OÖ: Identitäre Aufbauarbeit mit Objekt 21

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Den Iden­ti­tä­ren ging‘s auch schon mal bes­ser. Vor­bei die Zei­ten, wo in jeder Stadt mit einer schla­gen­den Bur­schen­schaft ein zar­tes neu­rech­tes Pflänz­lein spross. Die Bur­schen der Armi­nia Czer­no­witz in Linz fun­gier­ten bis­lang als iden­ti­tä­re Aus­la­ge für Ober­ös­ter­reich. Jetzt wird aber mis­sio­niert bei den Neo­na­zis – auch bei denen vom Objekt 21.

Das Pro­blem beginnt ana­log zum Fisch beim Kopf. In die­sem Fall sind es die Köp­fe der Iden­ti­tä­ren, die den bei­ßen­den Geruch ihrer Ver­gan­gen­heit nicht los­wer­den. Jetzt sind sie in einer heik­len Mis­si­on unter­wegs: Sie betreu­en den iden­ti­tä­ren Auf­bau in Ober­ös­ter­reich. Der Auf­bau ist eigent­lich ein Wie­der­auf­bau, denn die Iden­ti­tä­ren OÖ stan­den ja schon Anfang 2013 in Blü­te. Lus­ti­ge Heima­ben­de ver­an­stal­te­ten sie damals, bei denen sich die Lin­zer Bur­schen mit denen aus Salz­burg tra­fen, sich hin­ter lus­ti­gen vir­tu­el­len Mas­ken ver­steck­ten und gegen­sei­tig neckten.

Damit ist es jetzt vor­bei. Jetzt wird ech­te Auf­bau­ar­beit geleis­tet. Und damit die funk­tio­niert, müs­sen eben die Köp­fe ran. Mar­tin S., Alex­an­der M., Patrick L. und Edwin H. sind auf Mis­si­ons­ar­beit in Ober­ös­ter­reich unter­wegs. Das Pro­blem dabei: Da sie orts­fremd sind, müs­sen sie sich auf ihre Adres­sen aus alten Zei­ten ver­las­sen. „Frund­s­berg“, der damals in allen ein­schlä­gi­gen Foren unter­wegs war – von Alpen-Donau bis zu den „Deut­schen Patrio­ten“, hat natür­lich eine Men­ge alter Adres­sen, aber müs­sen wirk­lich die ärgs­ten Neo­na­zis zu den Iden­ti­tä­ren ein­ge­la­den werden?

Erwin S., der Bru­der des Objekt 21-Kapos Manu­el S., des­sen Haft­stra­fe von vier Jah­ren wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung gera­de in die­ser Woche bestä­tigt wur­de, ist einer der Ein­ge­la­de­nen. Bru­der Erwin ist kein zar­tes Pflänz­lein. Sein Face­book-Kon­to, mitt­ler­wei­le ziem­lich ver­schlos­sen, ziert noch immer der Hin­weis, dass er sei­ne Aus­bil­dung in der Haupt­schu­le 18 (für die Buch­sta­ben A und H) absol­viert habe.

Zu den bes­ten Zei­ten von Objekt 21 konn­te er noch deut­li­cher wer­den, sofern sei­ne sprach­li­chen Aus­drucks­mög­lich­kei­ten das erlaub­ten: „face­book schaut dir ins gesicht und der staats­schutz auch währt euch gegen die­sen scheiss juden staat.”

Mario W. aus Steyr, der bei der neo­na­zis­ti­schen Hei­mat­par­tei Öster­reich (HPÖ) enga­giert ist und von sei­nen Nazi-Kame­ra­den als ‚Poli­ti­scher Gefan­ge­ner‘ bezeich­net wur­de, weil er wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung ein­sit­zen muss­te, ist ein wei­te­rer Ein­ge­la­de­ner: ein lus­ti­ger Bur­sche, der her­vor­ra­gend zum rest­li­chen Inven­tar der Iden­ti­tä­ren passt.


Erwin S. und IBOÖ

Unter den pro­mi­nen­te­ren Ein­ge­la­de­nen fin­det sich noch Ste­fan J.. Bei ihm wis­sen wir zwar nicht, was sei­ne ober­ös­ter­rei­chi­sche Iden­ti­tät aus­macht, aber wir kön­nen beschei­ni­gen, dass er sich jeden­falls kurz in Ober­ös­ter­reich auf­ge­hal­ten hat. 2007 war er beim lau­schi­gen Som­mer­fest des neo­na­zis­ti­schen Bun­des frei­er Jugend (BfJ). Man ver­gnüg­te sich damals mit Gott­fried Küs­sel, Felix Budin und ande­ren bei ger­ma­ni­schen Spie­len. Ste­fan J. war damals auch RFJ-Funk­tio­när und kam schlimm ins Gere­de, weil auch er ange­klagt war, zusam­men mit ande­ren Neo­na­zis 2010 eine Geburts­tags­fei­er im Gra­zer Lokal „Zep­pe­lin“ über­fal­len zu haben. Im Unter­schied zu den meis­ten ande­ren wur­de er aber vom Vor­wurf der NS-Wie­der­be­tä­ti­gung eben­so frei­ge­spro­chen wie vom Vor­wurf der schwe­ren Körperverletzung.

Natür­lich gibt es noch mehr, die von den iden­ti­tä­ren Mis­sio­na­ren ein­ge­la­den wur­den, um am Auf­bau in Ober­ös­ter­reich mit­zu­wir­ken, aber wer könn­te bes­ser als die drei bestä­ti­gen, dass die Iden­ti­tä­ren nicht links­extrem und natür­lich auch nicht rechts­extrem sind?

Viel­leicht noch eini­ge Außen­ste­hen­de, die die Auf­bau­ar­beit auf Face­book wohl­wol­lend beglei­ten und durch „Likes“ anfeu­ern, etwa den Mis­si­ons­abend, der am 22. Novem­ber in Linz statt­fand. Man­fred Hub­ral von der neo­na­zis­ti­schen Akti­ons­ge­mein­schaft für Poli­tik (AfP) und Eli­sa­beth K., die Stra­ches Sekre­tä­rin war und öffent­lich bekannt wur­de, als sie bei der Bur­schen­schafts­fei­er der „Sile­sia“ Gott­fried Küs­sel zu Hil­fe rief.

Mit die­sem Umfeld kann nicht mehr viel schei­tern bei der iden­ti­tä­ren Mission!