Eine ziemlich braune Familie?

„die 88 ein Gruß an Adolf“ – das hat­te ein Face­book-Fre­und von Josef B. als Kom­men­tar hin­ter­lassen, als Josef sich darüber empörte, dass der Salzburg­er Grün-Poli­tik­er Simon Heilig-Hof­bauer die „88“ in Josefs Auto­kennze­ichen der braunen Gedanken­welt zuge­ord­net und die Angele­gen­heit pub­lik gemacht hat­te. Und Josef hat­te den Kom­men­tar auch prompt gelikt. Das Auto­kennze­ichen und das teils humorige Hin und Her auf Face­book waren nur der Beginn ein­er Geschichte, die nun, zwei Jahre danach, vor Gericht lan­den wird: Involviert sind zwei Brüder, deren Eltern, die Fre­undin eines der Brüder und eine weit­ere Per­son – möglicher­weise ein Onkel des Brüder­paars. Und auch die FPÖ.

Wir haben bere­its vor ger­aumer Zeit von den hefti­gen braunen Umtrieben am Wallersee erfahren. Simon Heilig-Hof­bauer erzählte uns von Hin­weisen, wonach es am Camp­ing­platz in Hen­ndorf am Wallersee – ein­er wird von den bei­den Brüdern, ein­er vom Onkel betrieben – braune Feiern inklu­sive aller­lei NS-Insignien geben soll, doch nie­mand sei bere­it, das offiziell zu bestätigen.

Ein Like von Josef B. für den Hinweis, die "88" auf seinem Autokennzeichen sei ein Gruß an Adolf

Ein Like von Josef B. für den Hin­weis, die „88” auf seinem Auto­kennze­ichen sei ein Gruß an Adolf

Das Salzburg­er Fen­ster berichtete dann Monate später darüber: „Es seien ver­steck­te Eck­en am Wallersee, Camp­ing­plätze, Seeufer, Vere­in­sheime, wo ein spezieller Per­so­n­enkreis obskuren Nei­gun­gen nachge­he. In diesen Biotopen huldige man der braunen Ver­gan­gen­heit: Man feiere Hitlers Geburt­stag am 20. April, zeige im Schnaps­ge­fühl den deutschen Gruß oder lasse kleine Geschenke mit NS-Insignien kur­sieren: vom Eis­stock mit Hak­enkreuz­in­tar­sie bis zur Schiff­s­malerei mit SS-Runen. (…) Viele wüssten davon, aber nie­mand spreche darüber.“

Josef B.: "Dass was vor fast 100Jahren geschehen ist, ist geschehen und muss man jetzt mal Ruhen lassen bevor es uns die Ruhe nimmt!" (Screenshot FB-Posting 30.1.2018)

Josef B. über sein Kennze­ichen mit der „88”: „Dass was vor fast 100Jahren geschehen ist, ist geschehen und muss man jet­zt mal Ruhen lassen bevor es uns die Ruhe nimmt!” (Screen­shot FB-Post­ing 30.1.2018)

Was dem Fall eine zusät­zliche poli­tis­che Dimen­sion ver­lieh: Josef B. war Obmann der FPÖ-Orts­gruppe, auch der Brud­er war dort aktiv und der Onkel sei eben­falls bei der Partei gewe­sen. Dabei wäh­nte man sich bei den Hen­ndor­fer Blauen, nach­dem die alte Ortspartei zur Liste von Karl Schnell gewech­selt war, wieder im Aufwind: „Der lange Zeit sehr erfol­gre­iche Weg der FPÖ Hen­ndorf wird nun fort­ge­führt. Nach­dem sich nach vie­len partei­in­ter­nen Auseinan­der­set­zun­gen – in erster Lin­ie auf Lan­desebene — und der Abspal­tung einiger Queru­lanten wieder eine arbeits­fähige Basis für die Frei­heitliche Partei gebildet hat, will das Team um den neugewählten Parteiob­mann Josef Bxxxxx [Namensverkürzung SdR] in Zukun­ft auch wieder der Hen­ndor­fer Gemein­de­poli­tik ihren Stem­pel auf­drück­en. Viel Zus­pruch seit­ens der Bevölkerung und die nach wie vor große Zus­tim­mung zu den FPÖ The­men in unser­er Gemeinde sind der Aus­lös­er, sich wieder offiziell Gemein­de­the­men zu wid­men. (…) „Nie­mand von uns kann so viel bewirken, wie wir alle miteinan­der“ hat sich Josef Bxxxxx als Mot­to für seine poli­tis­che Tätigkeit gelegt.“ Was im blauen Parteiblatt, dem Gemein­dekuri­er Hen­ndorf a. Wallersee, 2016 so hoff­nungs­froh angekündigt wor­den war, fand dann 2018 ein jäh­es Ende. Josef ver­schwand von der Partei­web­site, der Brud­er dann später mit der kom­plet­ten Löschung der Seite. Denn Ende Okto­ber 2018 wurde von Ermit­tlun­gen gegen sechs Per­so­n­en wegen des Ver­dachts auf Wieder­betä­ti­gung berichtet, die nun zu ein­er Anklage geführt hat.

Im Zen­trum ste­ht Josef B. mit seinen „88“ im Auto­kennze­ichen, der „[m]it seinem Zwill­ings­brud­er und den 54-jähri­gen Eltern (…) in ein­er What­sapp-Gruppe ein­schlägige Nachricht­en aus­ge­tauscht“ haben soll. „So versendete der Brud­er des Erstangeklagten ein Hitler-Bild mit dem Text: ‚Was ist der Unter­schied zwis­chen einem Juden und einem Formel-1-Fahrer? Der Gesicht­saus­druck bei Vollgas.’ 

Zwei weit­ere Per­so­n­en wur­den angeklagt. Einem Mann wird vorge­wor­fen, mit dem Fam­i­lien­vater Hitlers Geburt­stag gefeiert zu haben. Dabei sollen ‚Führerwein‘ – auf dem Etikett war Hitler abge­bildet – und eine Torte mit der Auf­schrift ‚88‘ serviert wor­den sein. Als Tis­chdecke diente offen­bar eine Hak­enkreuz­fahne. Die Fre­undin des Erstangeklagten, der laut Anklage Funk­tionär der FPÖ-Ortspartei war, muss sich wegen Falschaus­sage ver­ant­worten. Sie soll auf Druck des 27-Jähri­gen angegeben haben, die Num­merntafel beziehe sich auf das ange­bliche Datum ihres Ken­nen­ler­nens – den 8. August.“ (Salzburg­er Nachricht­en, 4.12.19, S. L4)

Josef B. wurde zumin­d­est 2018 juris­tisch von der Kan­zlei des Salzburg­er FPÖ-Lan­desparteisekretärs Andreas Hochwim­mer vertreten. Ob die noch immer in dieser Angele­gen­heit tätig ist und gle­ich die ganze Fam­i­lie, für die die Unschuldsver­mu­tung gilt, mit über­nom­men hat, ist uns nicht bekan­nt. Die Lan­despartei gab sich jeden­falls ziem­lich schweigsam. Die Hen­ndor­fer Partei­web­site wurde offline genom­men und der Face­book-Account von den „Alt­las­ten“ – sprich: von älteren Post­ings – befre­it. So geht halt der blaue Umgang mit den „Einzelfällen“. Aber so wird die FPÖ immer wieder davon einge­holt wer­den. Daran wird auch der His­toriker­bericht nichts ändern – nicht ein­mal dann, wenn er jemals erscheinen sollte.