Eine ziemlich braune Familie?Lesezeit: 4 Minuten

„die 88 ein Gruß an Adolf“ – das hat­te ein Face­­book-Freund von Josef B. als Kom­men­tar hin­ter­las­sen, als Josef sich dar­über empör­te, dass der Salz­bur­ger Grün-Poli­­ti­ker Simon Hei­­lig-Hof­­bau­er die „88“ in Josefs Auto­kenn­zei­chen der brau­nen Gedan­ken­welt zuge­ord­net und die Ange­le­gen­heit publik gemacht hat­te. Und Josef hat­te den Kom­men­tar auch prompt gelikt. Das Auto­kenn­zei­chen und das […]

12. Dez 2019
Hitlertorte (https://www.echo24.de/region/das-droht-dem-besitzer-der-nazitorte-6365487.html)

Wir haben bereits vor gerau­mer Zeit von den hef­ti­gen brau­nen Umtrie­ben am Wal­ler­see erfah­ren. Simon Hei­lig-Hof­bau­er erzähl­te uns von Hin­wei­sen, wonach es am Cam­ping­platz in Henn­dorf am Wal­ler­see – einer wird von den bei­den Brü­dern, einer vom Onkel betrie­ben – brau­ne Fei­ern inklu­si­ve aller­lei NS-Insi­gni­en geben soll, doch nie­mand sei bereit, das offi­zi­ell zu bestätigen.

Ein Like von Josef B. für den Hinweis, die "88" auf seinem Autokennzeichen sei ein Gruß an Adolf
Ein Like von Josef B. für den Hin­weis, die „88” auf sei­nem Auto­kenn­zei­chen sei ein Gruß an Adolf

Das Salz­bur­ger Fens­ter berich­te­te dann Mona­te spä­ter dar­über: „Es sei­en ver­steck­te Ecken am Wal­ler­see, Cam­ping­plät­ze, See­ufer, Ver­eins­hei­me, wo ein spe­zi­el­ler Per­so­nen­kreis obsku­ren Nei­gun­gen nach­ge­he. In die­sen Bio­to­pen hul­di­ge man der brau­nen Ver­gan­gen­heit: Man feie­re Hit­lers Geburts­tag am 20. April, zei­ge im Schnaps­ge­fühl den deut­schen Gruß oder las­se klei­ne Geschen­ke mit NS-Insi­gni­en kur­sie­ren: vom Eis­stock mit Haken­kreu­zin­tar­sie bis zur Schiffs­ma­le­rei mit SS-Runen. (…) Vie­le wüss­ten davon, aber nie­mand spre­che darüber.“

Josef B.: "Dass was vor fast 100Jahren geschehen ist, ist geschehen und muss man jetzt mal Ruhen lassen bevor es uns die Ruhe nimmt!" (Screenshot FB-Posting 30.1.2018)
Josef B. über sein Kenn­zei­chen mit der „88”: „Dass was vor fast 100Jahren gesche­hen ist, ist gesche­hen und muss man jetzt mal Ruhen las­sen bevor es uns die Ruhe nimmt!” (Screen­shot FB-Pos­ting 30.1.2018)

Was dem Fall eine zusätz­li­che poli­ti­sche Dimen­si­on ver­lieh: Josef B. war Obmann der FPÖ-Orts­grup­pe, auch der Bru­der war dort aktiv und der Onkel sei eben­falls bei der Par­tei gewe­sen. Dabei wähn­te man sich bei den Henn­dor­fer Blau­en, nach­dem die alte Orts­par­tei zur Lis­te von Karl Schnell gewech­selt war, wie­der im Aufwind:

