Klagenfurt: „Tyr“ aus dem Alpen-Donau-Forum

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„Wer suchet, der fin­det“, könn­te sich der Ver­fas­sungs­schutz gedacht haben, als er bei „Tyr“ vor­stel­lig wur­de und des­sen Häus­chen auf den Kopf stell­te. „Tyr“ ist der Nick­na­me von Jörg Mar­tin St. aus Kla­gen­furt im inter­nen Forum von „Alpen-Donau“.

Am 13.9. 2009 hat sich „Tyr“ für das Forum regis­trie­ren las­sen. Er war kein eif­ri­ger Kame­rad im Forum, dafür aber ein eif­ri­ger Samm­ler. Bei der Hau­durch­su­chung am 30.10.2010 wur­de, so das Sicher­stel­lungs­pro­to­koll, jede Men­ge Nazi-Müll sicher­ge­stellt. Fast vier Stun­den benö­tig­ten die Beam­ten, um den Müll auf­zu­spü­ren und weg­zu­schaf­fen. Die „ein­schlä­gi­gen Beklei­dungs­stü­cke“ durf­te „Tyr“ behalten.

Die Haus­durch­su­chung erfolg­te im Rah­men der groß­an­ge­leg­ten Akti­on gegen Alpen-Donau. An der Per­son von „Tyr“ ist erkenn­bar, dass es um eine Akti­on zum Vor­zei­gen ging, um die öffent­li­che Demons­tra­ti­on, dass die Behör­den gegen Alpen-Donau vor­ge­hen. Das Pro­blem dabei: Alpen-Donau ist nach wie vor aktiv, die Haus­durch­su­chun­gen haben nichts dar­an geändert.

Die Akti­on dürf­te dem Kal­kül ent­sprun­gen sein, dass man bei jedem ver­däch­ti­gen Nazi etwas Belas­ten­des fin­den kann: ein­schlä­gi­ge CDs mit Nazi-Songs etwa, eine NS-Flag­ge, ein paar Schrif­ten. Das reicht in der Regel für eine Ankla­ge nach dem Ver­bots­ge­setz. So grund­sätz­lich dane­ben wäre die Tak­tik nicht: Wenn alle, die bei Alpen-Donau im Forum aktiv waren oder die Home­page betrei­ben, über belas­ten­den Nazi-Müll vor Gericht kämen und ver­ur­teilt wür­den, dann wäre Alpen-Donau tot. In den Spit­zen­zei­ten des ADI-Forums tum­mel­ten sich dort mehr als 50 Nazis – schät­zungs­wei­se waren es ins­ge­samt an die 90–100 Use­rIn­nen. Es gab jedoch nur 18 Haus­durch­su­chun­gen, zwei davon bei „toten“ Adressen.

Bei Jörg ali­as „Tyr” hat sich der Besuch in ande­rer Hin­sicht aus­ge­zahlt. Die Men­gen an gefun­de­nem Nazi-Müll rei­chen aus, um die Kärnt­ner Sze­ne kom­plett abzufüllen.

Ein Aus­zug aus dem Sicherstellungsprotokoll:

Im PC-Raum wur­de sichergestellt:

  • 220 Stück Musik-CDs ein­schlä­gi­ges Gedankengut
  • 250 Stück Musik-CDs ein­schlä­gi­ges Gedankengut
  • 96 Stück CDs einschlägig
  • 34 Stück CDs in einer schwar­zen Tasche – einschlägig
  • 17 Stück Kassetten
  • 1 Stück CD einschlägig
  • 1 Stück CD einschlägig
  • 190 Stück CDs lose sowie 35 Stück mit Hülle

Und im Wohnzimmer:

  • 432 Stück lose CDs — ein­schlä­gi­gen Inhaltes
  • 437 Stück CDs mit Hül­le – ein­schlä­gi­gen Inhaltes.

Dazu noch jede Men­ge Nazi-Devo­tio­na­li­en von der Flag­ge bis hin zur Tabaks­do­se mit NS-Abzeichen.

„Tyr“ war so freund­lich und hat das Sicher­stel­lungs­pro­to­koll auf sei­nem Face­book-Account selbst öffent­lich gemacht. Seit eini­gen Tagen sind die ent­spre­chen­den Ein­trä­ge aller­dings gelöscht. Auch  „Tyr“ selbst könn­ten wir so einem grö­ße­ren Kreis bekannt­ma­chen. Aller­dings müs­sen wir ein­schrän­kend hin­zu­fü­gen, dass ein Foto mit der ange­setz­ten Bier­fla­sche nicht unbe­dingt den bes­ten Ein­druck von der Mis­si­on macht, selbst wenn die SS-Runen etwas ande­res ver­mit­teln sol­len. Soll­ten die ermit­teln­den Behör­den einen Beweis­not­stand haben, könn­ten wir auch eine Kom­plett­si­che­rung des ADI-Forums anbieten.

Jörg ali­as „Tyr“ ist in Bezug auf Alpen-Donau ein klei­ner Fisch, aber offen­sicht­lich ein Wie­der­ho­lungs­tä­ter. Die Haus­durch­su­chung erfolg­te wegen Ver­dachts nach § 3g Ver­bots­ge­setz und § 283 StGB (Ver­het­zung). Auf sei­ner Face­book-Pinn­wand hat er jetzt ein wider­li­ches Foto ver­öf­fent­licht, das ihm von Kame­ra­din Nata­scha W. zuge­sandt wur­de. Wer bei W an Wider­ling denkt, liegt nicht so falsch, obwohl sie sich Win­ter­ling nennt.

Win­ter­ling, Jörg Häh­nel (NPD), Nor­man Bord­in, der bereits ver­ur­teil­te Neo­na­zi aus Mün­chen und Richard Pfingstl, der dem­nächst in Graz wegen Wie­der­be­tä­ti­gung und schwe­rer Kör­per­ver­let­zung vor Gericht ste­hen wird, fin­den sich unter den Kon­tak­ten von „Tyr“. Das Sicher­stel­lungs­pro­to­koll belegt Kon­tak­te zu PC-Records in Chem­nitz, sei­ne ADI-Forums-Ein­trä­ge Kon­takt­ver­su­che zur AfP. Viel­leicht soll­ten die Behör­den bei der AfP nach­fra­gen, war­um der Kon­takt nicht geklappt hat?