Die Angst um Nikolo, Schnitzel und Sparschwein …
Obwohl der behauptete Sachverhalt längst widerlegt ist und wiederholt richtiggestellt wurde, gibt es 2012 einen neuen Anlauf in der Verbreitung dieses rassistischen Gerüchts: Wie die Kronen Zeitung am 7. Dezember 2012 in einer Kurzmeldung berichtet, sollen sich Eltern über einen städtischen Kindergarten im 19. Bezirk beschwert haben, dass „wegen zehn muslimischer Kinder“ kein Nikolo kommen durfte. Tatsache ist, dass in besagtem Kindergarten selbstverständlich eine Nikolo-Feier gab. FPÖ-Obmann Strache nimmt die Falschmeldung dennoch auf und stellt den Artikel auf seine Facebook-Seite. Binnen 13 Stunden schafft er 1500 Kommentare, die an Hassmeldung bis hin zu NS-Wiederbetätigung kein Element des Cyberhates auslassen. Damit nicht genug: Auch der Wiener FPÖ-Abgeordnete Nepp meint, ein „pervertiertes Leugnen unserer geschichtlichen, kulturellen und religiösen Traditionen, (…) damit sich SPÖ und Grünen noch mehr bei der muslimischen Wählerschaft andienen können“ zu erkennen „und fordert ein sofortiges Ende der Inländerbenachteiligung in den Wiener Kindergärten.“ (OTS)
Wie ist das mit dem Nikolo in den Kindergärten?
Seit Jahren werden in Kindergärten grundsätzlich keine den Kinder fremden Personen als Nikolos engagiert. Nikolo-Feiern werden ausschließlich in den Kindergärten selbst mit den Kindern bekannten Menschen organisiert. Warum das so ist, ist leicht erklärt: Fremde, den Kindern nicht bekannte als Nikolo verkleidete Personen machen Kindern oft Angst. Stattdessen schlüpfen daher den Kindern gut bekannte Personen wie BetreuerInnen oder Elternteile, die gemeinsam von und mit den Kindern verkleidet wurden, in die Rolle des Nikolo. Ziel ist es, keine falschen Botschaften an Kinder zu senden: Es ist eben nicht so, dass Kinder fremden Männern, die ihnen Zuckerl schenken, vertrauen sollen.
Dies wird nicht nur in den städtischen Kindergärten Wiens so gehandhabt, sondern etwa auch in jenen der Erzdiözese Wien, deren Chefin gegenüber der Zeitschrift News im Jahr 2006 erklärte: „Der Nikolaus ist keine pädagogische Figur. Es sei zutiefst widersinnig, dass man den Kindern etwas schenke und zuvor Angst mache. Das sei wie bei Erwachsenen, wenn eine Perchte auf sie zukomme: Da kommt auch der stärkste Mann ins Schwitzen.”
Strache auf Facebook: Mordaufrufe, Hasspostings, Goebbelszitate
FPÖ-Chef Strache ist dies selbstverständlich ebenso bekannt wie die Tatsache, dass sich der Massenmörder von Norwegen in seinem Hetzpamphlet sowohl auf die Nikolo-Falschmeldung wie auch auf die FPÖ positiv bezog. Dennoch macht er auch 2012 wieder bei der Verbreitung der Hetzmeldung mit. Der „Erfolg“ ist erschütternd. Facebook-Poster Patrik R. meint: „Es wird Zeit (sic) für unsere Kultur und unseren Glauben zu kämpfen. Tun wirs zumindest für das Wohl unsere Kinder!“
Mit seinem Kampfaufruf für die Kultur, der falschen Beistrichsetzung und der Verleugnung des Genetivs befindet sich Rainer aber noch im geradezu friedlichen Teil der PosterInnenschaft. Auch Posterin Bella Katharina steht auf Kriegsfuß mit der Satzzeichensetzung und will diesen Krieg auch mit Waffengewalt austragen: „Die Scheiß Tuschen (sic) sollen sich aus unserem Land schleichen !!!! Ich hab’s schon so satt (sic) an jeder Ecke sitzt einer !!!! Erschossen gehören alle !!!“
Strache-Freund Marc M. fällt auch nichts anderes ein als „verreckt Moslems VERRECKT“. Und auch eindeutige Nazi-Sprüche sind auf der Strache Facebookseite wieder einmal zu finden.
Noch immer online (8. Dezember 2012, 14:25)
Poster Oli R. zitiert die Goebbelsche Sportpalastrede von 1943 in seinem Hassposting: „Aber es wird eine zeit kommen da werden wir wieder über allem stehen !! Dann heißt es Volk steh auf und Sturm brich los !!“
Goebbels-Zitat. Noch immer online (8. Dezember 2012, 14:25)
Was alle Postings neben der Hasspropaganda und ihrer geringen Kenntnis der deutschen Sprache eint: Sie stehen mit ihren Gewaltaufrufen, verhetzenden und NS-wiederbetätigenden Inhalten seit Stunden ungelöscht auf Straches Facebook-Seite.