesetz­te Pro­vo­ka­ti­on, um aus­zu­lo­ten, wie weit sich ein Dorf nach rechts leh­nen kann und dabei auch Bei­fall ern­tet.. Die ges­tern offen­bar­te Sei­te des Wahn­sinns ist lei­der nur Sym­ptom einer Geis­tes­hal­tung, die immer nur unter­drückt aber nie wirk­lich eli­mi­niert war“ (NÖN).

Nade­rer wider­sprach auch sehr klar der offi­zi­ell ver­brei­te­ten Ver­si­on, wonach der Wagen sofort aus dem Ver­kehr gezo­gen wor­den sei

Noch eine deut­li­che Reak­ti­on gab es: sie kam von der Jun­gen Gene­ra­ti­on in der SPÖ Nie­der­ös­ter­reich, die sich „bestürzt und ent­setzt“ über die Maissau­er Vor­fäl­le zeig­te. Von den ande­ren im Maissau­er Gemein­de­rat ver­tre­te­nen Frak­tio­nen SPÖ (4 Man­da­te) und Neos (1 Man­dat) sind kei­ne Reak­tio­nen bekannt.