Kärnten: Die Neonazis rufen zum Berg

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Der Ulrichs­berg oder bes­ser das Tref­fen zum Geden­ken der Opfer bei­der Welt­krie­ge und des Kärnt­ner Abwehr­kamp­fes übt eine magi­sche Anzie­hung auf alte und neue Nazis aus. Heu­er fin­den am Wochen­en­de 17./18.9. gleich meh­re­re Tref­fen am Ulrichs­berg statt.

Bei den Ulrichs­berg-Tref­fen gab es immer einen beacht­li­chen Auf­trieb von Alt­na­zis, die dann von den Neo­na­zis bestaunt wer­den durf­ten. Das wohl berüch­tigs­te Ulrichs­berg-Tref­fen die­ser Art fand 1995 statt. Gud­run Bur­witz, die Toch­ter des SS-Kapos Hein­rich Himm­lers, nahm damals die Para­de ab. Bei dem anschlie­ßen­den Tref­fen von ehe­ma­li­gen Ange­hö­ri­gen der Waf­fen-SS in Krum­pen­dorf sprach Jörg Hai­der die­sen sei­ne Reve­renz aus:

Dass es in die­ser regen Zeit, wo es noch anstän­di­ge Men­schen gibt, die einen Cha­rak­ter haben und die auch bei größ­tem Gegen­wind zu ihrer Über­zeu­gung ste­hen und ihrer Über­zeu­gung bis heu­te treu geblie­ben sind. […] Wir geben Geld für Ter­ro­ris­ten, für gewalt­tä­ti­ge Zei­tun­gen, für arbeits­scheu­es Gesin­del, und wir haben kein Geld für anstän­di­ge Men­schen. (30.9.1995)


„Mei­ne Ehre heisst Treue”-Dolch der SS als Pro­fil­fo­to eines U‑Berg-Besu­chers

In der Ver­gan­gen­heit wur­de das Tref­fen der Ulrichs­berg­ge­mein­schaft von Poli­ti­kern der diver­sen frei­heit­li­chen Par­tei­en (FPÖ, FPK, BZÖ), aber auch von ein­zel­nen SPÖ- und ÖVP-Ver­tre­tern in Kärn­ten unter­stützt und mit Red­nern beschickt. Bis 2009 fand das Tref­fen mit offi­zi­el­ler Unter­stüt­zung des Bun­des­hee­res statt. Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Dara­bos unter­sag­te 2009 die Teil­nah­me. Das offi­zi­el­le Tref­fen fand in die­sem Jahr dar­auf­hin auch wegen eines bekannt­ge­wor­de­nen NS-Devo­tio­na­li­en­han­dels des dama­li­gen geschäfts­füh­ren­den Obmanns der U‑Berg-Gemein­schaft nicht statt. Nur die Kärnt­ner FPÖ (nicht die FPK) um Harald Jan­nach (FPÖ-Abge­ord­ne­ter) fand sich damals zu einer Kranz­nie­der­le­gung ein und kri­ti­sier­te hef­tig den Lan­des­haupt­mann Dörf­ler (FPK), weil dem die Ver­an­stal­tung damals zu „weit rechts“ war. Jan­nach freu­te sich damals über jeden, „der die Grup­pe beglei­ten wol­le“ und erhielt prompt Ver­stär­kung durch Gott­fried Küs­sel und den Schlä­ger-Nazi Ricar­do Sturm aus Leip­zig und eini­ge ande­re all­zeit Getreue.


Ganz Rechts: Gott­fried Küs­sel, neben Küs­sel Ricar­do Sturm

Im Jahr 2001 beschäf­tig­te sich auch der Deut­sche Bun­des­tag mit dem Ulrichsberg.

Auch heu­er wird in Deutsch­land wie­der für das Ulrichs­berg-Tref­fen mobi­li­siert. Auf Face­book ist es die Grup­pe „Ulrichs­berg­tref­fen 2011 – Unse­ren Vete­ra­nen ehren­voll geden­ken!“ für den 17.9. ab 11 Uhr bis zum 18.9. um 18 Uhr. Der ehe­ma­li­ge FPÖ-Minis­ter Her­bert Haupt und ein Gün­ter Wal­ter Mai­er laden für 17.9. um 13 Uhr zur „Fei­er an der Gedenk­stät­te am Ulrichs­berg-Gip­fel“ und die Ulrichs­berg­ge­mein­schaft hat für Sonntag,18.9. den gro­ßen Fest­saal des Kla­gen­fur­ter Kon­zert­saals ange­mie­tet. Der FPK-Klub­ob­mann Kurt Scheuch wird dort mitfeiern.

Küs­sel und Sturm wer­den wohl die­ses Jahr ver­hin­dert sein, Gud­run Bur­witz wird nur mehr aus dem Alters­heim grü­ßen kön­nen, Kat­rin Köh­ler, die zuletzt in Brno gemein­sam mit Gün­ther Rehak bei einem Neo­na­zi-Auf­marsch reden durf­te, kann wahl­kampf­be­dingt nicht in die „Ost­mark“ aus­rü­cken, aber eini­ge Neo­na­zis wer­den sich die Fei­er­lich­kei­ten und das Zusam­men­tref­fen mit geh­fä­hi­gen Alt­na­zis sicher nicht ent­ge­hen lassen.

Sie­he auch: derstandard.at — Umstrit­te­nes Ulrichs­berg-Tref­fen fin­det wie­der statt