Der blaue Vorzugsschüler hetzt

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Maxi­mi­li­an Krauss ist auf dem bes­ten Weg, Nach­fol­ger von HC Stra­che zu wer­den – was den Umgang mit Emo­ti­on und Het­ze betrifft. Wie Stra­che in den schlimms­ten Zei­ten rührt er eini­ge Stich­wor­te zusam­men: Isla­mis­ten, lyn­chen, Kir­chen angrei­fen, Lin­ke schau­en zu! Das reicht für einen Krauss-Kom­men­tar auf Face­book. Dazu noch ein Video- und schon schäu­men die Emo­tio­nen in den Pos­tings so hoch, dass sie dem Max eine recht extre­me Freud‘ machen könnten.

Am 19.10.20 beginnt Krauss (27), Vor­sit­zen­der des RFJ und noch nicht-amts­füh­ren­der Wie­ner Stadt­rat, mit einem Kom­men­tar auf Face­book, sozu­sa­gen auf den Früh­stücks­tisch ser­viert: „In Eng­land grei­fen Isla­mis­ten Kir­chen an, in Frank­reich lyn­chen Isla­mis­ten Leh­rer und lin­ke Poli­ti­ker sehen taten­los zu. Wann wird end­lich gehan­delt?

Krauss hetzt

Krauss hetzt

Es sind nur weni­ge Wor­te, die Krauss oder einer sei­ner Admins braucht, um das Gebräu für sei­ne mor­gend­li­che Het­ze anzu­rich­ten. Dazu stellt er noch ein Video in der Län­ge von 20 Sekun­den, in dem zu sehen ist, wie ein Mann auf dem Sims einer Bap­tis­ten­kir­che ver­sucht, ein gro­ßes Kreuz aus sei­ner Ver­an­ke­rung zu rei­ßen. Es gelingt ihm schließ­lich auch, aber das zeigt das Video nicht mehr. Der Unbe­kann­te trägt das Kreuz dann anschei­nend auf sei­ner Schul­ter noch durch die Stra­ßen, bis ihn die Poli­zei ver­haf­tet – das berich­ten bri­ti­sche Zei­tun­gen, nicht der Herr Krauss. Die bri­ti­schen Zei­tun­gen berich­ten nicht über ein Reli­gi­ons­be­kennt­nis des zunächst noch Unbe­kann­ten, auch nicht über sei­ne Staats­bür­ger­schaft, auch nicht über sei­ne Motivation.

Daily Mail Online

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Für Krauss gibt es kei­ne Zwei­fel. Sein geüb­ter Blick erkennt: Isla­mist am Werk! Um die Wir­kung und das ver­meint­li­che Motiv zu ver­stär­ken, mischt er den grau­en­haf­ten Mord an einem Leh­rer in Frank­reich dazu – und lin­ke Poli­ti­ker, die angeb­lich taten­los zuse­hen. In Groß­bri­tan­ni­en regie­ren die Kon­ser­va­ti­ven, aber kein bri­ti­sches Medi­um oder sonst jemand käme auf die Idee, Boris John­son oder des­sen Innen­mi­nis­te­rin für den Kreuz­tä­ter bzw. das „taten­lo­se“ Zuse­hen ver­ant­wort­lich zu machen.

Apro­pos „taten­lo­ses Zuse­hen“: Der unbe­kann­te Täter wur­de am Sonn­tag fest­ge­nom­men und bereits am Diens­tag einem magis­tra­ti­schen Gericht (ent­spricht in etwa einem Ver­wal­tungs­ge­richt) vor­ge­führt. Das Gericht ent­schied, das Delikt sei so schwer­wie­gend, dass es vor einem Straf­ge­richt abge­han­delt wer­den muss. Der Täter, der ohne fes­ten Wohn­sitz lebt, bleibt in Haft, wei­te­re Ermitt­lun­gen – auch zu sei­nem Geis­tes­zu­stand – sol­len fol­gen. Soweit zum Krauss- Vor­wurf des „taten­lo­sen Zuse­hens lin­ker Politiker“.

