Alpen-Nazis outen FPÖ als VorfeldorganisationLesezeit: 4 Minuten

Trotz etli­cher Haus­durch­su­chun­gen sind den Alpen-Nazis ihre groß­mäu­li­gen Sprü­che noch nicht ver­gan­gen. In einem Bei­trag auf ihrer Home­page Alpen-Donau von heu­te bezeich­nen sie die FPÖ „als Vor­feld­or­ga­ni­sa­ti­on, die uns Unter­schlupf gewährt und auf deren Struk­tu­ren wir zurück­grei­fen kön­nen“. Auch wenn man in Betracht zie­hen muss, dass die Alpen-Nazis dick auf­tra­gen und über­trei­ben, deckt sich ihr […]

14. Nov 2010

Vor allem im inter­nen Forum von Alpen-Donau waren ganz offen­sicht­lich eini­ge „Kame­ra­den“ unter­wegs, die sich als FPÖ­ler bezeich­nen. Auch die zeit­wei­se sicht­bar gewor­de­nen schnel­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge, die wir schon des öfte­ren beschrie­ben haben (Fich­ten­bau­er-Brief, Cau­sa P., Moschee-Baba-Spiel) sind ein deut­li­ches Indiz.


Links der Alpen-Donau-Arti­kel mit dem Brief des FPÖ-Abg. Peter Fich­ten­bau­er, der zugleich auch auf einer deut­schen Neo­na­zi-Sei­te ver­öf­fent­licht wur­de. Rechts das thumb­nail der Bild­da­tei, das noch immer die Faxer­ken­nung zeigt. Damit geht ein­deu­tig her­vor, dass der Brief von der Woh­nung des ehe­ma­li­gen FPÖ-Poli­ti­kers John Gude­nus in Wien-Wie­den gefaxt wor­den war. An die­ser Adres­se war auch des­sen Sohn Mar­kus gemel­det. Ob das Fax von Gude­nus eine Zwi­schen­sta­ti­on oder tat­säch­lich der Absen­der an die Nazi-Sei­ten war, ist offen.

Auch die wei­te­re Dar­stel­lung der Alpen-Nazis ist so banal wie rich­tig: „Glück­li­cher­wei­se ver­fü­gen wir ins­be­son­de­re in Öster­reich, aber auch im übri­gen Deutsch­land über eine Rei­he von Ver­ei­ni­gun­gen, von den natio­nal­aus­ge­rich­te­ten Stu­den­ten­ver­bin­dun­gen, Tur­ner­bün­den bis hin zu Wan­der- und Schutz­ver­ei­nen (…), in denen unse­re Tra­di­ti­on hoch­ge­hal­ten wird.“ Zur Ver­voll­stän­di­gung: Die Tra­di­tio­nen, die da hoch­ge­hal­ten wer­den, sind die eines mör­de­ri­schen Anti­se­mi­tis­mus, der Deutsch­tü­me­lei bis hin zum Ras­sen­wahn und der Hetze.


Zitiert aus der Anfra­ge zu Alpen-Donau: „Am 28.Mai 2009 ver­öf­fent­lich­te alpen-donau Unter­la­gen aus einer Kor­re­spon­denz des Lan­des­ge­rich­tes Wien mit der Prä­si­den­tin des Natio­nal­rats. Inhalt des Schrei­bens war ein Aus­lie­fe­rungs­be­geh­ren wegen der Bestel­lun­gen beim „Auf­ruhr-Ver­sand“, die der par­la­men­ta­ri­sche Mit­ar­bei­ter von Mar­tin Graf, S.P. getä­tigt hat­te. P. hat­te unter ande­rem wegen der Bezeich­nung „Nazidreck“ ein medi­en­recht­li­ches Ver­fah­ren gegen Karl Öllin­ger ange­strengt. Das Schrei­ben, das auf alpen-donau und auf unzensuriert.at (dem Web­blog von Mar­tin Graf) ver­öf­fent­licht wur­de, war zu die­sem Zeit­punkt noch nicht öffent­lich bekannt, konn­te also nur von S.P. (bzw. des­sen Rechts­ver­tre­ter) an alpen-donau über­mit­telt wor­den sein.”

