Interview mit Nikolas Brunäcker: Rechtsextreme im Purbacher Gemeinderat?

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In Pur­bach am Neu­sied­ler­see kan­di­di­iert bei den kom­men­den Gemein­de­rats­wah­len eine Lis­te, die der Coro­na-Quer­front des Neo­na­zis Gott­fried Küs­sel nahe­steht. Wir haben mit dem Pur­ba­cher Niko­las Bru­nä­cker über die­se dubio­se „Lis­te Renn­mayr” gesprochen.

SdR: Wie bist du auf das Pro­blem der rechts­extre­men Umtrie­be in Pur­bach am Neu­sied­ler­see auf­merk­sam geworden?

Bru­nä­cker: Vor etwa einem Jahr habe ich mehr­mals gemein­sam mit der Grü­nen Jugend Bur­gen­land und ande­ren Orga­ni­sa­tio­nen gegen die von Gott­fried Küs­sel (mit)gegründete Coro­na-Quer­front in Eisen­stadt demons­triert. Schon damals war zu sehen, dass dort immer wie­der Per­so­nen mit Ver­bin­dun­gen in mei­ne Hei­mat­ge­mein­de Pur­bach am Neu­sied­ler­see auf­tauch­ten. Ich hat­te sofort ein ungu­tes Gefühl, dass rechts­extre­me Akti­vi­tä­ten auch direkt in Pur­bach auf­schla­gen könnten.

Wie hat sich die Sze­ne in Pur­bach im letz­ten Jahr entwickelt?

Nun, ein Jahr spä­ter, bestä­ti­gen sich mein Ver­dacht und mei­ne Befürch­tun­gen. Meh­re­re Demonstrant:innen aus der rechts­extre­men Coro­na-Quer­front kan­die­ren bei der kom­men­den Gemein­de­rats­wahl in Pur­bach. Allen vor­an der Spit­zen­kan­di­dat, des­sen Name die Lis­te trägt, Peter Rennmayr.

Kundmachung Wahlvorschlag Liste Rennmayr

Kund­ma­chung Wahl­vor­schlag Lis­te Rennmayr

Wer ist die­ser Peter Rennmayr?

Renn­mayr hält nicht nur seit über einem Jahr auf nahe­zu jedem Auf­marsch der Coro­na-Quer­front Reden, er mar­schiert auch mit sei­nen Listen-Kolleg:innen in ers­ter Rei­he mit dem ver­ur­teil­tem Neo­na­zi Gott­fried Küs­sel. Wei­ters wur­de mir zuge­tra­gen dass Küs­sel per­sön­lich für den Wahl­kampf der Lis­te Renn­mayr im Hin­ter­grund aktiv sein soll.

Karin Küssel, Peter Rennmayr als Redner bei einer Corona-Querfront-Demo (©Presseservice Wien; Beschriftung "Österreich rechtsaußen")

Du sprichst von meh­re­ren Per­so­nen. Wer sind die?

Auch die auf den nach­fol­gen­den Lis­ten­plät­zen zwei bis vier kan­di­die­ren­den Per­so­nen, Josef Witzani, Katha­ri­na Rosen­au­er und Chris­ta Schül­ler, mar­schie­ren teil­wei­se ziem­lich von Beginn an mit Küs­sel und wei­te­ren ver­ur­teil­ten, durch­aus auch gewalt­be­rei­ten Neo­na­zis. Das heißt, die ers­ten vier auf der Lis­te Renn­mayr sind direkt mit Küs­sels Coro­na-Quer­front ver­bun­den – dazu kommt mit Jörg Schül­ler auf Platz 7 eine fünf­te Person.

Küssel, Witzani, Ch. Schüller (© Presseservice Wien, Beschriftung "Österreich rechtsaußen")

Küs­sel, Witzani, Ch. Schül­ler (© Pres­se­ser­vice Wien, Beschrif­tung „Öster­reich rechtsaußen”)

J. Schüller, Rosenauer (© Presseservice Wien, Beschriftung "Österreich rechtsaußen")

J. Schül­ler, Rosen­au­er (© Pres­se­ser­vice Wien, Beschrif­tung „Öster­reich rechtsaußen”)

Bei der Gele­gen­heit muss auch dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass es in Pur­bach vor drei Mona­ten sogar schon eine Haus­durch­su­chung gege­ben hat – mit dem sehr beun­ru­hi­gen­den und schwer­wie­gen­den Ver­dacht der Bil­dung einer bewaff­ne­ten Verbindung.

Was sind die offi­zi­el­len Zie­le die­ser Liste?

Gute Fra­ge! Es gibt immer wie­der Wahl­kampf­ver­an­stal­tun­gen mit einem Info­stand, wo Fly­er mit dem Wahl­pro­gramm ver­teilt wer­den. Die zen­tra­len Punk­te sind alle­samt kei­ne The­men, die im Pur­ba­cher Gemein­de­rat umge­setzt wer­den kön­nen: Sie for­dern die Abschaf­fung aller Coro­na-Maß­nah­men in Pur­bach, einen Zufluss von der Donau in den Neu­sied­ler­see – wohl ohne jeg­li­che Ahnung, wel­che öko­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen das hät­te – und dass alle im Gemein­de­rat als ver­trau­lich ein­ge­stuf­ten The­men öffent­lich gemacht wer­den sol­len. Sie sprin­gen also popu­lis­tisch aufs Trans­pa­renz­the­ma auf. Ein­mal abge­se­hen davon, dass gewis­se Punk­te gar nicht öffent­lich gemacht wer­den dür­fen, wor­an auch Pur­bach nichts ändern kann, erwar­te ich mir, dass die Lis­te selbst in Vor­leis­tung geht und ihr eige­nes Netz­werk offenlegt.

Und die inof­fi­zi­el­len Ziele?

Eines ist für mich klar: Hier ver­su­chen Rechts­extre­me unter dem Deck­man­tel der Coro­na­kri­tik in den Pur­ba­cher Gemein­de­rat ein­zu­zie­hen und sich damit zu legi­ti­mie­ren und als „nor­mal“ zu prä­sen­tie­ren. Natür­lich kann ein jeder und jede für den Gemein­de­rat kan­di­die­ren, jedoch ver­die­nen die Pur­ba­che­rin­nen und Pur­ba­cher Auf­klä­rung, wer hier wirk­lich auf den Wahl­zet­tel steht. Ich möch­te dar­auf hin­wei­sen, dass Küs­sel selbst die Demo­kra­tie ablehnt; wenn er nun wirk­lich als Mas­ter­mind im Hin­ter­grund agie­ren soll­te, wäre es mehr als bedenk­lich, eine sol­che Ideo­lo­gie im Gemein­de­rat ver­tre­ten zu haben. Ich als Demo­krat bin ich davon über­zeugt, dass Rechts­extre­me, die mit Küs­sel mar­schie­ren, Gift für unse­re Stadt­ge­mein­de und unse­re Demo­kra­tie sind.

Niko­las Bru­nä­cker ist Spre­cher der Grü­nen Jugend Bur­gen­land und Spit­zen­kan­di­dat der Grü­nen Pur­bach für die Gemein­de­rats­wah­len am 2. Okto­ber 2022.

Nikolas Brunnäcker bei einer antifaschistischen Demo in Eisenstadt

Niko­las Bru­nä­cker bei einer anti­fa­schis­ti­schen Demo in Eisenstadt

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