Matthias Helferich, der sich einst als „das freundliche Gesicht des NS“ apostrophiert hatte und heute AfD-Abgeordneter im Deutschen Bundestag ist, entlarvt sich als überzeugter Verehrer nationalsozialistischer Propaganda – so legen es zumindest vom deutschen „Spiegel“ (23.5.25) enthüllte Mail-Auszüge nahe.
Die aus 2014 bis 2016 stammenden innerhalb seiner damaligen Burschenschaft Burschenschaft Frankonia Bonn angeblich verschickten Mails offenbaren, wie Helferich seine Bewunderung für NS-Künstler wie Wolfgang Willrich ausdrückte, ein Buch empfahl, das einst Goebbels inspiriert hatte, einen Verbindungsbruder, der Helferichs „gesamte Rassenkunde-Literatur“ noch nicht retournierte, als „jüdischer Langfinger“ bezeichnete sowie Schwarzen eine „genetische Disposition zur Kriminalität“ unterstellte. „Eine weitere Mail endet mit einem PS: Er bevorzuge die Anrede ‚Holocaustleugner_In‘.“ (alle Zitate aus spiegel.de)
Parallel zu dieser Ideologie bewarb Helferich schon damals aktiv die AfD und ihre Jugendorganisation, um finanzielle Mittel zu akquirieren und den angeblichen „Kampf gegen den Massenansturm der Primitiven“ zu stemmen. In einem abstoßenden Reim schwärmte er von brennenden Asylbewerberheimen als „Revolution“ und zeigte damit, wie bereit er ist, Gewalt gegen Schutzsuchende zu verherrlichen.
Auf Anfrage schreibt Helferich pauschal, dass ihm die vom SPIEGEL zitierten »Mailauszüge, die ich vor zehn Jahren verfasst haben soll« nicht bekannt seien. Er habe diese »nicht verfasst oder versendet.« Die Sprachstile würden sich stark unterscheiden und nicht dem von ihm verwendeten Sprachduktus ähneln. Ihm sei bekannt, dass der Mailaccount eines damaligen »Bundesbruders« gehackt worden sei und »schließe nicht aus«, dass jene, die dies taten, »auch Mailkorrespondenzen manipuliert haben«. Näheres konkretisiert er nicht. (spiegel.de)
In einer Telegram-Gruppe mit dem Namen „Patriotische Gemeinschaft“, in der zahlreiche Rechtsextremisten unterwegs sind, feierte ein AfD-Funktionär, zugleich Gruppenadministrator, Helferich mehrfach als „Arbeitgeber“. Es wurden in der Gruppe Strategien ausgetauscht, das demokratische System „erst beizubehalten, dann nachhaltig zu verändern – ganz im Sinne Hitlers“. „Ein Chatmitglied fragt, ob man Migranten nicht ‚an Tiere verfüttern’ könne statt sie abzuschieben, das sei billiger. Die Antwort aus der Gruppe: ‚Sie zu Biodiesel zu verarbeiten wäre effektiver.’“ (spiegel.de) Helferich räumte ein, den Gruppenadmin zwar zu kennen, aber nur oberflächlich, und er sei in keinem Angestelltenverhältnis bei ihm gestanden.
Teile von Helferichs Landesverband, der AfD Nordrhein-Westfalen, sehen die jüngsten Enthüllungen als Bestätigung für das gegen Helferich seit längerer Zeit geführte Ausschlussverfahren. Man forderte Helferich dazu auf,
im Interesse der Partei und um Schaden von dieser abzuwenden, ‚Spiegel Online‘ abzumahnen, eine strafbewehrte Unterlassungserklärung in Verbindung mit einer Richtigstellung der Angelegenheit an prominenter Stelle des Portals einzufordern und ggf. in der Sache eine gerichtliche Klärung herbeizuführen. (…) Die zwei Videostatements, die Sie in der Sache abgegeben haben, wonach Sie nicht der Verfasser oder Versender von E‑Mails mit vorstehend beschriebenem Inhalt seien und die ‚Hauptstadtjournalisten‘ Sie im Übrigen mal ‚am Arsch lecken‘ könnten, sind nach Auffassung des Landesvorstands nicht ausreichend und nicht geeignet, die gegen Sie erhobenen Vorwürfe glaubhaft und öffentlichkeitswirksam zu entkräften. (zit. nach welt.de, 27.5.25)
Helferich ist bislang der Aufforderung seines Landesvorstands, gegen den „Spiegel“ wegen der angeblich nicht von ihm stammenden Mails juristisch vorzugehen, nicht nachgekommen.
Helferich und die FPÖ
Matthias Helferich ist auch in Österreich aktiv vernetzt: Ende Mai 2024 trat er als Festredner beim 130. Stiftungsfest der Burschenschaft Aldania Wien, einer Hausverbindung der Wiener FPÖ, auf, wie „Stoppt die Rechten“ im Vorfeld der Veranstaltung aufgedeckt hatte. Die Folge war eine Ausladung durch das Hotel, in dem die Aldanen mit Helferich feiern wollten. Die Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch nutzte aber Helferichs Präsenz in Wien dazu, um mit ihm für ein Foto zu posieren.
Ende 2024 referierte Helferich im freiheitlichen Bildungsinstitut (FBI) in Wien gemeinsam mit dem rechtsextremen Publizisten Benedikt Kaiser, um dort „junge Nachwuchstalente der FPÖ weltanschaulich zu erziehen“. Anders als noch beim Stiftungsfest hatte das keinen Wirbel mehr produziert. Die FPÖ-Kontakte zu Helferich haben schon vor den jüngsten Enthüllungen irritiert, nun sind sie aber nur mehr als skandalös zu bezeichnen.
