Mistelbach (NÖ): Thulefeuer vorläufig abgebrannt!

Am Don­ner­stag, 30. Okto­ber wurde in Korneuburg vor einem Geschwore­nen­gericht gegen eine braune Fig­ur der beson­deren Art ver­han­delt. Seit Jahren ist er in der ein­schlägi­gen Szene aktiv, war an etlichen ein­schlägi­gen Grup­pen­grün­dun­gen beteiligt, ver­mut­lich auch im Neon­azi-Forum Alpen-Donau. Davon war in der Anklage anscheinend nichts zu lesen. Es reicht auch der Rest.

Der Prozess begann mit ein­er gut ein­stündi­gen Ver­spä­tung, weil der Angeklagte nicht auf­tauchte: „Ich habe den Weck­er nicht gehört und ver­schlafen. Ich habe gestern aus Ner­vosität Medika­mente genom­men“ (NÖN, 4.11.14), erk­lärte der Angeklagte (55) dem Gericht. Der Angeklagte war aus dem Bezirk Mis­tel­bach angereist.


W.P.s Pro­fil

Dann wurde die Anklage vor­ge­tra­gen – und die war, obwohl offen­sichtlich einige Sta­tio­nen seines poli­tis­chen Lebens nicht enthal­ten waren –heftig. NS-Wieder­betä­ti­gung, Ver­het­zung und Besitz ver­boten­er Waf­fen warf ihm die Anklageschrift vor und der Staat­san­walt ver­an­schaulichte die Tatbestände über Pro­jek­tion auf eine Lein­wand. Zu sehen waren NS-Sym­bole und SS-Runen, der Text des Treueschwurs auf Hitler, Hitler in ver­schiede­nen Posen, drei ein­schlägige Fah­nen, als ver­botene Waffe unter anderem ein Teleskop­schlag­stock und Bilder, bei denen gegen Juden und Mus­lime gehet­zt wurde.

Rund 7.000 Post­ings hat der Angeklagte (55), der nach unseren Recherchen unter ver­schiede­nen Nick­names in sozialen Net­zw­erken und bei ver­schiede­nen braunen Grup­pen­vertreten war, laut Anklage abge­set­zt. Wir haben’s nicht nachgezählt, aber eines ist sich­er: Diese Post­ings waren zum Gut­teil nazis­tisch, anti­semi­tisch und het­zerisch. W.P., so kürzen wir ihn ab, fühlte sich in den sozialen Net­zw­erken sich­er, weil er zumeist Nick­names ver­wen­dete und den Zugang zu seinem Kon­to, etwa auf Face­book, das für ihn das „Juden­buch“ der“Judenwixer“ war, beschränk­te. Aber die Zahl sein­er FB-Fre­undin­nen und ‑Fre­unde, die meis­ten davon aus dem frei­heitlichen Spek­trum, war doch rel­a­tiv groß. Als er wieder mal ein ein­schlägiges Foto auf sein FB-Kon­to stellte, postete er nach ein­er Warnung:

Das war ein Irrtum, aber im Kreis sein­er Kam­er­aden und unter Alko­hole­in­fluss wurde W.P. gerne mal etwas unvor­sichtig. Da kon­nte es schon passieren, dass ihm die Hand zum Hit­ler­gruß aus­rutschte. Das Foto davon wan­dert noch heute noch im Inter­net herum.

In wie vie­len recht­sex­tremen, blau-affinen oder ein­deutig neon­azis­tis­chen Grup­pen W.P. unter welchem Nick­name aktiv war, weiß er ver­mut­lich sel­ber nicht mehr so genau. Die Anklage dürfte sich dazu auch aus­geschwiegen haben. Seine neuesten Vor­lieben entsprechen jeden­falls dem blauen bzw. recht­sex­tremen Zeit­geist: Auf seinem FB-Kon­to wim­melt es nur so von Putin-Fotos, dazwis­chen etwas Iran, Ahmadine­jad und Assad, der Schlächter aus Syrien. Pfin­gstl darf sich auch freuen: Das mit­tler­weile auch schon wieder verblich­ene alpen-donau.info hat W.P. auch gefall­en – im alten war er ver­mut­lich mit dem Nick­name „Thule­feuer“ drinnen.

Jet­zt ist „Thule­feuer“ abge­bran­nt: Trotz der üblichen Ausre­den (die „Kind­heit“) und ver­lo­ge­nen Aus­flüchte („nicht alles war schlecht“ am NS-Regime) wurde W.P. von den Geschwore­nen schuldig gesprochen und vom Gericht mit 24 Monat­en Haft, davon sechs Monate unbe­d­ingt, bestraft. Das ist – W.P. ist auch schon mehrfach vorbe­straft – für den jahre­lan­gen braunen Dreck, den er ver­bre­it­et und mit anderen in den diversen Grup­pen geteilt hat, eigentlich nicht so wild. Ob er in Zukun­ft nicht mehr het­zen wird? Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.