Die Burschenschaften … dem Nationalsozialismus treu geblieben
Liebe Freundinnen und Freunde,
diese Blamage hätte sich die Republik Österreich ersparen können: Ausgerechnet am Auschwitz-Gedenktag trifft sich Europas Elite der Auschwitz-Leugner zum Tanz in der Wiener Hofburg.
Die Burschenschaften, die aus ganz Österreich zu diesem Ball anreisen, haben nach dem Zweiten Weltkrieg das Motto der SS beherzigt: „Unsre Ehre heißt Treue“.
Und sie sind treu geblieben. Sie sind dem Nationalsozialismus treu geblieben. Keiner der nationalsozialistischen Verbrecher wurde aus seiner Verbindung ausgeschlossen.
- Die Innsbrucker „Germania“, die lange Jahre als Speerspitze des universitären Antisemitismus gewirkt hatte, führt den Euthanasiearzt und Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka, Irmfried Eberl, weiter in ihren Mitgliederlisten.
- Die Grazer „Arminia“ steht in Treue fest zu ihrem wegen vielfachen Mordes hingerichteten Bundesbruder Ernst Kaltenbrunner, der als Chef des Reichssicherheitshauptamtes zu den Zentralfiguren der nationalsozialistischen Terror- und Tötungsmaschinerie gezählt hatte.
- Die Innsbrucker „Suevia“ hält Gerhard Lausegger die Treue, der in der „Reichskristallnacht“ ein Rollkommando geleitet hatte, das den Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde ermordete. Die Burschenschaft verweigerte auch die Löschung von Lauseggers Namen auf ihrem „Ehrenmal“ am Westfriedhof, wenige Meter vom jüdischen Friedhof entfernt.
- Hermann Richter, SS-Obersturmbannführer, der als KZ-Arzt in Gusen und Dachau gesunden Lagerinsassen Organe entnahm, um zu testen, wie lange die Gefolterten ohne diese überleben konnten, wurde aus der „Sängerschaft Skalden“ ebenso wenig ausgeschlossen wie
- Ferdinand von Sammern-Frankenegg, SS-Polizeiführer des Distriktes Warschau, persönlich verantwortlich für die Ermordung von mindestens 1000 und für die Deportation von 55.000 Jüdinnen und Juden.
- Anton Jerzabek, Führer des Antisemiten-Bundes, blieb Mitglied der seit 1889 „judenreinen“ Olympia, die den Arier-Paragraphen bis heute verteidigt hat.
- Georg Ritter von Schönerer, Begründer des Rassen-Antisemitismus, blieb „Ehrenbursch“ der Innsbrucker „Germania“ und einiger anderer Verbindungen.
Nach dem Krieg sind aus Österreichs Burschenschaften eine Reihe von Männern hervorgegangen, die jeder Österreicher kennt:
- Der Nazi-Terrorist Norbert Burger beispielsweise,
- Gottfried Küssel, der einst braune Bataillone für den Straßenkampf ausbildete, für die Wiederzulassung der NSDAP kämpfte und schon wieder wegen Wiederbetätigung vor Gericht steht,
- der Auschwitz-Leugner Gerd Honsik, dessen Nationale Front die Demokratie beseitigen und das Deutsche Reich wieder herstellen wollte,
- Franz Radl, wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verurteilter Sprecher des Wiener Korporationsringes, der Veranstalter dieses Balles ist.
Burschenschaften waren an Parteigründungen beteiligt.
- Aus der Olympia, der Martin Graf, dritter Präsident des Nationalrats angehört, ist die neonazistische NDP hervorgegangen, deren Programm „in wesentlichen Kernpunkten mit den Zielen der NSDAP übereinstimmte“ wie der Verfassungsgerichtshof urteilte-
- Gemeinsam mit Horst Jakob Rosenkranz, dem Ehemann der Strache-Stellvertreterin Barbara Rosenkranz, haben Burschenschafter die Liste „Nein zur Ausländerflut“ gegründet. Das war der Versuch, die führenden Exponenten der gewaltbereiten Neonaziszene zur Partei zu bündeln und in den Nationalrat einzuziehen. Auch er ist am Verbot durch den Verfassungsgerichtshof gescheitert.
