Die Gruppe „Heimat ohne Hass“ ist einem Facebook-Posting zur angeblichen Vertreibung des Nikolo aus dem Interspar-Einkaufscenter in Kufstein durch „Islamisten“ nachgegangen, hat bei Interspar Kufstein nachgefragt und auch die Verbreitung des Postings beobachtet: der Kommentar wurde binnen kurzem 1.300 mal geteilt und mit Hetz- und Gewaltkommentaren begleitet. Auch Freiheitliche beteiligten sich an der Verbreitung. Johann Gudenus, Wiener FPÖ-Klubobmann, setzte das Posting („Heute erfuhr ich etwas sehr trauriges, das mich vor Wut kochen lässt“) auf seine Facebook-Account, löschte es später wieder (ohne Kommentar) und setzte dann ein Posting nach, in dem er von einem neuen Facebook-Angriff der „vereinten Gutmenschen“ sprach, von denen „wie gewohnt nur Hetze, billige Polemik und persönliche Beleidigungen statt sachlicher Argumente zu erwarten“ seien. Diese Dreistigkeit muss man erst einmal haben!
In Linz wiederum wurde ein Krampus beim Auftritt der „Linzer Perchten“ gewaltsam attackiert. Von einem Asylwerber. Mehr hat es nicht gebraucht. Bei Perchtenläufen kommt es zwar des öfteren zu heftigen gewaltsamen Attacken, aber weil es in Linz ein (vorbestrafter) Asylwerber war, setzte sich die Hetzmeute in Bewegung, die in diesem Fall von RFJ-Watch dokumentiert wurde: Die üblichen Verdächtigen mit den üblichen Sprüchen: „Es sind die im Umfeld der rechtsextremen Hasspartei FPÖ längst üblichen Forderungen nach Beseitigung, Abschiebung und Vernichtung des verhassten ‚Gesindels’.”
Seit 2006 taucht das Gerücht vom Nikolo-Verbot in Wiener Kindergärten immer wieder in Presseaussendungen der FPÖ bzw. in den sozialen Netzwerken auf. Nazi-Seiten wie „Stormfront“ und „Thiazi“ haben die erfundene Geschichte gerne weiterverbreitet, bis sie als „Kniefall vor den Muslimen“ auch bei Anders Behring Breivik landete, der sie als ein Argument für seinen Massenmord in sein Manifest aufnahm.
Die heimischen Hetzer hinderte das auch in den Folgejahren nicht, die Nikolo-Lüge neu aufzuwärmen. Trotz einer Anzeige 2012 geht die Hetze auch 2013 weiter.
Eine Petition, die gegen das angebliche Nikolo-Verbot in Kindergärten und für die Rückkehr der Adventkränze in die Schulen Stimmen sammelt, um so das „Hinausdrängen“ christlicher Werte aus dem Alltag zu verhindern, hat heuer schon mehr als 11.000 Unterschriften gesammelt. Die Petition unterstellt, dass es sich um einen mehr oder minder bewussten Akt der politisch Verantwortlichen handelt: „Alles, was uns geprägt hat, Traditionen und Werte, Brauchtum als Identifikation mit der eigenen Historie, wird so heimlich still und leise abgeschafft.“
Auf dem Blog „Politisieren.at“ wurde im Vorjahr die Strategie hinter der Nikolo-Lüge auch ganz gut beschrieben:
Das Klima im Nikolo-Thread auf H.C. Straches Facebookseite führte dazu, dass sich all diese Menschen – und noch viele mehr – zu einer ziemlich drastischen Wortwahl hinreißen ließen, die (bei den meisten) sonst in ihren Facebook-Profilen nachweislich nicht zum üblichen Umgangston zählt. (…) Die Methodik besteht darin, der Masse immer wieder aufstachelnde Brocken vorzuwerfen. Irgendwann hat man daraus einen schönen Mob gezüchtet – diese Strategie funktioniert seit tausenden Jahren.