Der Antisemitismus, ein Schäferhund und Paul Lendvai

Bere­its seit Jahren war­nen Exper­tIn­nen vor einem neuer­lichen Erstarken des Anti­semitismus in Europa. Dass sich diese immer offen­er an den Tag tre­tende Feind­schaft gegenüber Juden und Jüdin­nen nicht nur auf den Osten Europas beschränkt, belegt die kurze Auswahl anti­semi­tis­ch­er Vor­fälle der let­zten Tage.

Wir ver­weisen zunächst auf den sehenswerten Beitrag der ARD-Sendung „Fakt“, der den Anstieg von offen­em und struk­turellem Anti­semitismus in Deutsch­land doku­men­tiert. Vor dem Hin­ter­grund eines tätlichen Angriffes auf den Berlin­er Rab­bin­er Daniel Alter wird eben dieser zur momen­ta­nen Sit­u­a­tion inter­viewt. Im Anschluss doku­men­tiert das ARD Team offen anti­semi­tis­che Äußerun­gen von Pas­san­tInnen und geht der Frage nach deren Ursprün­gen nach.

Während also in Deutsch­land offen erkennbare Juden und Jüdin­nen teil­weise Angst vor tätlichen Über­grif­f­en haben müssen, kam es vor kurzem in Frankre­ich zu einem noch erschreck­enderen Vor­fall: ein jüdis­ches Lebens­mit­telgeschäft in der Nähe von Paris wurde von Unbekan­nten mit einem Sprengsatz ange­grif­f­en, wobei ein Men­sch leicht ver­let­zt wurde. Die Hin­ter­gründe der Tat sind momen­tan noch ungek­lärt, ein Zusam­men­hang mit dem Erscheinen divers­er Mohammed-Karika­turen (zulet­zt in einem franzö­sis­chen Satiremagazin) wird allerd­ings nicht ausgeschlossen.


Anschlag auf jüdis­chen Super­markt bei Paris, Bildquelle: dtoday.de
-

Dass Anti­semitismus auch in Öster­re­ich ein gesellschaftlich­es Prob­lem darstellt, ist offenkundig: neben dem anti­semi­tis­chen Com­ic, der immer noch auf der Face­book-Seite von Stra­che zu find­en ist, sorgten die Vor­fälle rund um das Rück­spiel zwis­chen Rapid Wien und PAOK Saloni­ki für Aufre­gung. Unter den Augen der im Ein­satz befind­lichen Beamten wurde ein Wiener Rab­bin­er durch einen Fußball­fan aus Deutsch­land anti­semi­tisch beschimpft.

Auf Stra­ches Face­book-Kon­to waren im Gefolge des anti­semi­tis­chen Car­toons etliche ein­schlägige Post­ings zu find­en. Aber auch bei anderen The­men tauchen ein­deutige Post­ings auf. Am 29. Sep­tem­ber veröf­fentlicht Stra­che ein Grup­pen­bild von der Klausur der Tirol­er FPÖ – mit Schäfer­hund! Als ein Poster den „deutschen“ Schäfer­hund mit Hitler assozi­iert und sich dazu eine Debat­te entsprin­nt, postet Con­suela Rodrigez:

„..wer hat uns denn diese Geschichte über den kranken Massen­mörder erzählt? Diesel­ben Mächte (Zion­is­ten), die jet­zt die ganze Welt in den Abgrund reisst. Meine Groß­mut­ter erzählte mir damals schon eine ganz andere Ver­sion. Doch wer eine Lüge 100-erte und 1000e mal hört glaubt sie am Ende. Wer die Geschichte (nicht nur die Zeit zw. 33–45) nicht ken­nt ist dazu ver­dammt sie wieder zu erleben.“


Ein deutsch­er Schäfer­hund sorgt für Gesprächsstoff…
-

Das ist schlicht anti­semi­tis­che Het­ze inklu­sive Holo­caust-Leug­nung. Das sehen auch zwei andere Poster so und befürcht­en Schaden für die FPÖ – aber das Post­ing der Con­suela Rodrigez wird nicht gelöscht….

Auch auf unzensuriert.at, dem mit Mar­tin Graf, dem drit­ten Präsi­den­ten des Nation­al­rats, eng ver­bun­de­nen Info-Por­tal, kann man immer wieder ein­deutige Botschaften lesen. Zu einem Beitrag über die Ungarn-Doku, der schon den beze­ich­nen­den Titel trägt „Lend­vai polemisiert im ORF gegen ungarische Heimat“ war ein Post­ing von „klar­text“ (vom 29.9.) online, das vor anti­semi­tis­chen Aus­fällen nur so strotzte. Das Post­ing war jeden­falls bis 30.9. online und dürfte dann – ohne jeden Kom­men­tar – gelöscht wor­den sein.

Die Kom­men­tar­leiste zu dem Beitrag wird jet­zt ange­führt vom Poster „ladis­laus“, der in seinem Beitrag von ein­er „welt­bekan­nten anti-nationalen Ori­en­tierung“ raunt und Lend­vai als „inter­na­tionalen Agen­ten“ tit­uliert. Vom deut­lichen Vor­wurf, die „Heimat“ anzu­patzen (im redak­tionellen Beitrag!), bis zum „inter­na­tionalen Agen­ten“ und der „welt­bekan­nten anti-nationalen Ori­en­tierung“ sind hier klas­sis­che Topoi des mod­er­nen Anti­semitismus enthalten.

Wohlge­merkt: wir sprechen hier nicht über einen wilden Nazi-Blog, son­dern über das Info-Por­tal unzensuriert.at, die von Mar­tin Graf gegrün­dete und ihm eng ver­bun­dene Website!