Henndorf am Wallersee: Eine schrecklich braune Familie

Seit Jahren schon gab es Gerüchte über das ange­bliche braune Treiben ein­er Fam­i­lie in Hen­ndorf im Salzburg­er Flach­gau. Als die Gratiszeitung „Salzburg­er Fen­ster“ 2018 im Ort recher­chierte, wollte aber nie­mand klar Stel­lung beziehen. Die Fam­i­lie galt als mächtig – die zwei jun­gen Brüder waren Funk­tionäre der lokalen FPÖ. Bis 2018. Bis das KFZ-Kennze­ichen des einen Brud­ers, Josef B., Gegen­stand ein­er öffentlichen Debat­te wurde.

Es kommt nicht allzu oft vor, dass gle­ich vier Mit­glieder ein­er Fam­i­lie vor Gericht antanzen müssen. Let­zte Woche war es aber in Salzburg so weit: Zwei Brüder, deren Mut­ter und auch der Onkel hat­ten sich am Lan­des­gericht wegen Wieder­betä­ti­gung zu ver­ant­worten, der erstan­klagte Brud­er auch wegen Verhetzung.

Das Fam­i­lien-Unheil nahm Anfang 2018 seinen Lauf: Der Salzburg­er Land­tagsab­ge­ord­nete Simon Heilig-Hof­bauer machte öffentlich, dass der dama­lige Ortschef der Hen­ndor­fer FPÖ, Josef B., sein Auto mit einem 88er-Wun­schkennze­ichen geschmückt und ein Foto davon, auf das ein­deutige Kom­mentare fol­gten, auch noch auf Face­book gepostet hatte.

Josef bot damals eine blau(äugig)e Erk­lärung für die „88“ an: Es han­dle sich dabei um das Ken­nen­lern­da­tum (8. August) von ihm und sein­er Fre­undin. Und weil sich Josef koop­er­a­tiv zeigen wollte, bot er den Ermit­tlern sein Smart­phone als Beweis an. Das war Dodelir­rtum Nr. 1., den später sog­ar ein Gen­er­alsekretär im Finanzmin­is­teri­um wieder­holte: näm­lich zu glauben, dass eine Löschung der What­sApp-Chats die Mel­dun­gen tat­säch­lich unwieder­bringlich vernichtet.

Unverständnis und Empörung bei Josef. B. und ParteifreundInnen, darunter Alexandra S., Obmann-Stellvertreterin der Freiheitlichen Arbeitnehmer Salzburg

Unver­ständ­nis und Empörung bei Josef. B. und Parteifre­undIn­nen, darunter Alexan­dra S., Obmann-Stel­lvertreterin der Frei­heitlichen Arbeit­nehmer Salzburg

Ein Like von Josef B. für den Hinweis, die "88" auf seinem Autokennzeichen sei ein Gruß an Adolf

Ein Like von Josef B. für den Hin­weis, die „88” auf seinem Auto­kennze­ichen sei ein Gruß an Adolf

Die Chat-Ver­läufe des Josef B. wur­den genau­so rekon­stru­iert wie die des türkisen Chefin­tri­g­an­ten. Dum­mer­weise ergaben sie ein ganz anderes Bild von Josef, sein­er „88“-Interpretation und sein­er Fam­i­lie. Auf ein­mal waren die wider­lichen Post­ings, die Glück­wün­sche und Feiern zu Hitlers Geburt­stag samt „Führerwein“ und Hitler­torte in Wort und Bild rekon­stru­iert und damit die Beteuerun­gen vom Josef aus dem Jahr 2018 Schnee von gestern: „Ich habe noch nie etwas von solchen Feiern gehört. Ich sitze Jahr und Tag nicht in dem Gasthaus. Hätte ich so einen Scheiß gese­hen, wären alle hochkant hin­aus­ge­flo­gen“, säuselte er damals.

Familienchat: „Scheiß Ausländer hat Anhänger gegen LKW gefahren 88“ „Saublöder Ausländer“ „Sieg Heil“

Fam­i­lien­chat: „Scheiß Aus­län­der hat Anhänger gegen LKW gefahren 88“ „Saublöder Aus­län­der“ „Sieg Heil“

Dodelir­rtum Nr. 2: Du kannst den Ermit­tlern zwar viel Blödsinn erzählen, aber für blöd verkaufen sollte man sie nicht! Und Dodelir­rtum Nr. 3 erfol­gte dann beim Schwurg­erichtsver­fahren wegen NS-Wieder­betä­ti­gung gegen vier Fam­i­lien­mit­glieder: die zwei Brüder, den Onkel und die Mut­ter. Die hat­te sich bei der Ver­hand­lung noch ganz klein und unschuldig zu machen ver­sucht: „‚Wir haben ein bissl eine salop­pere Aussprache, aber das ist nichts Schlimmes. Wir meinen das nicht bös‘, erk­lärt die Mut­ter einen Chat, wo es um ‚Scheiß Aus­län­der‘ ging. Es habe nie­mand ernst genom­men“, berichtet der „Stan­dard“.

Aber auch die Män­ner macht­en auf mim­i­mi und beteuerten, sie seien alle­samt wed­er Nazis noch aus­län­der­feindlich, es sei alles nur Spaß gewe­sen. Nutzte nichts, denn jet­zt haben sie es schwarz auf weiß: Alle vier Angeklagten wur­den von den Geschwore­nen für schuldig im Sinne der Anklage befun­den. Weil sie nicht vorbe­straft waren, fassten sie sehr milde, auf drei Jahre bed­ingte Strafen aus: der Erstangeklagte 21 Monate, sein Brud­er 18 Monate, sein Onkel 14 Monate und seine Mut­ter zwölf Monate. Alle Urteile sind rechtskräftig.

Sein jet­zt von der Verurteilung betrof­fenes KFZ-Kennze­ichen mit der „88“ hat Josef bis nach der Verurteilung noch auf seinem FB-Pro­fil präsen­tiert – mit­tler­weile hat er seinen Account kom­plett gelöscht. Die Lebens­ge­fährtin wurde bere­its geson­dert ver­han­delt und erhielt für ihre falsche Zeu­ge­naus­sage eine Diver­sion. Ein weit­er­er Angeklagter, der offen­bar beim Hitler-Geburt­stags­fest dabei war, sei nicht verhandlungsfähig.

Die FPÖ Henndorf mit den Brüdern B. noch in hoffnungsfrohen Zeiten

Die FPÖ Hen­ndorf mit den Brüdern B. noch in hoff­nungs­fro­hen Zeiten

➡️ https://www.stopptdierechten.at/2019/12/12/eine-ziemlich-braune-familie/
➡️ https://www.stopptdierechten.at/2018/11/05/wochenschau-kw-44/#henndorf
➡️ https://www.stopptdierechten.at/2018/09/24/wochenschau-kw-38–2/#henndorf