Der Offene Brief an den Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) wegen dessen mangelnder Abgrenzung von den „Grauen Wölfen“ und dem Verein „Avrasya“ wirbelt ordentlich Staub auf. Der Linzer Bürgermeister betätigt sich als Beschwichtigungsexperte für türkischen Rechtsextremismus und erhält Unterstützung von der FPÖ. Geht’s noch?
Klaus Luger, der Linzer Bürgermeister, versteht die Welt nicht mehr: „Mein gesamtes politisches Leben ist von antifaschistischem Handeln geprägt”, erklärt er dem „Kurier” ( 20.3.15), um dann zu dozieren, dass er bei allen Vereinen, die im Integrationsbeirat vertreten sind, das Gespräch suche, „egal, ob die nun linksnational oder rechtsnational ausgerichtet sind”.
Jetzt wollen wir gar nicht mit dem Linzer Bürgermeister über die fehlende Präzision dieser Begriffe streiten, aber wir hoffen, dass sich auch für ihn dann das Gespräch aufhört, wenn sich der Verein, mit dem er das Gespräch sucht, als offen antisemitisch, rassistisch (gegenüber KurdInnen, ArmenierInnen, GriechInnen, ChristInnen usw.) und gewalttätig herausstellt.
Klaus Luger, der Linzer Bürgermeister, findet solche Vorwürfe gegenüber dem Verein „Avrasya“ „verallgemeinernd“ und zieht dann eine Trumpfkarte, die er besser weggelegt hätte: „Die MHP ist mittlerweile eine politische Partei, mit der sogar die türkischen Sozialdemokraten kooperieren.“ (kurier.at) Da verschlägt es unsereins den Atem, nicht aber dem Klubchef der FPÖ im Linzer Gemeinderat, der sich für den Bürgermeister von der SPÖ gegen dessen Kritiker in die Bresche warf und irgendwas von „Totschlag-Argumenten“ und planlosen „äußerst Linken“ schwurbelte. Ob er verstanden hat, was er da von sich gab?
Ja, o.k., die FPÖ ist ziemlich aus der Spur, seit ein Erdogan-Fan, Muslim und türkischer Zuwanderer in Lustenau für die Blauen kandidierte. Aber zwischen Erdogan-Fan und „Grauen Wölfen“ ist doch noch ein Unterschied, oder? Das mit der Spur gilt übrigens auch für Luger, der gegenüber dem „Kurier” beruhigend meinte: „Ich kann Ihnen versichern, sollte in meiner Gegenwart jemand den Wolfsgruß machen, stehe ich sofort auf, verlasse die Veranstaltung und man wird mich dort auch nie mehr sehen.“
Man ersetze den faschistischen Wolfsgruß durch den nationalsozialistischen Hitlergruß, dann wird klar, wie sehr der Linzer Bürgermeister neben der Spur ist, wie unsäglich schwach seine Ansage ist. Aber es kommt noch besser! Der „Kurier” fragt nach: „Ihr Genosse, Gemeinderat Franz Leidenmühler, hat im Februar anders reagiert – laut Fotobeweis hat er zum Wolfsgruß sogar applaudiert.” Und Luger antwortet: „Er hat mir versichert, dass er bei der Begrüßung applaudiert hat und ihm das Zeichen nicht aufgefallen ist. Ich finde seine Aussage glaubwürdig.“ Das erinnert stark an Strache, der auch noch nie Hitlergrüßer bei seinen Veranstaltungen gesehen hat. Und was die „Grauen Wölfe“ betrifft, so empfehlen wir nicht nur dem Linzer Bürgermeister die Lektüre dieses „Spiegel“-Beitrags.