Wieder ein deutscher Burschenschafter Präsident?

Lesezeit: 4 Minuten

Der „deut­sche Bur­sche“ Maxi­mi­li­an Krauss wur­de von der Wie­ner FPÖ für den Pos­ten des stell­ver­tre­ten­den Stadt­schul­rats­prä­si­den­ten nomi­niert. Krauss, der 21 Jah­re alt ist, fiel schon mehr­fach durch rechts­extre­me Posi­tio­nen auf. Mit der Nomi­nie­rung des schla­gen­den Bur­schen­schaf­ters Krauss setzt die FPÖ einen wei­te­ren Akt der Pro­vo­ka­ti­on à la Mar­tin Graf.

Ers­te Stim­men aus der SPÖ signa­li­sier­ten zwar Empö­rung über die Nomi­nie­rung von Krauss durch die FPÖ, spra­chen aber auch davon, dass sie „zäh­ne­knir­schend“ hin­zu­neh­men sei. Das wäre somit eine ähn­li­che Situa­ti­on wie 2008, als die FPÖ den deut­schen Bur­schen­schaf­ter Mar­tin Graf für die Wahl des Drit­ten Prä­si­den­ten des Natio­nal­rats nomi­nier­te und der mit den Stim­men der ÖVP und eini­gen Stim­men der SPÖ dann auch gewählt wurde.

Ob jetzt auch Krauss bzw. die FPÖ damit rech­nen kann, dass die SPÖ Wien „zäh­ne­knir­schend“ zustimmt, ist zwei­fel­haft: Bür­ger­meis­ter Häupl, der laut Bun­des­ver­fas­sung eigent­lich Prä­si­dent des Stadt­schul­ra­tes ist und für die Bestel­lung der amts­füh­ren­den Prä­si­den­tin bzw. ihrer Stell­ver­tre­tung zustän­dig, hat ange­kün­digt, ein „ergeb­nis­of­fe­nes“ Gespräch mit der FPÖ über die Nomi­nie­rung von Krauss, die er „befremd­lich“ fin­det, füh­ren zu wollen.

In der Ver­gan­gen­heit hat sich die FPÖ zwar immer gegen die Funk­ti­on von „amts­füh­ren­den“ Prä­si­den­tIn­nen des Stadt­schul­rats und ihre Stell­ver­tre­tung aus­ge­spro­chen, die Stell­ver­tre­ter-Funk­ti­on aber den­noch immer bean­sprucht – und auch erhal­ten. Krauss wur­de von der FPÖ nomi­niert, um angeb­lich den Stadt­schul­rat zu „durch­lüf­ten“ – das ist wohl auch als ver­steck­te Kri­tik am Amts­vor­gän­ger Hel­mut Gün­ther (FPÖ) zu wer­ten, der bis­her als stell­ver­tre­ten­der Prä­si­dent wirk­te und kaum jeman­dem auf­ge­fal­len ist. Krauss aber, Bezirks­ob­mann der FPÖ in Wien-Josef­stadt, ist bereits mehr­fach durch extrem rech­te Posi­tio­nen auf­ge­fal­len. So hat er sich für die Sepa­rie­rung von aus­län­di­schen Schul­kin­dern in eige­nen Aus­län­der­klas­sen und für die „Minus­zu­wan­de­rung“ von Tür­ken aus­ge­spro­chen. Laut „Fal­ter‘“ hat er in einer Face­book-Umfra­ge als schöns­te Flag­ge „Öster­reich-Deutsch­land“ genannt. Das eigen­ar­ti­ge Ver­hält­nis zu Deutsch­land und zum Deutsch­tum ist kein Zufall, son­dern Pro­gram­ma­tik sei­ner „deut­schen Bur­schen­schaft Ald­ania zu Wien“„Unser Vater­land ist die ange­stamm­te kul­tu­rel­le und geis­ti­ge Hei­mat aller Deut­schen, unab­hän­gig von staat­li­chen Gren­zen. Das Vater­land und sei­ne kul­tu­rel­le Iden­ti­tät auf der Basis des Selbst­be­stim­mungs­rech­tes der Völ­ker zu bewah­ren, leben­dig zu erhal­ten und zu schüt­zen, ist Pflicht jedes Deutschen.“


