Kein Hitler-Gruß und natürlich auch kein Kühnen-Gruß, sondern laut Strache nur das Bestellen von drei Bier; Quelle: orf.at
Es war nicht die einzige Behauptung in dem profil-Interview Straches, die kühn war, aber sicher die mutigste. Zunächst jammert Strache, weil er sich wie fast immer ungerecht behandelt fühlt und weil für eine Doku zwei Skinheads vom ORF zu einer Wahlkundgebung gebracht worden sind. Daraufhin profil: „Solche Leute tauchen doch tatsächlich bei Ihren Veranstaltungen auf. Der oberösterreichische Parteiobmann hat unlängst gesagt, er könne diese Glatzköpfe in der ersten Reihe nicht mehr sehen.”
Strache: „Ich kann sie grundsätzlich nicht sehen, und ich sehe sie in den letzten Jahren auch nicht bei unseren Veranstaltungen.” – Eine interessante Antwort, da zwischen dem ersten Halbsatz und dem zweiten ein kleiner Widerspruch erkennbar ist. profil: „Bei Ihren Wahlkundgebungen auf dem Stephansplatz stehen doch immer solche Typen.“ Die Antwort Straches ist wieder sehr interessant: „Ich habe das auf dem Stephansplatz nicht wahrgenommen.“
Und wie schaut’s mit den anderen Plätzen aus, auf denen Strache in den letzten Jahren gesprochen hat? Gab es da auch keine Wahrnehmungen oder einfach eine grundsätzliche Unsichtbarkeit von Neonazis für Strache?
Wir haben einige der Strache-Kundgebungen dokumentiert, bei denen unter den Fans Hitlergrüßer gesichtet, fotografiert oder gefilmt und teilweise später dann auch verurteilt wurden:
- Linz 2008 (August): Mildes Urteil von Linzer Geschworenen für drei junge Männer, die nach einer Rede von FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache am 29. August 2008 auf dem Linzer Hauptplatz den Hitlergruß gezeigt hatten: Zwei Mal Freispruch, einmal sechs Monate bedingte Haft.
- Wien 2008 (September): „Der Wahlkampf der Parteien ist offiziell beendet worden. (…) Bei der gestrigen Abschlusskundgebung der Freiheitlichen ist es zu Ausschreitungen gekommen, bei denen sechs Polizisten leicht verletzt wurden, vier Randalierer wurden vorübergehend festgenommen. Ein Sympathisant der Freiheitlichen, der den rechten Arm zum so genannten Hitlergruß erhoben hatte, wurde angezeigt.“ (Ö1-Mittagsjournal, 27.09.08)
- Faistenau 2009 (Februar): „Eine ORF-Reportage über eine FPÖ-Versammlung in der Gemeinde Faistenau sorgt für Aufregung. Als Heinz Christian Strache und Karl Schnell den Raum betraten, wurden sie von einem Besucher mit einem deutlich hörbaren ‚Heil Hitler’ begrüßt.“ (Salzburger Nachrichten, 20.02.09
- Graz 2009 (Mai): „Bei einer FPÖ-Kundgebung mit FPÖ-Chef Strache am vergangenen Freitag in Graz, hoben Jugendliche den rechten Arm zum Hitlergruß“. (SN, 28.5.09).
- Spittal/Drau 2009 (Februar): „Stramme Hitlergrüße erwarteten H.C. Strache und seinen blauen Kärntner Frontmann Mario Canori in Spittal.“ (Neue Kärntner Tageszeitung, 14.02.09)
- Wien 2010 (Anti-Islam-Demo 18.6.2010): „Hitlergruß bei Strache-Rede. Der Mann, der sich keine fünf Meter von Strache entfernt und im Blickfeld des FPÖ-Chefs befand, wurde dabei von einer Tageszeitung fotografiert, die das Bild veröffentlichte. Eineinhalb Jahre unbedingt.” (oe24.at, 4.7.12 inkl. einem sehr deutlichen Foto, das auch Straches Fehlsichtigkeit gut einfängt)