Die braunen Facebook-Freundschaften von Blauen: Hans Jörg Jenewein (I)

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Hans Jörg Jene­wein, Lan­des­par­tei­se­kre­tär der Wie­ner FPÖ und Mit­glied des Bun­des­ra­tes, hat neu­er­dings ein Pro­blem mit Face­book. Dort unter­hält der frei­heit­li­che Poli­ti­ker zwei Face­book-Kon­ten: eine Sei­te als Poli­ti­ker und ein per­sön­li­ches Pro­fil. Sei­nem per­sön­li­chen Account traut er seit neu­es­tem nicht mehr – und das aus ver­ständ­li­chen Gründen.


Jene­weins FB-Sei­te als Politiker

Der ORF-Report befrag­te Jene­wein im Rah­men des Bei­trags „Blaue Freun­de“ (25.11.2014). Mit der Ken­nung sei­nes per­sön­li­chen Kon­tos hat­te der FPÖ-Poli­ti­ker näm­lich einen Bei­trag von Vanes­sa Weber „gelik­ed“.


Jene­weins per­sön­li­ches Kon­to ist nur noch für „Freun­de” einsehbar

In dem Bei­trag vom 24.1.2013 spricht sich Frau Weber dafür aus, mus­li­mi­sche Geschäf­te zu boykottieren.

Habt Ihr Euch eigent­lich schon mal gefragt, war­um die Mus­li­me sich euro­pa­weit aus­brei­ten kön­nen und wie sie ihre Ideo­lo­gie finan­zie­ren. Was wäre eigent­lich so schänd­lich dar­an anstatt einen Döner oder Lama­cun wie­der mal Gyros, Piz­za, Pael­la oder Chop Suey zu essen. Alle Kri­ti­ker des Islam soll­ten dies tun und somit jedem Mos­lem eine Kol­lek­tiv­schuld zu impli­zie­ren, genau wie sie uns Deut­schen seit 1945 eine Kol­lek­tiv­schuld aufdrücken.
Jeder Mos­lem soll­te sich schul­dig füh­len für das was sei­ne Glau­bens­brü­der welt­weit im Namen Allah‚s für Greu­el­ta­ten begehen.

Das ist schon eine ziem­lich hef­ti­ge und ein­deu­ti­ge Bot­schaft, und sie geht noch weit über das „Kauft nicht bei …“ hin­aus: „Sprecht auch Super­markt- , Tank­stel­len- und Laden­be­trei­ber an ob sie denn unbe­dingt Mos­lems beschäf­ti­gen müs­sen solan­ge wir genug euro­päi­sche Arbeits­lo­se haben.“

Eigent­lich meint die Pos­te­rin Tür­ken und nicht Mus­li­me. Die bewuss­te oder unbe­wuss­te Ver­mi­schung kommt in den nächs­ten Sät­zen zum Aus­druck: „War­um geht Ihr nicht zum spa­ni­schen, ita­lie­ni­schen, grie­chi­schen, deut­schen oder chi­ne­si­schen Gemü­se­händ­ler anstatt zum Tür­ken um die Ecke.
Glaubt Ihr der tür­ki­sche Gemü­se­händ­ler ist besser?“


Aus­schnitt aus Webers Pos­ting auf Facebook

20 Per­so­nen gefällt die Het­ze von Vanes­sa Weber, dar­un­ter auch Hans Jörg Jene­wein. Dem ORF gegen­über erklärt er „Das war sicher­lich nicht ich“, „Das kann ich mir nicht erklä­ren“ und: „Das ist komisch.“ Es ist wohl weni­ger komisch als bedenk­lich: ein FPÖ-Poli­ti­ker, dem der Vor­schlag gefällt, mus­li­mi­sche bzw. tür­ki­sche Geschäf­te kol­lek­tiv zu boy­kot­tie­ren, ja sogar Unter­neh­men zur Ent­las­sung von Mus­li­men bzw. Tür­ken aufzufordern.

Dass das „Like“ von Jene­weins Face­book-Pro­fil kam, dar­an besteht kein Zwei­fel. Das Face­book-Pro­fil von Vanes­sa Weber, die in Hes­sen lebt, ist öffent­lich – im Unter­schied zum per­sön­li­chen Kon­to von Jene­wein. So kann man aus der Freund­schafts­lis­te von Vanes­sa Weber erfah­ren, dass sie noch mit eini­gen ande­ren Öster­rei­chern, fak­tisch alle aus dem rech­ten blau­en Lager, befreun­det ist. Nicht sehr über­ra­schend, dass auch Chris­ti­an Höbart dabei ist.


Vanes­sa Weber und Chris­ti­an Höbart

Auch Lud­wig Rein­th­a­ler, der Brau­ne von Wels, des­sen Gemein­de­rats­lis­te wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung die Kan­di­da­tur unter­sagt wur­de, ist mit Jene­wein befreundet.

Viel­leicht haben sich die bei­den auf einer Aka­de­mie der neo­na­zis­ti­schen AfP (Akti­ons­ge­mein­schaft für Poli­tik) ken­nen­ge­lernt? Dort war ja Jene­wein schon als Refe­rent tätig und Rein­th­a­ler ist einer ihrer eif­rigs­ten Besucher!

Lud­wig Rein­th­a­ler ist nicht der ein­zi­ge brau­ne Face­book-Freund von Jene­wein. In den letz­ten Jah­ren hat­te er schon eini­ge sehr bemer­kens­wer­te Nazi-Freund­schaf­ten, etwa die zu Aman­da Ali­ce Mara­ve­lia, deren FB-Sei­ten voll bela­den waren mit Nazi-Bil­dern. Aber mit der waren ja gan­ze Kolon­nen von FPÖ-Funk­tio­nä­ren befreun­det. Bei Mein­olf Schön­born, einem Kapo der deut­schen Neo­na­zi-Sze­ne, waren auch etli­che frei­heit­li­che Funk­tio­nä­re und Man­da­ta­re in der Freund­schafts­lis­te hän­gen­ge­blie­ben, dar­un­ter ein­mal mehr Hans Jörg Jenewein.

Das ist natür­lich Schnee von ges­tern: Mara­ve­lia war 2010 und Schön­born 2013. Bleibt aktu­ell das Like beim Boy­kott­auf­ruf, der Lud­wig Rein­th­a­ler und eini­ge wei­te­re brau­ne bzw. rechts­extre­me Gestal­ten, die sich aktu­ell in der Freund­schafts­lis­te von Jene­wein tummeln.

➡️ Die brau­nen Freun­de der Blau­en: Hans Jörg Jene­wein (II)