Karl Steinhauser ist Geburtsjahrgang 1936, mittlerweile also schon ein älterer Herr und vermutlich deshalb etwas ruhiger. Bei den verschiedenen Wahlen der letzten Jahre hat er auch nicht mehr versucht zu kandidieren. Bei der Bundespräsidentschaftswahl 2010 unterstützte er Barbara Rosenkranz, weil er sie für eine „nationale Sozialistin“ hielt. Heinz Fischer dagegen, „der ja auch Freimaurer ist….. ist international, daher antinational, wenn auch Sozialist“, durfte er damals dem „Standard“ seine Präferenzen offenlegen.
Da haben wir ihn schon, den Kern seiner antisemitischen Erzählung, die nur aus wenigen Zutaten besteht: Juden, Freimaurer, Hochfinanz streben die Weltherrschaft an (bzw. haben sie schon fast), wollen deshalb die Auflösung/Vernichtung der Völker vorantreiben und ihre Vermischung in eine „euro-asiatische-negroide Mischrasse“. Der braun getränkte Schwachsinn ist anschlussfähig für verschiedenste rechtsextreme Verschwörungserzählungen. Von den Identitären über QAnon und White Power bis hin zu den Neonazis können sich alle etwas daraus basteln.
Seit Jahrzehnten verbreitet Steinhauser sein antisemitisches Gift: über Zeitschriften, Bücher und über öffentliche Aktionen, zu denen auch regelmäßig gescheiterte Kandidaturen zu verschiedensten Wahlkörpern zählten. So richtig öffentlich bekannt geworden ist Steinhauser 1978, als er LKW-Blockaden („Frächterstreik“) gegen das damals neu eingeführte LKW-Nachtfahrverbot organisiert und damit großen wirtschaftlichen Schaden (vor allem im Tourismus) verursacht hatte – unter großem Wohlwollen der zu dieser Zeit oppositionellen ÖVP. Für den damaligen Bundeskanzler Kreisky war Steinhauser nur ein ehemaliger „Kurier“-Redakteur, dem er keine besondere Bedeutung beimessen wollte. Tatsächlich waren die Blockaden aber zunächst generalstabsmäßig organisiert und sollten die sozialdemokratische Alleinregierung zum Sturz bringen. Kurt Bergmann, zwischen 1976 und 1980 Bundesgeschäftsführer der ÖVP, lobte Steinhauser als „engagierten Burschen, der nicht beim Heurigen, sondern durch Aktionen auftrumpft“.
Bei einer anderen Aktion könnte Steinhauser auch Strache kennengelernt haben. Bei der Premiere von Thomas Bernhards „Heldenplatz“ im Burgtheater 1988 ließen der Pornojäger Humer und Steinhauser eine Fuhre Pferdemist vor dem Burgtheater entleeren, während Neonazis und andere Rechtsextreme drinnen die Aufführung zu stören versuchten.
Wie Wolfgang Neugebauer, der frühere Leiter des DÖW, in seiner Broschüre „Gefahr von rechts“ (1979) nachweist, hat Steinhauser seine rechtsextreme Karriere aber schon viel früher, nämlich bereits 1958, als ein Bewunderer Hitlers begonnen: „Hitlers Ideen waren (…) objektiv gesehen doch von einem Gehalt, um den ihn der größte Teil unserer sich als „Schlaufüchse“ ausgebenden Politiker beneiden müßte.“
Dafür kassierte Steinhauser seine erste Verurteilung, der noch etliche weitere folgen sollten, etwa 2001. 2006 stand er allerdings mit dem Revisionisten und Antisemiten Herbert Pitlik vor einem Geschworenengericht – wegen NS-Wiederbetätigung. Pitlik wurde zur Last gelegt, mit den Büchern „Die Protokolle der Weisen von Zion nach 100 Jahren“ und „Eine Spur zur Wahrheit? Der Nürnberger Prozess“ Wiederbetätigung betrieben zu haben, Steinhauser war sein Verleger. Verteidiger war damals übrigens der braune Anwalt Herbert Schaller, der das Werk Pitliks natürlich lobte („Eine fantastische Arbeit“).
Über Steinhausers Schlusswort berichtete die APA damals (7.7.2006): „Steinhauser brachte mit seinen Beschimpfungen einige Geschworene gegen sich auf, die ihm ins Wort fielen.“ Das skandalöse Urteil der Geschworenen war aber dann ganz nach dem Geschmack der beiden Angeklagten: ein einstimmiger (!) Freispruch für Pitlik, ein mehrheitlicher (6:2) für Steinhauser.
Im Verlauf seiner unzähligen rechtsextremen Aktivitäten hat Steinhauser auch zahlreiche Parteien, Vereine und Komitees gegründet und mit einigen von ihnen auch bei Gemeinderats- und Nationalratswahlen kandidiert – immer erfolglos: mit einer „SOS-Bürgerprotestliste“ in Wien 1991, einer „Christlich Demokratischen Partei“ (NR-Wahl 1990), der „Österreich-Partei“ (NR-Wahl 1994 und 1999) usw.
Steinhauser, der sich auch selbst zum „Volksanwalt“ ernannte, hat bei den meisten Kandidaturversuchen nicht einmal ausreichend Unterstützungserklärungen erhalten; von einer nächsten Kandidatur hat ihn das aber nie abgehalten. Schließlich ist es ihm auf diesem Weg immer wieder gelungen, seinen rechtsextremen, antisemitischen und braunen Müll auszubreiten. So sind auch wir erst vor kurzem wieder auf ihn aufmerksam geworden: weil aktuell eines der von ihm verantworteten Schmutzblättchen aus 2017 „Landesverrat ist Freimaurerpflicht!“ als PDF-File in diversen Netzwerken herumgereicht wird.

Als Redaktion fungiert die Luftnummer „Akademie für angewandte Volkspolitik“, Herausgeber ist die Partei „Bravo Österreich“. Gründer dieser Partei war – natürlich! – Karl Steinhauser, der aber jetzt mit seinen rüstigen 85 Jahren nur mehr als Finanzreferent genannt wird. Aktueller „Bundesparteiobmann und Generalbevollmächtigter“ ist Herbert Szlezak, wahrlich der richtige Nachfolger von Steinhauser. Wir werden auch auf ihn noch zurückkommen.
➡️ Was wurde denn aus … Helmut Pilhar?
➡️ Was wurde denn aus … Gary Lauck?