Pfarrer der betroffenen Kirche von Chadwell in einer Stellungsnahme

Pfar­rer der betrof­fe­nen Kir­che von Chad­well in einer Stellungnahme

Maxi­mi­li­an Krauss hat auf Face­book in etwa 85.000 Fol­lower – von den Höchst­mar­ken des HC Stra­che also noch weit ent­fernt. Aber ein Kom­men­tar wie die­ser bringt es (Stand 21.10., 9h30) auf über 2.450 Likes, rund 2.750 Shares und 1.200 Kom­men­ta­re. Da kann sich der aktu­el­le FB-Account des HC eine Schei­be abschnei­den! Der blaue Vor­zugs­schü­ler Krauss, einst Mit­ar­bei­ter von Johann Gude­nus, bevor er mit höhe­ren poli­ti­schen Wei­hen bedacht wur­de, hat offen­bar nicht nur gut gelernt, wie Emo­tio­nen und Het­ze gene­riert wer­den kön­nen, son­dern auch, mut­maß­lich straf­recht­lich rele­van­te Kom­men­ta­re zumin­dest so lan­ge ste­hen zu las­sen oder gleich gar nicht zu löschen, bis sie die Volks­see­le zum Kochen und Über­lau­fen brin­gen. Pos­tings wie jenes zum Atten­tä­ter aus Frank­reich, der den Leh­rer Samu­el Paty umge­bracht und ent­haup­tet hat, lässt Krauss sogar noch bewer­ben, um mög­lichst vie­le mit sei­ner Stim­mungs­ma­che zu erreichen.

Krauss schaltet Werbung für Hetzposting

Krauss bewirbt Pos­ting zum Atten­tä­ter in Frankreich

Laut Trans­pa­renz­an­ga­be von Face­book wird die Sei­te von Krauss gleich von 15 Accounts admi­nis­triert, also von genü­gend Per­so­nal, um der gesetz­lich vor­ge­schrie­be­nen Pflicht jedes Sei­ten­be­trei­bers, straf­recht­lich rele­van­te Kom­men­ta­re zu löschen, inner­halb rela­tiv kur­zer Zeit nach­kom­men zu können.

Wiens Alt­bür­ger­meis­ter Micha­el Häupl hat 2014 den damals 21-jäh­ri­gen Krauss als stell­ver­tre­ten­den Stadt­schul­rats­prä­si­den­ten abge­lehnt, weil der Bur­schen­schaf­ter schon in zar­tem Alter mit har­ten rechts­extre­men Sprü­chen auf­ge­fal­len ist. Recht hat­te er, der Altbürgermeister!

Krauss will jetzt die neue alte Linie der FPÖ durch­zie­hen: Emo­tio­nen schü­ren, alle tie­fen Instink­te und Ängs­te anspre­chen und dann die Leu­te het­zen las­sen, was das Zeug hält. Das Ergeb­nis ist dann so grin­dig, dass es sich eigent­lich selbst ent­larvt. Etli­che Pos­ter wür­den am liebs­ten den Kreuz­dieb von der Brüs­tung run­ter­schie­ßen, also einen Lynch­mord bege­hen, ande­re ten­die­ren zu Tötungs- und Bestra­fungs­for­men, die man am ehes­ten den Bru­ta­lo-Vari­an­ten einer isla­mi­schen Recht­spre­chung oder auch dem IS zuschreibt: Peit­schen­hie­be, Hän­de abha­cken, nach Hau­se peit­schen, köp­fen, auf­hän­gen, kreuzigen.

Was das taten­lo­se Zuse­hen eines rech­ten Poli­ti­kers betrifft: Krauss schaut dabei zu – lan­ge, sehr lan­ge! Bis Diens­tag spät­abends waren die hier erfass­ten Kom­men­ta­re jeden­falls online. Ihren Zweck haben sie bis zu die­sem Zeit­punkt jeden­falls schon längst erfüllt: jede Men­ge Inter­ak­tio­nen auf Face­book und damit star­ke Reich­wei­ten für Krauss. Das exer­ziert er eben­falls mit einem direkt nach­fol­gen­den Pos­ting, in dem es gegen die „Kuschel­jus­tiz“ geht. Krauss kann sich damit als blau­er Vor­zugs­schü­ler pro­fi­lie­ren – kos­te es, was es wolle!

Gesi­cher­te Kommentare: 

 

SdR zu Krauss (eine klei­ne Auswahl)

➡️ Die selt­sa­men Freun­de des Maxi­mi­li­an Krauss
➡️ Die Scha­ria der Blauen
➡️ Ein anti­se­mi­ti­sches Face­book-Pro­fil mit bekann­ten Freunden