Ähnlich dem deutschen Twitter-Account „Schwurbelwatch” ist der österreichische Twitter-Account Schwurbelwatch Wien seit November 2020 mit dem Ziel online, „Aufklärung und Beobachtung von Verschwörungsideologien und rechter Esoterik in Österreich/Fokus auf Corona-Proteste in Wien“ zu liefern. Zuletzt wurde die rechtsoffene Telegram-Gruppe „Österreich steht auf“ vorgeführt, in der völlig unverblümt und ohne jeden Widerspruch von tausenden Mitgliedern Holocaustleugnung und Hitlerverehrung betrieben wird.
Holocaustverharmlosung und Hitlerverehrung in der verschwörungsideologischen Telegram-Gruppe „Österreich steht auf“. Eine Demo-Gruppe mit 5.000 Mitgliedern und keiner stößt sich an Sätzen wie: „Die deutsche Geschichte nach 1945 ist eine einzige Lüge, genauso wie der holocaust,..“ pic.twitter.com/HgToty22LV
— schwurbelwatch_wien (@schwurbelwatchw) March 2, 2021
Ein Zufallsfund? Keineswegs! Stunden zuvor machte Schwurbelwatch Wien auf wüst antisemitische Beiträge auf zwei österreichischen Telegram-Gruppen aufmerksam – ein Beitrag auf „Fairdenken” wurde direkt aus einem offen neonazistisch agierenden Kanal geteilt.

FPÖ-Fails, schon lange auf die Beobachtung rechtsextremer Postings trainiert, fasst in einer Sammelmeldung einige weitere antisemitische und hetzerische Beiträge aus den TG-Kanälen „Great Awakening Austria“ und „Friede Freiheit Demokratie“ zusammen: Antisemitismus wie im NS-Hetzblatt „Stürmer“!
„Der ewige Jude steht hinter der Corona-Impfung“
Antisemitismus und Verhetzung in den Covidiotengruppen „Great Awakening Österreich“ und „Friede Freiheit Demokratie“.
Ebenso irre COVID-19/Impf-Desinformation, Wochenblick u. Hetze gegen die Regierung. @AMeldestelle @AlevKorun pic.twitter.com/ldJF8pNzZr
— FPÖ Fails (@fpoefails) March 2, 2021
Das Problem: Viele der Gruppen haben sich auf Telegram versammelt, weil es dort faktisch keine Moderation, kein Eingreifen gegen Hetze durch die Betreiber gibt. Die für andere Netzwerke und Foren übliche Strategie des Meldens greift auf TG nicht. Es bräuchte ein entschiedenes Vorgehen staatlicher und europäischer Instanzen gegenüber Telegram. Auch die Ausforschung und Anzeige von Gruppenadministrator*innen scheint uns ein geeigneter Ansatz, um den braunen Dreck, der bei TG aus allen Ritzen quillt, etwas einzudämmen.
Vor einigen Jahren sind Rechtsextreme aller Schattierungen – von Neonazis bis hin zu Identitären und Blauen – von Facebook auf das Netzwerk vkontakte (vk.com) übersiedelt, weil sie sich dort „freier“ fühlten. Mittlerweile haben die Betreiber von vk.com sehr zögerlich, aber doch, begonnen, einige wenige und besonders üble Seiten zu sperren. Einige Rechtsextreme haben außerdem bemerkt, dass sie auf vk.com zwar ziemlich ungestört braunen und rechtsextremen Müll verbreiten können, aber weitgehend unter sich geblieben sind: vk.com war keine Bühne.
Netzwerke wie Facebook, Instagram und Twitter haben sich zwar mittlerweile zu einem etwas forscherem Vorgehen gegen Holocaustleugnung und ‑verharmlosung verpflichtet, werden durch Gesetze einzelner europäischer Länder auch etwas mehr in die Pflicht genommen, scheitern aber in der Regel nicht nur an der Fülle der zu ahndenden Regelverstöße, sondern auch daran, dass das Antreiben von Erregung und Emotion ihr Kerngeschäft darstellt.
Was auf Facebook derzeit am besten zu beobachten ist, ist das Abgleiten großer Teile der FPÖ in die offen rechtsextreme Szene. Aber dazu ein andermal!
➡️ Was kann wie wo gemeldet werden?