Die Burschenschaften haben ihre Verbundenheit mit dem Nationalsozialismus immer wieder demonstrativ zur Schau gestellt. Der Dachverband „Deutsche Burschenschaft in Österreich“ (DBÖ) hat einst Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Der Flug nach Schottland diente da nur als Alibi. Es war etwas anderes, was Rudolf Hess von allen anderen Nazi-Führern unterschied, die sich vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal verteidigen mussten. Er war der einzige, der keine Reue zeigte. Noch im Schlusswort betonte er:
„Ich bereue nichts. Stünde ich wieder am Anfang, würde ich wieder handeln, wie ich gehandelt habe, selbst wenn ich wüsste, dass am Ende ein Scheiterhaufen für meinen Flammentod bereit stünde.“
Dieses Bekenntnis zu den NS-Verbrechen hat ihn zu einer Ikone des Neonazismus werden lassen. Dass die Deutsche Burschenschaft in Österreich diesen Mann für den Friedensnobelpreis vorschlägt, ist nichts anderes als ein demonstratives Bekenntnis zu den Verbrechen der Nazis.
Schauen wir uns an, welche Referenten zu den sogenannten Bildungsveranstaltungen der Burschenschaften eingeladen werden: Da ist die Elite der rassistischen und antisemitischen Hetzer, die Elite der braunen Geschichtsfälscher, die Elite der Holocaust-Leugner vertreten.
Und wen laden die Burschenschaften ein, wenn es um Geselligkeit geht?
- Da lässt sich etwa die Olympia von dem vorbestraften Neonazi-Barden Frank Rennicke unterhalten, der in seinen Balladen Adolf Hitler- und Rudolf Heß glorifiziert.
- Oder vom vorbestraften Michael Müller, der den Udo-Jürgens-Song umgedichtet hat:
„Mit sechs Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an,
bis sechs Millionen Juden da bleibt der Ofen an - Oder vom ebenfalls vorbestraften Jörg Hähnel, der die Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, als „mutigen Einsatz“ für den Demokratieerhalt“ gebilligt hat.
Werfen wir kurz einen Blick auf jene Medien, die von Burschenschaftern für Burschenschafter geschrieben werden. Da lesen wir nämlich schwarz auf weiß, wo die Burschenschaften stehen:
- Da ist das Burschenschafter-Organ „Aula“, in dem Alt- und Neonazis, Antisemiten, Geschichtsfälscher neben Spitzenpolitikern der FPÖ zu Wort kommen. Die Aula ist wegen Verbreitung der Auschwitz-Lüge rechtskräftig verurteilt. Und sie nimmt Holocaust-Leugner gegen die angebliche „Gesinnungsjustiz“ in Schutz
- Da ist „Zur Zeit“ des freiheitlichen Europaabgeordneten Andreas Mölzer, die ebenfalls wegen Verbreitung der Holocaust-Lüge verurteilt ist.
- Und da ist der Eckart, der die Auschwitzlüge ebenfalls verbreitet hat – aber nicht verurteilt wurde, vielleicht weil in der Landsmannschaft, die ihn heraus gibt, prominente Burschenschafter und FPÖ-Politiker sitzen. Heute ist es der dritte Präsident des Wiener Landtags, Johann Herzog.
Und jetzt werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf die illustre Liste der internationalen Ehrengäste, die diesen Ball in den vergangenen Jahren mit ihren Besuchen ausgezeichnet haben.
- Da ist Jean Marie Le Pen, mehrfach vorbestrafter Führer des Front National, der sich einst durch den Vertrieb von Nazi-Liedern über Wasser hielt.
- Da ist sein Parteifreund Bruno Gollnisch, der sich wegen Holocaust-Leugnung mehrfach vor Gericht verantworten musste und seiner Universität verwiesen wurde. Wann immer in Frankreich ein jüdischer Friedhof geschändet wird oder eine Synagoge in Flammen aufgeht, sucht und findet die Polizei die Täter im Umfeld des „Front National“.
- Da sind die Ehrengäste der belgischen Nationalisten, die sich als Vlaams-Blok auflösen mussten, um einem Parteienverbot zuvor zu kommen und die sich danach als Vlaams Belang neu gründete. Diese Partei steht in der Tradition der SS-Veteranen, kämpft für die Rehabilitation der Nazi-Kollaborateure und hat seinen Wahlparteitag einst demonstrativ an Hitlers Todestag veranstaltet.
- Da sind die militantesten Rechtsextremen Osteuropas und die spanischen Faschisten.
Und nicht zuletzt sind da die Neonazis der deutschen NPD, in deren Medien die Holocaust-Leugnung einen festen Platz hat und die mit den Holocaust-Leugnern ganz Europas vernetzt ist. Im Umfeld dieser NPD hat das Mördertrio von Zwickau Schutz und Hilfe gefunden. Wenige Wochen vor seinem Auftritt bei der „Olympia“ hat der Nazi-Barde und Hitler-Verherrlicher Frank Rennicke ein Benefiz-Konzert für diese Nationalisten gegeben, denen mindestens zehn Morde zur Last gelegt werden.
Hans-Henning Scharsach