Bei den Hausdurchsuchungen am Montag „stießen die Ermittler auf ein enormes Waffenarsenal, darunter 35 Langwaffen, Granatwerfer, 25 Maschinenpistolen, 100 Pistolen, 100 Schalldämpfer, 1000 Waffenteile, aus denen etwa 500 Pistolen der Marke Glock gefertigt werden können sollen, und auf mehr als 10.000 Schuss Munition, hieß es auf einer Pressekonferenz im Innenministerium“ (derstandard.at, 29.6.23).
Dazu kamen noch jede Menge Nazidreck (Medaillen, Fahnen, Broschüren usw.), ein Kilogramm Kokain, fünf Kilo Cannabis und 600.000 Euro in bar (vermutlich sind die Festgenommenen eifrige Verfechter des Volksbegehrens Bargeldfreiheit). Sichergestellt wurde das meiste im Keller eines Rotlichtlokals und auf einem Bauernhof. Passt! Diese Indizien- in der Kombination mit dem Umstand, dass die Staatsanwaltschaft Ried im Innkreis die Ermittlungen leitet, führen fast unweigerlich zu „Objekt 21“, der Neonazi-Organisation, die – trotz der staatlichen Repression Anfang der 2010er-Jahre – noch immer ziemlich lebendig ist.
Das betrifft nicht nur ihren heimlichen Chef, Jürgen W., der zwar mittlerweile seine Lebenszeit bevorzugt hinter Gittern verbringt, aber dank großzügiger Auslegung seiner Haftbedingungen mit guten Kontakten nach draußen. Außerdem werkte bei „Objekt 21“ ein zweiter Chef, der Dealer für alles, der nicht zufällig den Nickname „Speedy“ erhalten hat. Seinem FB-Account fügte „Speedy“ zuletzt den Zusatz „daheim“ hinzu. Den muss er vermutlich jetzt wieder für einige Jahre streichen.
Aber wo ist „daheim“ für Speedy und die Nazi-Brüder vom „Objekt 21“? Den alten Bauernhof in Desselbrunn, Windern 21, der sich damals zu einem regelrechten Szene-Treffpunkt ausgewachsen hatte, mussten sie ja schon 2011 verlassen. Die Strukturen damals waren nur teilweise klandestin, die Waffen, die gehandelt wurden, wirkten im Vergleich zu den Funden jetzt wie ein Kindergeburtstag. Bauernhof und Rotlichtlokal und Innviertel – das passt jedenfalls.
Auffällig sind die nun klar erkennbaren Verbindungen zu den Bandidos. In der Vergangenheit waren es die Hells Angels, mit denen „Objekt 21“ seine Geschäfte im kriminellen Bereich abwickelte. Die Hells Angels hatten zumindest zeitweise einen Ableger im Innviertel, die eigentlichen Deals liefen jedoch über die Staatsgrenze hinweg nach Deutschland.
Jetzt aber haben die Nazi-Brüder von „Objekt 21“ gewechselt – zu den Bandidos. Das geht nicht nur aus der Nennung durch die DSN hervor, sondern ebenfalls aus so manchen Postings und Fotos, mit denen Personen aus der O 21-Szene in sozialen Netzwerken aufblitzen. Da lässt sich einer mit seiner neuen Kutte stolz als „Probationary“ der Bandidos ablichten. Was da noch auffällt, ist der Hinweis auf „Thun“ auf einem Patch. In Thun im Kanton Bern befindet sich ein Chapter mit Klublokal der Bandidos, die sich seit ihrer Niederlassung dort vor wenigen Jahren in heftigen gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den Hells Angels befinden.
In Österreich haben die Bandidos in den vergangenen Jahren mehrmals versucht, Fuß zu fassen, Zunächst in Salzburg, später dann noch einmal in Tirol. Jetzt sind die Bandidos aus der Schweiz im Innviertel gelandet, haben hier ihre personellen Ableger. Möglicherweise sind nicht alle Bandidos Neonazis. Ihre Innviertler Ableger sind es jedenfalls sehr deutlich.