„Öster­reich” und der „Kurier” berich­te­ten in ihren Sonn­tag-Aus­ga­ben von Fort­schrit­ten bei den Ermitt­lun­gen des BVT (Bun­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz und Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung): Den Behör­den sei es gelun­gen, zwan­zig User zu loka­li­sie­ren und bei 13 davon die Iden­ti­tät zu klä­ren. Wir neh­men an, dass damit das (inter­ne) Alpen-Donau-Forum gemeint ist, das aller­dings in den letz­ten Mona­ten weit­ge­hend ver­waist war. In den bes­ten Zei­ten 2009 tum­mel­ten sich aber fast an die hun­dert Neo­na­zis unter Nick­na­mes im Forum. „Öster­reich” berich­tet, dass im Zuge der Haus­durch­su­chung bei Küs­sel jede Men­ge Com­pu­ter­da­ten, bei Radl (dem „Öster­reich” den Vor­na­men Peter gibt – statt Franz) aber auch Waf­fen und NS- Devo­tio­na­li­en sicher­ge­stellt wor­den sei­en. Der „Kurier” schreibt, dass auch ers­te Geständ­nis­se von heim­ge­such­ten Neo­na­zis vor­lie­gen wür­den: „Damit ist ein Teil des Netz­wer­kes geknackt. Und es scheint nur mehr eine Fra­ge der Zeit, bis der Rest aus­ge­ho­ben wird.“ (Kurier, 15.11.2010)

Die FPÖ wird schön lang­sam zap­pe­lig. Nach­dem sie sich in der letz­ten Woche auf­fäl­lig ruhig ver­hal­ten hat (es gab fak­tisch kei­ne Pres­se­aus­sen­dun­gen dazu), kommt heu­te in der APA Heinz-Chris­ti­an Stra­che zu Wort und behaup­tet, dass er sich mit die­ser Sei­te nicht beschäf­ti­ge und sie auch nicht ken­ne. Das mag zwar für Stra­che gel­ten, aber sicher nicht für die FPÖ ins­ge­samt. Die war vor allem in den Mona­ten vor den Wie­ner Gemein­de­rats­wah­len ziem­lich ner­vös wegen „Alpen-Donau” und ver­mu­te­te, dass über Ent­hül­lun­gen auch Ver­bin­dun­gen zur FPÖ offen­ge­legt wür­den. Des­halb wur­de auch in der FPÖ zu „Alpen-Donau” „ermit­telt“. Der Grund, war­um von die­sen „Ermitt­lun­gen” und ihren Ergeb­nis­sen die Öffent­lich­keit ver­schont wur­de, liegt nach unse­ren Infor­ma­tio­nen dar­in, dass dabei eben­falls Per­so­nen aus dem FPÖ-Umfeld als ver­mut­li­che Alpen-Donau-Bei­trags­tä­ter ver­däch­tigt wurden.

Im Vor­jahr ver­such­ten bekannt­lich Mar­tin Graf und Co, die Autoren­schaft für Alpen-Donau den Grü­nen und ihren „Spit­zeln“ umzu­hän­gen. Aus der inhalt­li­chen Nähe zwi­schen Alpen-Donau und der FPÖ, die Graf gar nicht bestrei­tet, macht er einen Vor­wurf an „Agents pro­vo­ca­teurs aus dem Grün-Umfeld“: „Es sei auch auf­fäl­lig, wie die­se Sei­te ihre Links Rich­tung FPÖ set­ze und die Inhal­te der Frei­heit­li­chen abkup­fe­re.“ (OTS, 14.10.2009)

Stra­che nimmt den abge­grif­fe­nen Schmäh von Graf in sei­ner Dar­stel­lung gegen­über der APA in stark abge­mil­der­ter Form wie­der auf: „Ich habe schön lang­sam den Ver­dacht, dass es sich um eine Agent-Pro­vo­ca­teur-Sei­te han­delt, die von poli­ti­scher Sei­te geschützt wird“ und nimmt dafür die Innen- und die Jus­tiz­mi­nis­te­rin in die Verantwortung.

(Quel­len: APA, Kurier und Öster­reich vom 14.11.2010)

Sie­he auch:
derstandard.at: Ers­te Geständ­nis­se im Fall der Neonazi-Website
Jeru­sa­lem Post: Aus­tri­an intel agen­cy engul­fed in neo-Nazi scandal

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