Anschwellende Hass-Orgien

Ein Bürg­er­meis­ter will „Presse­fritzen“ aufhän­gen wie die Juden, ein Geschichte-Lehrer will eine „profil“-Journalistin ster­il­isieren lassen und ihre Redak­tion anzün­den und einäsch­ern. Dazu kom­men noch die für die Jahreszeit üblichen Niko­lo- und Kram­pus-Het­zgeschicht­en, die sich wie ein Lauf­feuer in den sozialen Net­zw­erken ver­bre­it­en und von unglaublichen Hass-Orgien begleit­et wer­den. Öster­re­ich im Dezem­ber 2013….

Die Gruppe „Heimat ohne Hass“ ist einem Face­book-Post­ing zur ange­blichen Vertrei­bung des Niko­lo aus dem Inter­spar-Einkauf­s­cen­ter in Kuf­stein durch „Islamis­ten“ nachge­gan­gen, hat bei Inter­spar Kuf­stein nachge­fragt und auch die Ver­bre­itung des Post­ings beobachtet: der Kom­men­tar wurde bin­nen kurzem 1.300 mal geteilt und mit Hetz- und Gewaltkom­mentaren begleit­et. Auch Frei­heitliche beteiligten sich an der Ver­bre­itung. Johann Gude­nus, Wiener Klubob­mann der FPÖ, set­zte das Post­ing („Heute erfuhr ich etwas sehr trau­riges, das mich vor Wut kochen lässt…“) auf seine Face­book-Time­line, löschte es später wieder (ohne Kom­men­tar) und set­zte dann einen Kom­men­tar nach, in dem er von einem neuen Face­book-Angriff der „vere­in­ten Gut­men­schen“ sprach, von denen „wie gewohnt nur Het­ze, bil­lige Polemik und per­sön­liche Belei­di­gun­gen statt sach­lich­er Argu­mente zu erwarten“ seien. Diese Dreistigkeit muss man erst ein­mal haben!

In Linz wiederum wurde ein Kram­pus beim Auftritt der „Linz­er Per­cht­en“ gewalt­sam attack­iert. Von einem Asyl­wer­ber. Mehr hat es nicht gebraucht. Bei Per­cht­en­läufen kommt es zwar des öfteren zu hefti­gen gewalt­samen Attack­en (siehe z.B. hier oder hier) , aber weil es in Linz ein (vorbe­strafter) Asyl­wer­ber war, set­zte sich die Het­zmeute in Bewe­gung, die in diesem Fall von RFJ-Watch doku­men­tiert wurde: die üblichen Verdächti­gen mit den üblichen Sprüchen: “Es sind die im Umfeld der recht­sex­tremen Has­s­partei FPÖ längst üblichen Forderun­gen nach Besei­t­i­gung, Abschiebung und Ver­nich­tung des ver­has­sten „Gesin­dels“..“

Seit 2006 taucht das Gerücht vom Niko­lo-Ver­bot in Wiener Kindergärten immer wieder in Presseaussendun­gen der FPÖ bzw. in den sozialen Net­zw­erken auf. Nazi-Seit­en wie „Storm­front“ und, „Thi­azi“ haben die erfun­dene Geschichte gerne weit­er ver­bre­it­et, bis sie als „Kniefall vor den Mus­li­men“ auch bei Anders Behring Breivik lan­dete, der sie als ein Argu­ment für seinen Massen­mord in sein Man­i­fest aufnahm. 

Die heimis­chen Het­zer hin­derte das auch in den Fol­ge­jahren nicht, die Niko­lo-Lüge neu aufzuwär­men. Trotz ein­er Anzeige 2012 geht die Het­ze auch 2013 weit­er — mit den oben geschilderten Variationen.

Eine Peti­tion, die gegen das ange­bliche Niko­lo-Ver­bot in Kindergärten und für die Rück­kehr der Adven­tkränze in die Schulen Stim­men sam­melt, um so das „Hin­aus­drän­gen“ christlich­er Werte aus dem All­t­ag zu ver­hin­dern, hat heuer schon mehr als 11.000 Unter­schriften gesam­melt. Die Peti­tion unter­stellt, dass es sich um einen mehr oder min­der bewussten Akt der poli­tisch Ver­ant­wortlichen han­delt: „Alles, was uns geprägt hat, Tra­di­tio­nen und Werte, Brauch­tum als Iden­ti­fika­tion mit der eige­nen His­to­rie, wird so heim­lich still und leise abgeschafft“. Wenig­stens gibt es keine Kom­men­tar­funk­tion bei dieser Petition.

Auf dem Blog „Politisieren.at“ wurde im Vor­jahr die Strate­gie hin­ter der Niko­lo-Lüge auch ganz gut beschrieben:

„Das Kli­ma im Niko­lo-Thread auf H.C. Stra­ches Face­book­seite führte dazu, dass sich all diese Men­schen – und noch viele mehr – zu ein­er ziem­lich drastis­chen Wort­wahl hin­reißen ließen, die (bei den meis­ten) son­st in ihren Face­book-Pro­filen nach­weis­lich nicht zum üblichen Umgangston zählt…Die Methodik beste­ht darin, der Masse immer wieder auf­s­tachel­nde Brock­en vorzuw­er­fen. Irgend­wann hat man daraus einen schö­nen Mob gezüchtet – diese Strate­gie funk­tion­iert seit tausenden Jahren“ (hier zitiert nach Stopptdierechten.at, der Orig­i­nal-Beitrag auf politisieren.at ist nicht mehr zu finden).