Waffen, Waffen, Waffen

Schon unsere Chronolo­gie der Waf­fen­funde mit gesichertem oder mut­maßlich recht­sex­tremem Hin­ter­grund seit Juli 2019 zeigt: In Öster­re­ich wird aufgerüstet. Gemeint sind hier nicht einzelne pri­vate Waf­fe­nankäufe, son­dern ganze Arse­nale, die im Zuge von Haus­durch­suchun­gen sichergestellt wur­den. Zwei weit­ere der­ar­tige Fälle sind nun pub­lik gewor­den: ein­er in Wien und ein­er im niederöster­re­ichis­chen Göllers­dorf. Ein recht­sex­tremer Hin­ter­grund erscheint im Wiener Fall als nicht unwahrschein­lich, der in Göllers­dorf ist klar.

Es ist oft ein Zufall, wenn wir auf Fälle von Waf­fen­fun­den stoßen. Manch­mal – wie dies­mal – ist es nur, weil ein Regionalmedi­um über einen Prozess schreibt. Aus den Niederöster­re­ichis­chen Nachricht­en (20.10.21, S. 25) ist zu erfahren, dass sich ein 52-jähriger Göllers­dor­fer (Bezirk Hol­labrunn) vor dem Lan­des­gericht Korneuburg ver­ant­worten musste – dies­mal schlussendlich nur wegen des Ver­dachts auf Wieder­betä­ti­gung, doch das ist eigentlich ein Neben­schau­platz. Bei dem Angeklagten wur­den im Zuge ein­er Razz­ia am 16. Dezem­ber 2019 122 großteils funk­tion­stüchtige Waf­fen aus­ge­hoben. Da sich auch Kriegs­ma­te­r­i­al unter den polizeilichen Fun­den befand, wurde das Ver­fahren wegen Ver­stoßes gegen das Waf­fenge­setz aus­geschieden. Der Niederöster­re­ich­er betrieb aber auch einen ille­galen Han­del und legte seinen Käufern ein beson­deres Schmankerl kosten­los bei.

Er hat­te den Kun­den beim Waf­fenkauf – sozusagen als „Good­ie“ – Nazi-Devo­tion­alien und Nazi-Geschirr oben drauf mit­gegeben. Das betraf drei Kun­den in Deutsch­land und einen in der Steier­mark, gegen den aktuell eben­falls ein Unter­suchungsver­fahren läuft. „Die kann man zum Tauschen brauchen“, so die Erk­lärung des 52- Jähri­gen und außer­dem hät­ten sie sie ja zurückschick­en kön­nen, wenn sie ihnen nicht gefall­en hät­ten. (NÖN)

Die prak­tis­chen braunen Beiga­ben hat­te der Mann, so seine Angabe vor dem Geschwore­nen­gericht, auf Flohmärk­ten erstanden. Zu Hause stand auch noch eine Kiste mit NS-Devo­tion­alien herum – ange­blich von seinem Groß­vater stam­mend. Doch, wie offen­bar mildernd fest­gestellt wurde, er hat­te nichts der­gle­ichen zur Schau gestellt. Das Ergeb­nis: ein Freis­pruch sowohl für die Kiste mit den Devo­tion­alien als auch für die den Waf­fen beigelegten Mor­gengaben. Ob das über­raschende Urteil recht­skräftig ist, geht aus dem NÖN-Bericht nicht her­vor. Erwart­bar ist, dass die Staat­san­waltschaft in Beru­fung geht.

Fall 2: Am 16. Okto­ber rück­te in Wien nach einem Hin­weis aus der Bevölkerung die Cobra aus. Das Ziel waren die Woh­nun­gen von drei Österreicher*innen – eines 67-Jähri­gen, ein­er 56-Jähri­gen und eines 29-Jähri­gen – in denen schlussendlich jede Menge Waf­fen und eine geringe Menge Cannabis gefun­den wur­den. Gewehre, Pis­tolen, blitzblank polierte Schw­ert­er, Macheten, Schla­gringe und sog­ar eine Arm­brust fan­den die Ermit­tler bei Haus­durch­suchun­gen auf Anord­nung der Wiener Staat­san­waltschaft in mehreren Woh­nun­gen. (…) Ins­ge­samt han­delte es sich um 100 Waf­fen. (Kro­nen Zeitung, 19.10.21, S. 30)

Die Kro­nen Zeitung weiß auch zu bericht­en, dass „zu den Hin­ter­grün­den Samm­ler­lei­den­schaft und/oder der Han­del mit Schießeisen [zählen]“. Über den poli­tis­chen Back­ground der drei angezeigten Per­so­n­en ist nichts bekan­nt, doch kön­nte alleine die Mis­chung der aus­ge­hobe­nen Waf­fen ein Hin­weis auf eine recht­sex­treme Gesin­nung der Beschuldigten sein.

Fest ste­ht: Die häu­fig­ste Begrün­dung, die dann vor Gericht zum Zug kommt, ist die ein­er ange­blichen Samm­ler­lei­den­schaft. Zahlen darüber, wie viele Waf­fen­berge inkl. Kriegs­ma­te­ri­alien von der Polizei aufgestöbert wer­den, gibt es nicht, zumin­d­est nicht öffentlich. Doch schon alleine das, was pub­lik gewor­den ist, weist darauf hin, dass sich die recht­sex­treme Szene zunehmend bewaffnet. „Samm­ler­lei­den­schaft“ ist dabei sich­er nicht die alleinige Motivation.