Tyr tut’s immer wieder!

In den Schriften der Edda ist Tyr der Gott des Sieges und des Kampfes, aber auch der Bewahrer der Recht­sor­d­nung. Der Tyr, der sich diese Woche vor dem Lan­des­gericht Kla­gen­furt wieder ein­mal wegen Wieder­betä­ti­gung ver­ant­worten musste, ist so unge­fähr das Gegen­teil davon. Eigentlich heißt er auch nicht Tyr, aber im Alpen-Donau-Forum von Küs­sel & Co gab er sich diesen stolzen Namen, dem er auch jet­zt wieder nicht gerecht wurde.

Nach unseren Zäh­lun­gen stand Tyr am Mittwoch dieser Woche zum drit­ten Mal wegen Wieder­betä­ti­gung vor dem Lan­des­gericht (die Vorstrafen wegen ander­er Delik­te nicht ein­gerech­net) – eine dur­chaus beachtliche Lauf­bahn, die nicht erst 2003 begonnen hat, als er zum ersten Mal eine Verurteilung nach dem NS-Ver­bots­ge­setz aus­fasste. Der „Kuri­er“, der (20.9.2003) über den Prozess berichtete, sah den Instal­la­teur in der Hier­ar­chie der Kla­gen­furter-Neon­azi-Szene schon damals „weit vorne“. Weil ihm nach einem Autoun­fall der Führerschein abgenom­men wor­den war, hat­te er die ermit­tel­nden Gen­dar­men (ja, die gab es damals noch!) als „Juden­schweine“ tit­uliert und mit „Heil Hitler“ gegrüßt. Das mit dem „Heil“ zieht sich durch seine Lauf­bahn und auch die späteren Verurteilun­gen, obwohl er im Prozess noch zu argu­men­tieren ver­suchte, dass ihn Hitlers NS-Regime nie inter­essiert habe.

Weil Tyr schon mit 23 ein alter Bekan­nter bei der Exeku­tive war, hätte er eigentlich wis­sen müssen, wie die auf seine Nazi-Sprüche regieren würde: Haus­durch­suchung! Da find­et man bei Nazis üblicher­weise immer etwas, das die Bilanz vor Gericht noch etwas auf­fet­tet. Und da der Tyr einige Kam­er­aden um sich geschart hat­te, musste er sich nicht alleine vor Gericht wegen divers­er Nazi-Funde ver­ant­worten, son­dern zusam­men mit „Ernes­tus 1488“. Der Nick­name mit den 14 Words und der 88 war für den Jün­geren natür­lich Pro­gramm. Der Schüler kassierte acht Monate bed­ingt, unser Instal­la­teur Tyr 15, davon drei unbedingt.

Die Vorstrafen und das fehlende Geständ­nis [waren] der Grund, um gegen ihn ‚eine Schock­strafe, wenn auch mit drei Monat­en nicht zu lange‘ zu ver­hän­gen“, berichtete damals die APA (18.9.2003). Von wegen Schock­strafe: Für einen wie den unger­man­is­chen Tyr gilt die als Ausze­ich­nung, qua­si Orden! Der Chefin­spek­tor von der Staat­spolizei (die gab’s 2003 nur mehr im medi­alen Gebrauch) sprach davon, dass bere­its ein neues Ver­fahren gegen den Instal­la­teur anhängig sei, aber wir verze­ich­nen die näch­ste Verurteilung erst für 2012. Da war Tyr schon 32 Jahre alt und seine Reg­istrierung im Neon­azi-Forum „Alpen-Donau-Info“ drei Jahre jung.

Tyr stellt sich im Alpen-Donau-Info-Forum vor: "bin überzeugter Nationalsozialist"

Tyr stellt sich im Alpen-Donau-Info-Forum vor: „bin überzeugter Nationalsozialist”

2009 hat­te er sich dort als „überzeugter Nation­al­sozial­ist“ vorgestellt und zack­ig mit „Heil Hitler“ sein Post­ing been­det. Diese dur­chaus wackere Selb­st­präsen­ta­tion stand nicht bloß in einem san­ften Wider­spruch zu sein­er Vertei­di­gungslin­ie aus 2003, mit dem Nation­al­sozial­is­mus nichts zu schaf­fen zu haben, son­dern auch in einem ziem­lich deut­lichen zum Ver­bots­ge­setz. Was braucht es da noch? Richtig, sicher­heit­shal­ber Haus­durch­suchung! „Bei ein­er Haus­durch­suchung beim Angeklagten seien NS-Devo­tion­alien, SS-Fah­nen und ver­schiedene ein­schlägige Abze­ichen gefun­den wor­den“, ver­meldete die APA am 23.Mai 2012.

Tyr: "Deutsch – Stolz – Treue"

Tyr: „Deutsch – Stolz – Treue”

Wir hät­ten da auch aushelfen kön­nen, denn der Kärnt­ner Tyr war auch auf Face­book keineswegs zurück­hal­tend mit seinen Treue­bekun­dun­gen für den Nation­al­sozial­is­mus: „Deutsch – Stolz – Treue“ auf dem schwarzen T‑Shirt. Gut, das kön­nte auch ein Burschen­schafter-Spruch sein! Die Zeile mit „Ave et Vic­to­ria“ machte dann klar, dass sich Tyr damit auf die Neon­azi-Band „D.S.T“ beziehen wollte.

Die Vertei­di­gungslin­ie 2012 war nicht unbe­d­ingt raf­finiert­er als die von 2003. Er habe sich nur deshalb als Nation­al­sozial­ist im Nazi-Forum aus­gegeben, um dort „ern­stgenom­men“ zu wer­den, erk­lärte er laut APA. Wow! Also uns hat diese Raf­fi­nesse total beein­druckt, die Geschwore­nen allerd­ings nicht, denn unser Kärnt­ner Sieges­gott ging dies­mal mit 15 Monat­en unbe­d­ingt unter.

Tyr-Selbstpräsentation auf Facebook

Tyr-Selb­st­präsen­ta­tion auf Facebook

Irgend­wie haben wir den schw­er geze­ich­neten Sieges­gott zwis­chen­zeitlich fast aus den Augen ver­loren, obwohl er sich immer wieder mal bemerk­bar zu machen ver­suchte. Als wir dann im März von ein­er Kärnt­ner­in erfuhren, die ihrem Lebens­ge­fährten eine Torte mit Hak­enkreuz, SS-Runen und Schwarz­er Sonne geback­en hat­te, hat­ten wir einen leisen Ver­dacht, der sich aber erst diese Woche erhärtete, als wir davon lasen, „dass er am Tele­fon mit ‚Sieg Heil’ grüßte, Runen und Reichs­flaggen hort­ete“ (Krone.at, 27,5.21) und schon zweimal, zulet­zt 2012, wegen Wieder­betä­ti­gung verurteilt wor­den sei.

Das kon­nte eigentlich nur unser Kärnt­ner Tyr sein! Darauf wies auch die Staat­san­wältin hin: „Er hat sofort nach der let­zten Verurteilung 2012 wieder jahre­lang weit­ergemacht.“ (krone.at) Tyr war teil­weise geständig, was ihm aber nicht wirk­lich half: Schuldig, befan­den die Geschwore­nen und drei Jahre Haft, allerd­ings noch nicht recht­skräftig, ver­hängte das Gericht.

Es ste­ht zu befürcht­en, dass sich der Kärnt­ner Tyr nicht zum let­zten Mal bei Gericht ein­find­en wird.

➡️ Kla­gen­furt: „Tyr“ aus dem Alpen-Donau-Forum