Neues Ewiggestriges aus Ungarn

Schüs­sel machte den Anfang. Er lobte den „mod­er­nen, besonnenen Patri­o­tismus“ von Vik­tor Orbán und ver­traut auf die Regierungspartei Fidesz, weil diese im Gegen­satz zu einzel­nen Kri­tik­ern die Demokratie nicht gefährde. Da waren Andreas Karls­böck und Johannes Hüb­n­er „pos­i­tiv über­rascht“. Hüb­n­er ver­mut­lich am meis­ten. 2010 turtel­ten er, Johann Gude­nus und auch Heinz-Chris­t­ian Stra­che noch mit der recht­sex­tremen und anti­semi­tis­chen Job­bik. Auch von der gibt es Neues von vorgestern.

Um in Ungarn den Anti­semitismus poli­tisch ausleben zu kön­nen, braucht man nicht unbe­d­ingt Job­bik-Anhänger zu wer­den. Den gibt es gratis mit­geliefert, etwa von Zsolt Bay­er, einem engen Ver­traut­en von Vik­tor Orbán. Aber woraus beste­ht der von Schüs­sel und Hüb­n­er so hochgelobte „mod­erne, besonnene Patri­o­tismus“? Dass die neue ungarische Ver­fas­sung Gott und König Ste­fan ein- und am Nazi-Ver­bün­de­ten Hor­thy anschließt? Hor­thy-Stat­uen schießen derzeit wie die Schwammerl aus dem ungarischen Boden, wie „Pusz­taranger“ auf seinem Blog auflis­tet, aber der ist ja ver­mut­lich ein­er jen­er Kri­tik­er, die die Schüs­sel-Orbán-Demokratie gefährden.


Umgestal­tetes Denkmal des Hitler-Pak­tier­er Hor­thy, Quelle: Pusz­taranger — Hor­thy-Kult und Statuenkrieg

Anti­semi­tis­che Schmier­ereien und Ressen­ti­ments nehmen in Ungarn zu, jet­zt sollen einige recht­sex­treme Schmier­an­ten der Zwis­chenkriegszeit sog­ar in den nationalen Lehrplan aufgenom­men wer­den. Bei so viel „mod­ernem, besonnenen Patri­o­tismus“ und Anti­semitismus von offizieller Seite müssen die offen rabi­at­en Recht­sex­tremen von Job­bik um Aufmerk­samkeit kämpfen. Aber es gibt ja noch The­men, die die Regierungspartei rechts liegen lässt. Die antizigan­is­tis­che Het­ze etwa oder die Beschwörung von Großun­garn. Barikad, das Job­bik-nahe Info-Por­tal, mobil­isierte heftig für den Tri­anon-Gedenk­tag am 4.6. in Szeged und liefert gle­ich mehrere geografis­che Gemälde von Groß-Ungarn.

Ein kleines Prob­lem gibt’s da: Bur­gen­land, oder zumin­d­est Teile davon, gehören auch zum groß-ungarischen Reich. Das hat die offene Sym­pa­thie der FPÖ mit Job­bik zu ein­er etwas stilleren wer­den lassen. Aber wer weiß, vielle­icht erin­nert sich der „mod­erne besonnene Patri­o­tismus“ des Vik­tor Orbán auch noch an diese Tradition?