Die Nazi-Zausel vom Ulrichsberg

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Jetzt wird es aber grim­mig! Her­mann Kan­dus­si, der Obmann der Ulrichs­berg­ge­mein­schaft, kün­dig­te an, gegen die Betrei­ber der Face­book-Sei­te Ulrichs­berg­ge­mein­schaft der Heim­keh­rer- und Euro­pa­ge­denk­stät­te Anzei­ge erstat­ten zu wol­len. Das könn­te ein Schuss ins Knie wer­den, aber für Über­ra­schun­gen ist Kan­dus­si ja schon bekannt.

Beim Ankün­di­gen ist Kan­dus­si schon ein­mal etwas pas­siert. Im Vor­jahr hat­te er eine „Neu­aus­rich­tung“ der Ulrichs­berg-Fei­ern ange­kün­digt: „Ein­schlä­gig Bekann­te kom­men nicht rein.” (Salz­bur­ger Nach­rich­ten, 11.9. 2012) Die „über­ra­schen­de” Neu­aus­rich­tung besorg­te dann der Fest­red­ner, Her­bert Bel­schan Mil­den­burg, ein ein­schlä­gig Bekann­ter.

Jetzt aber ist Kan­dus­si offi­zi­ell erzürnt. Als er von den Salz­bur­ger Nach­rich­ten zu den Nazi-Pos­tings auf der Face­book-Sei­te Ulrichs­berg­ge­mein­schaft der Hein­keh­rer- und Euro­pa­ge­denk­stät­te befragt wird, erklärt er „Ich wuss­te nicht, dass es die­se Sei­te gibt.“

Wahr­schein­lich hat er auch nicht gewusst, dass der Fest­red­ner vom Vor­jahr so einer ist und war dann ganz über­rascht! Weiß er auch nicht, dass ein Video zum Ulrichs­berg, das ihn vor der Gedenk­ta­fel mit dem leicht ver­än­der­ten SS-Spruch „Des Sol­da­ten Ehre ist sei­ne Treue” zeigt, auf You­Tube und auf der Face­book-Sei­te Ulrichs­berg Euro­pa­ge­denk­stät­te kur­siert? Kan­dus­si, der kun­di­ge Ken­ner des Ulrichs­bergs, führt elf ermü­den­de Minu­ten durch alle Gedenk­ta­feln. „Copy­right H.K.“, heißt es zum Schluss. Und dann heißt es von den Ulrichs­ber­gern: „Mit Com­pu­ter­sa­chen” habe man nie etwas zu tun gehabt (Salz­bur­ger Nach­rich­ten, 15.4. 2013). Ver­mut­lich genau so viel oder so wenig wie mit „ein­schlä­gig Bekannten“.

Kan­dus­si, der gegen­über der Kärnt­ner Tages­zei­tung am 14.4. 2013 ankün­dig­te, in der kom­men­den Woche beim „Lan­des­ver­fas­sungs­dienst“ [sic!] Anzei­ge gegen Unbe­kannt zu erstat­ten, hat sich offen­sicht­lich gleich­zei­tig beim Lan­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz kun­dig gemacht: „Dort sag­te man mir, dass man nicht wis­se, gegen wen man ermit­teln soll­te.“ (Salz­bur­ger Nach­rich­ten, 15.4.2013)

Das über­rascht jetzt sogar uns! Denn mitt­ler­wei­le weiß auch der Kärnt­ner Ver­fas­sungs­schutz, dass es bei einem begrün­de­ten Ver­dacht auf NS-Wie­der­be­tä­ti­gung durch­aus mög­lich ist, die Betrei­ber des ein­schlä­gi­gen Face­book-Kon­tos aus­zu­for­schen. Die Betrei­ber der Sei­te bemü­hen sich ihrer­seits, (fast) jeden Ver­dacht auf Bezie­hun­gen mit der offi­zi­el­len Ulrichs­berg­ge­mein­schaft zu zer­streu­en: „Die­se Sei­te ist kei­ne rein offi­zi­el­le Sei­te der in Kärn­ten ansäs­si­gen UBG!“

Auf der Sei­te trei­ben sich Admi­nis­tra­to­ren und jede Men­ge Neo­na­zis aus Deutsch­land her­um. Da wird nicht nur für die Frei­las­sung des Alt­na­zi Erich Prieb­ke, son­dern auch für den Auf­marsch von Neo­na­zis in Dres­den mobi­li­siert. Den­noch ist unver­kenn­bar, dass da Öster­rei­cher am Wer­ke sind: Links zu SOS-Hei­mat, ein Pos­ting zu Wal­ter Nowot­nys Grab am Wie­ner Zen­tral­fried­hof und ein „Dank an alle, die für die Wehr­pflicht gestimmt haben”.

Etli­che Fotos von älte­ren Gedenk­fei­ern am Ulrichs­berg samt Wür­di­gung für Jörg Hai­der und – rela­tiv neu – der Hin­weis auf eine Ver­an­stal­tung mit dem Wie­ner FPÖ-Klub­chef Johann Gude­nus („Bur­schen heraus“).

Es lohnt sich also durch­aus zu ermit­teln; wir hel­fen ger­ne dabei, die „unbe­lehr­ba­ren Zau­sel“ (Rolf Holub) aus­fin­dig zu machen.

Wei­te­re Infos zum Ulrichsberg:

Ulrichs­berg (Ktn): Nazi-Sprü­che und Panzerpatscherl
Ulrichs­berg (Kärn­ten): Eine schö­ne Mischung
Kärn­ten: Die Neo­na­zis rufen zum Berg