Graz: Ein Video mit Gerd Honsik

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Der Gra­zer Schwur­ge­richts­pro­zess gegen zehn mut­maß­li­che Neo­na­zis wur­de am 12.11. nach einer lan­gen Pau­se von vier Mona­ten über eine Video-Schal­tung mit Gerd Hon­sik fort­ge­setzt. Hon­sik, ein Neo­na­zi der frü­hen Stun­de, hat­te nicht all­zu viel bei­zu­tra­gen und so wur­de der Pro­zess nach rund einer Stun­de wie­der ver­tagt. Im Dezem­ber sol­len die Plä­doy­ers und die Urtei­le erfolgen.

Richard P., einer der Ange­klag­ten, bean­trag­te schon zu Beginn die Ver­ta­gung der Haupt­ver­hand­lung, weil er nach einer Haus­durch­su­chung in Sachen Alpen-Donau sei­ne Unter­la­gen nicht zurück­be­kom­men hat­te und sich des­halb in sei­ner Pro­zess­vor­be­rei­tung ein­ge­schränkt sah. Sein Antrag wur­de eben­so abge­lehnt wie Anträ­ge, um neue Zeu­gen zu laden.

Der Pro­zess in Graz behan­delt aller­dings nicht die Cau­sa Alpen-Donau, son­dern eini­ge Fäl­le von NS-Wie­der­be­tä­ti­gung in der Stei­er­mark. Im Vor­jahr ging die Ankla­ge noch von einem ein­zi­gen Ver­fah­ren aus, in dem alle damals bekann­ten Vor­fäl­le von NS-Wie­der­be­tä­ti­gung in der Stei­er­mark abge­han­delt wer­den soll­ten. Spä­ter wur­den nicht nur die Ver­fah­ren gesplit­tet, son­dern offen­sicht­lich auch neue Erkennt­nis­se bei den Ermitt­lungs­be­hör­den erzielt. Mitt­ler­wei­le ist durch das NS-Ver­bots­ver­fah­ren gegen die mut­maß­li­chen Alpen-Donau-Nazis in Wien klar gewor­den, dass die Wie­ner Donau-Neo­na­zis durch stei­ri­sche Mur-Nazis (und auch deut­sche Neo­na­zis) „ergänzt“ wor­den sind.

Richard P. und Franz R. wur­den im Wie­ner Ver­fah­ren gegen die mut­maß­li­chen Betrei­ber von Alpen­Don­au mehr­mals als wei­te­re Admi­nis­tra­to­ren von alpen-donau.info bzw. des Forums ali­n­fo­do genannt. Wir haben schon ein Jahr zuvor auf die stei­ri­schen Con­nec­tions von der Alpen-Nazis hin­ge­wie­sen. Bei Richard P. wur­de erst im Juli 2012 die Haus­durch­su­chung in Sachen Alpen-Donau vor­ge­nom­men, durch die er sich im Gra­zer Pro­zess behin­dert sah. Ver­mut­lich hat er des­halb an der Wie­ner Ver­hand­lung am 7. Novem­ber als Zuschau­er teil­ge­nom­men, um sein Gedächt­nis aufzufrischen.

Die Neo­na­zis sind anschei­nend gut ver­netzt – sind es die Ankla­ge­be­hör­den auch?

Gerd Hon­sik, der im Sep­tem­ber 2011 wegen sei­ner angeb­li­chen „sozia­len Inte­gra­ti­on“ in Spa­ni­en vor­zei­tig aus der Haft ent­las­sen wur­de, woll­te in der Video-Kon­fe­renz nicht alle Fra­gen beant­wor­ten . Als ihn Franz Radl frag­te: „Hast du dich natio­nal­so­zia­lis­tisch wie­der­be­tä­tigt?”, ant­wor­te­te Hon­sik „Ich habe nie­mals das Pro­gramm der NSDAP ver­tre­ten.“ Dazu muss man wis­sen, dass Hon­sik sei­ne Frei­las­sung aus der Haft nur unter bestimm­ten Auf­la­gen erhal­ten hat­te. Als ihn Franz Radl wei­ter befragt, erklärt Hon­sik denn auch: „Lie­ber Franz, ich habe eine Bit­te, Fra­gen über den Holo­caust bit­te nicht an mich her­an­tra­gen, ich wür­de sonst gegen mei­ne Bewäh­rungs­auf­la­gen verstoßen.“

Die Urtei­le im Gra­zer Neo­na­zi-Pro­zess sind für den 4. oder 5.12. geplant, die Ver­hand­lung wird am 3.12. fortgesetzt.

derstandard.at — Hon­sik: „Lie­ber Franz, ich habe eine Bitte”