Wap­pen der Aldania

In bestimm­ten Fra­gen ori­en­tiert sich Krauss sogar am nicht­deut­schen Aus­land. Als das Par­la­ment von Kir­gi­si­en etwa einen Beschluss zur che­mi­schen Kas­tra­ti­on von Sexu­al­straf­tä­tern fass­te, beju­bel­te Krauss die­se Ent­schei­dung als „sehr ver­nünf­tig“ und for­der­te Ähn­li­ches auch für Öster­reich, weil es ein „gewal­ti­ger Irr­tum“ sei, Sexu­al­straf­tä­ter the­ra­pie­ren zu wol­len. Dem ORF erklär­te Krauss dann auch noch, dass er für das Outing von Sexu­al­straf­tä­tern im Inter­net eintrete.

Als Krauss bei einer Rau­fe­rei am Neu­stif­ter Kir­tag im August 2013 eine Platz­wun­de davon­trug, phan­ta­sier­te FPÖ-Gene­ral­se­kre­tär Vilims­ky von „Gewalt gegen die FPÖ“ und wuss­te auch, wo die zu ver­or­ten ist: „Es gibt poli­ti­sche Kräf­te, die bereit sind, ihre abstru­sen Vor­stel­lun­gen auch mit Gewalt gegen poli­tisch Anders­den­ken­de durch­zu­set­zen. Die­ses Spek­trum reicht, wie wir wis­sen, bis in gewis­se Krei­se bei SPÖ und Grü­nen hin­ein.” Krauss selbst berei­cher­te die Ergüs­se sei­nes Gene­ral­se­kre­tärs noch um die bemer­kens­wer­te Ansicht, dass er offen­sicht­lich erkannt und des­halb geprü­gelt wor­den sei: „Anders als dass die Angrei­fer mich erkannt und an mir ihren Hass auf die FPÖ abre­agie­ren woll­ten, kann ich mir die­se Bru­ta­li­tät nicht erklä­ren, denn ich hat­te kei­ner­lei Streit, ja nicht ein­mal ein Gespräch mit die­sen Leu­ten.“ (FPÖ-OTS, 24.8.2013)

Bei der Natio­nal­rats­wahl weni­ge Wochen spä­ter haben jeden­falls die meis­ten Wäh­le­rIn­nen den als Jugend­kan­di­da­ten der FPÖ gehan­del­ten Krauss nicht erkannt (oder viel­leicht doch?) und ihm gera­de ein­mal 63 Vor­zugs­stim­men bun­des­weit gegeben.

„Stoppt die Rech­ten“ hat auch schon über den Bur­schen­schaf­ter und Wie­ner RFJ-Obmann berich­tet: Er war näm­lich einer von jenen Frei­heit­li­chen, die – fak­ten­wid­rig und durch­aus het­ze­risch – über eine angeb­lich in der Fami­li­en­tra­di­ti­on von Mus­li­men lie­gen­de Sexu­al­straf­tat schrie­ben. SOS-Mit­mensch erstat­te­te damals eine Anzei­ge wegen des Ver­dachts der Ver­het­zung, die aller­dings von der Staats­an­walt­schaft Wien zurück­ge­legt wur­de. Krauss begehr­te dar­auf­hin eine nach­träg­li­che Mit­tei­lung von uns, dass das Ver­fah­ren ein­ge­stellt wor­den sei. Falls Maxi­mi­li­an Krauss nicht zum stell­ver­tre­ten­den Prä­si­den­ten des Wie­ner Stadt­schul­ra­tes bestellt wird, wer­den wir eben­falls ger­ne dazu eine nach­träg­li­che Mit­tei­lung bringen.