Der lan­ge Zeit sehr erfolg­rei­che Weg der FPÖ Henn­dorf wird nun fort­ge­führt. Nach­dem sich nach vie­len par­tei­in­ter­nen Aus­ein­an­der­set­zun­gen – in ers­ter Linie auf Lan­des­ebe­ne — und der Abspal­tung eini­ger Que­ru­lan­ten wie­der eine arbeits­fä­hi­ge Basis für die Frei­heit­li­che Par­tei gebil­det hat, will das Team um den neu­ge­wähl­ten Par­tei­ob­mann Josef Bxxxxx [Namens­ver­kür­zung SdR] in Zukunft auch wie­der der Henn­dor­fer Gemein­de­po­li­tik ihren Stem­pel auf­drü­cken. Viel Zuspruch sei­tens der Bevöl­ke­rung und die nach wie vor gro­ße Zustim­mung zu den FPÖ The­men in unse­rer Gemein­de sind der Aus­lö­ser, sich wie­der offi­zi­ell Gemein­de­the­men zu wid­men. (…) „Nie­mand von uns kann so viel bewir­ken, wie wir alle mit­ein­an­der“ hat sich Josef Bxxxxx als Mot­to für sei­ne poli­ti­sche Tätig­keit gelegt.

Was im blau­en Par­tei­blatt, dem Gemein­de­ku­rier Henn­dorf a. Wal­ler­see, 2016 so hoff­nungs­froh ange­kün­digt wor­den war, fand dann 2018 ein jähes Ende. Josef ver­schwand von der Par­tei­web­site, der Bru­der dann spä­ter mit der kom­plet­ten Löschung der Sei­te. Denn Ende Okto­ber 2018 wur­de von Ermitt­lun­gen gegen sechs Per­so­nen wegen des Ver­dachts auf Wie­der­be­tä­ti­gung berich­tet, die nun zu einer Ankla­ge geführt hat.

Im Zen­trum steht Josef B. mit sei­nen „88“ im Auto­kenn­zei­chen, der

[m]it sei­nem Zwil­lings­bru­der und den 54-jäh­ri­gen Eltern (…) in einer Whats­app-Grup­pe ein­schlä­gi­ge Nach­rich­ten aus­ge­tauscht“ haben soll. „So ver­sen­de­te der Bru­der des Erst­an­ge­klag­ten ein Hit­ler-Bild mit dem Text: ‚Was ist der Unter­schied zwi­schen einem Juden und einem For­mel-1-Fah­rer? Der Gesichts­aus­druck bei Vollgas.’ 

Zwei wei­te­re Per­so­nen wur­den ange­klagt. Einem Mann wird vor­ge­wor­fen, mit dem Fami­li­en­va­ter Hit­lers Geburts­tag gefei­ert zu haben. Dabei sol­len ‚Füh­rer­wein‘ – auf dem Eti­kett war Hit­ler abge­bil­det – und eine Tor­te mit der Auf­schrift ‚88‘ ser­viert wor­den sein. Als Tisch­de­cke dien­te offen­bar eine Haken­kreuz­fah­ne. Die Freun­din des Erst­an­ge­klag­ten, der laut Ankla­ge Funk­tio­när der FPÖ-Orts­par­tei war, muss sich wegen Falsch­aus­sa­ge ver­ant­wor­ten. Sie soll auf Druck des 27-Jäh­ri­gen ange­ge­ben haben, die Num­mern­ta­fel bezie­he sich auf das angeb­li­che Datum ihres Ken­nen­ler­nens – den 8. August. (Salz­bur­ger Nach­rich­ten, 4.12.19, S. L4)

Josef B. wur­de zumin­dest 2018 juris­tisch von der Kanz­lei des Salz­bur­ger FPÖ-Lan­des­par­tei­se­kre­tärs Andre­as Hoch­wim­mer ver­tre­ten. Ob die noch immer in die­ser Ange­le­gen­heit tätig ist und gleich die gan­ze Fami­lie, für die die Unschulds­ver­mu­tung gilt, mit über­nom­men hat, ist uns nicht bekannt. Die Lan­des­par­tei gab sich jeden­falls ziem­lich schweig­sam. Die Henn­dor­fer Par­tei­web­site wur­de off­line genom­men und der Face­book-Account von den „Alt­las­ten“ – sprich: von älte­ren Pos­tings – befreit. So geht halt der blaue Umgang mit den „Ein­zel­fäl­len“. Aber so wird die FPÖ immer wie­der davon ein­ge­holt wer­den. Dar­an wird auch der His­to­ri­ker­bericht nichts ändern – nicht ein­mal dann, wenn er jemals erschei­nen sollte.

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