Die beiden Gemeinderäte der FPÖ bzw. jetzt wieder Kandidaten für den Gemeinderat kennen sich auch so ganz gut. Nicht zuletzt vom besagten Sommerfest. Das ist zwar schon einige Jahre her, aber mittlerweile pflegen sie ihre Beziehungen ja über die FPÖ. Stefan Kohlbauer war bisher Gemeinderat in Pettenbach und kandidiert jetzt für die FPÖ in Wartberg/Krems. Das liegt gleich daneben und nach Steinbach/Ziehberg, wo Ernst Kronegger als Gemeinderat werkt, ist es auch nicht weit. Kohlbauer ist der Mahler-Fan und Kronegger der Grillmeister für Küssel & Co.
Das „Sommerfest der nationalen Jugend“ (Eigenbeschreibung) fand Anfang September 2007 auf dem weitläufigen Grundstück der Kroneggers in Steinbach/Ziehberg statt. Seine Bedeutung erhält der Termin dadurch, dass sich die Neonazis, vor allem die vom Bund Freier Jugend (BfJ), rund um Gottfried Küssel sammelten. Küssel, der schon damals nicht mehr wirklich in die Kategorie Jugend fiel, beherrschte das Fest, nicht unbedingt die Wettkämpfe. Die teilnehmenden Neonazis mussten sich durch den „Germanischen Dreikampf“ und dann durch das „Raufballturnier“ quälen, bevor sie gelabt wurden und sich dem germanischen Besäufnis hingeben konnten.
Eine kurze Ansprache unter dem Motto „Volksgemeinschaft leben“ musste auch sein. Wer der Redner war, geht aus dem Protokoll nicht hervor, aber wir tippen mal auf Küssel, weil’s so erhaben klingt:
Gerade in dieser Zeit der Verfolgung u. Repression ist es wichtig, dass wir uns als Gemeinschaft finden und zeigen, dass wir uns nicht unterkriegen lassen. Auch wenn man Freunde aus unseren Reihen reißt und in den Kerker dieses nach außen so scheinheiligen Systems sperrt, kann uns das nicht einschüchtern oder stoppen, sondern uns nur in unseren [sic!] ganzen Tun und Handeln bestärken!
Die Labung erfolgte durch Ernst Kronegger, den FPÖ-Gemeinderat, der seinen Hausgrill für die hungernden Neonazis angeworfen hatte. „Uns geht die Sonne nicht unter”, war das Motto des Festes, an dem einige Dutzend Neonazis teilnahmen. Einer der Teilnehmer war Stefan Kohlbauer, über den das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) damals ganz dezent formulierte:
Auch der Kirchdorfer RFJ-Bezirksobmann Stefan Kohlbauer scheint eine Nähe zum Neonazismus aufzuweisen. So veröffentlichte er auf dem Eventportal Szene1 Fotos, die ihn mit prominenten BFJ-Kadern zeigen. Kohlbauer selbst posiert mit eintätowierter Odal-Rune, einem beliebten Zeichen in der Neonaziszene, oder mit „Lunikoff”-T-Shirt, was ihn als Fan neonazistischer Hassgesänge ausweist.
Auch Kronegger auf der Liste der FPÖ
Jugendsünden, könnte man einwerfen. Schließlich ist Kohlbauer jetzt bereits seit Jahren in der FPÖ tätig und deren Chef Haimbuchner hat schon einmal, beim Linzer Klubobmann Ortner, für eine „Chance auf Resozialisierung“ plädiert, bis sich herausstellte, dass sich die Jugendsünden auch im reiferen Alter wiederholten.
So ähnlich ist es auch bei Kohlbauer. Die „Jugendsünde“ gilt vielleicht für 2007. Was aber ist mit 2011? Im November 2011 fand ein „Fest für Erich Priebke“, den Altnazi, in Sachsen statt. Bei der Gaststätte „Zur Deutschen Eiche“ in Geheege grölten 1.300 Neonazis zu Neonazi-Musik, berichtete damals der „Störungsmelder“. Kohlbauer hatte sich im Vorfeld auf Facebook für die ziemlich konspirativ organisierte Veranstaltung angemeldet, dann aber wieder abgesagt, heißt wohl: absagen müssen. Eine öffentlich gemachte Teilnahme an dem Neonazi-Auftrieb für einen Altnazi wäre für die Parteikarriere vermutlich doch nicht so günstig gewesen.
Mittlerweile ist Kohlbauer auf Facebook vorsichtiger. Öffentlich präsentiert er sich mit Vorliebe als Sportmensch. Bei seinen Kameraden ist er weniger aufmerksam. Als Chris D. das Bekenntnis-Sujet für Horst Mahler, den Neonazi, auf Facebook stellt („Ich bin Horst Mahler“), greift Kohlbauer zur Maus und gibt ein Like. Sein Pech: das Profil ist öffentlich einsehbar. Sein Problem: die Sympathie mit dem Neonazi Mahler ist ganz frisch – keine Jugendsünde mehr. Ein blauer Gemeinderat mit öffentlich erklärter Sympathie für den Neonazi Horst Mahler!
Beim Küssel-Grillmeister Kronegger ist es einfacher. Der war 2007 schon länger erwachsen, als er den Neonazis den Hof (auf)machte und die Fleischstücke für Küssel & Co grillte. 2010 schrieb „profil“ über ihn: „Auch der FPÖ-Gemeinderat Ernst Kronegger war ins Visier der Staatsschützer geraten. Er war bei rechtsextremen Veranstaltungen durch ein Abzeichen mit SS-Runen aufgefallen.” Die politische Resozialisierung durch die FPÖ funktioniert offensichtlich nicht. Da müssten dann eigentlich die WählerInnen dafür sorgen, dass wenigstens die Resozialisierung der FPÖ funktioniert.
P.S.: Bei Kohlbauer sind wir nicht nur politisch Partei. Auch juristisch. Kohlbauer droht uns nämlich mit Klage. Als Streitwert nennt er 69.300 Euro. Weil wir auf „Stoppt die Rechten” Fotos vom Neonazi-Sommerfest 2007 veröffentlicht haben, die – so seine Behauptung – von ihm stammen würden. Wir haben die Fotos vom Netz genommen und einen gerichtlichen Vergleich angeboten. Kohlbauer hat den Vergleich abgelehnt.