Am Samstag, 2. September, demonstrierten in Langenlois (NÖ) rund einhundert Menschen, darunter der FPÖ-Stadtrat von Langenlois und ein Trupp Trychler, versammelt um den rechtsextremen Martin Rutter. Mit dem Flyer „Pädo-Teichtmeister, wir kommen!“ mobilisierte eine „Aufklärungsinitiative von Martin Rutter“ zu einer Demo in einem Ort, in dem der Schauspieler Florian Teichtmeister, gegen den da demonstriert wurde, anscheinend nie gewohnt und gelebt hat. Seine schwerkranke Mutter schon. Die Demo mit dem Galgen für Teichtmeister zog denn auch vor ihr Haus und brüllte Parolen.
Die Grünen Langenlois hatten schon im Vorfeld der Demo in einer Stellungnahme Kindesmissbrauch und damit zusammenhängende Delikte verurteilt, aber auch
hetzerische, an Menschenjagd erinnernde Parolen, die auf dem Flugblatt und sonstigen Aufrufen zu dieser Demonstration zu lesen sind. Florian Teichtmeister lebt nicht in Langenlois und hat hier auch nie gelebt. Es gibt keinen Grund, weshalb Langenlois Schauplatz dieser Demonstration sein sollte. Wir finden es im Gegenteil widerwärtig, dass die ohnedies völlig unbeteiligten Eltern des Beschuldigten noch zusätzlich belastet und gekränkt werden. Die Veranstalter benützen, wie auf verteilten und versendeten Flugblättern ersichtlich, den Anlass, um ihre rechtsextremen politischen Ziele zu transportieren. Für diese Demonstration wurde nicht nur in Langenlois mobilisiert, Teilnehmer aus Wien und ganz Österreich werden erwartet. Der Organisator der Kundgebung ist kein Unbekannter. Er veranstaltete im Laufe der letzten Jahre mehrere Demonstrationen von Coronaleugnern und Impfgegnern. Er und seine Mitstreiter stehen im Naheverhältnis zur Identitären Bewegung Österreich, einer rechtsextremen Organisation, die immer wieder mit provokanten Aktionen und Demonstrationen in Erscheinung tritt.
Rutter und seine Mitstreiter*innen waren über mehrere Monate hinweg mit einem Mann auf Bühnen und Demos gegen Corona-Maßnahmen unterwegs, der dann im Jänner 23 am Landesgericht Krems (das nur einige Kilometer von Langenlois entfernt ist) wegen schweren Kindesmissbrauchs angeklagt und zu einer Therapie verurteilt wurde. Seine rechtsextremen Kameraden demonstrierten damals nicht vor dem Gerichtsgebäude gegen Kindesmissbrauch und für Transparenz, sie schwiegen – wissend. Bis heute. Der kranke Schweizer Freiheitstrychler Y.I. war als „Aufbauhilfe“ für die österreichischen Trychler nach Österreich gekommen und von den einschlägigen Medien wie „AUF1-TV” und „report24” bejubelt worden – bis zu seiner Verhaftung im März 22. Danach eisernes Schweigen.
Jetzt allerdings bimmelten seine heuchelnden österreichischen Trychler-Kameraden, die mit ihm damals durch die Straßen zogen, in Langenlois – gegen den pädophilen Florian Teichtmeister. Weil Rutter im Pfarrgemeinderat eine Frau Teichtmeister „entdeckt“ hat, konstruiert er (und das rechte Verschwörermedium „report24“) den politischen Verdacht einer Sympathie mit Pädophilie, der von der Stadträtin der Grünen, den Grünen und der Politik insgesamt bis hin zum Pfarrgemeinderat, der katholischen Kirche und dem Roten Kreuz reicht. In Langenlois und Umgebung ist der Name Teichtmeister sehr geläufig. Ob jene Frau T. aus dem Pfarrgemeinderat überhaupt in irgendeiner Verwandtschaft mit Florian Teichtmeister steht, ist unbekannt. Sie ist jedenfalls nicht die betagte und kranke Mutter des Schauspielers, zu deren Haus die rechtsextremen Demonstrant*innen brüllend, trommelnd und Kuhglocken-läutend zogen. Sippenhaftung wie bei den Nazis? Ein Hinrichtungsgalgen für Teichtmeister war jedenfalls dabei. Eine rechtsextreme Schweinerei!
Viele in Langenlois waren fassungslos zu hören und zu sehen, was sich da abspielte. Die Szenerie war geradezu grotesk: Unter dem Motto „Kinderschutz“ wird ein sehr lauter Demonstrationszug, begleitet von einem Galgen durch die Straßen geführt. Mitten drin Männer mit Kuhglocken und T‑Shirts mit Trachtensymbolen, die eher an einen Perchtenlauf erinnern. Mitten drin auch unser FPÖ-Stadtrat. Haarsträubende Diffamierungen von Veranstalter Rutter gegenüber Medien, Politik und Rechtsstaat, verbale Angriffe gegen eine Stadträtin, aber was das Übelste ist: Einschüchterung und enormer psychischer Druck auf eine betagte Frau und Mitbürgerin, die es als Mutter eines des Kindesmissbrauchs Beschuldigten ohnehin schwer hat. Was soll man unter dem Aufruf „Teichmeister, wir kommen!“ anderes verstehen als eine offene Drohung?