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Blaue Spesenritter (Teil 5): Der Ofenrohrbeobachter

Hai­der ist für ihn wohl uner­reich­bar – beim Aus­schöp­fen von Spe­sen­töp­fen. Aber mög­li­cher­wei­se wis­sen wir noch nicht alles über Stra­ches Spe­sen­töp­fe. Nach sei­ner Kür zum Par­tei­ob­mann einer her­un­ter­ge­wirt­schaf­te­ten und gespal­te­nen FPÖ 2005 ließ Stra­che die Spe­sen­re­ge­lun­gen sei­ner Vor­gän­ge­rIn­nen über­prü­fen und fand aller­hand: Spe­sen­gel­der für die Pri­vat­woh­nun­gen der FPÖ-Spi­t­­zen, für teu­re Hand­ta­schen, Klei­dung, Autos, Nobel­lo­ka­le. Es […]

7. Nov 2019

Es war im Jän­ner 2007, mit­ten im Rosen­krieg zwi­schen HC Stra­che und Ewald Stad­ler, dem gera­de von der FPÖ die Lei­tung der Par­tei­aka­de­mie ent­zo­gen wur­de, als in der „Pres­se“ (24.1.2007) ein Bericht über „Stra­ches Life­style, akri­bisch doku­men­tiert“ erschien. Dar­in war die Rede von einem Dos­sier über Stra­ches Ver­gnü­gun­gen und Mode­ge­wohn­hei­ten, ver­bun­den mit der Fra­ge, woher das Geld dafür kom­me. Als Auf­trag­ge­ber wur­de von der FPÖ der abtrün­ni­ge Ewald Stad­ler ver­däch­tigt, der hef­tig dementierte.

„Die Pres­se“ damals über das Dossier:

Gezeigt wird Stra­ches Vor­lie­be für exklu­si­ve Mar­ken wie Etro (Schals um rund 500, Gür­tel um 180 Euro), Rich­mond (Shirts ab 100 Euro) und Peu­terey, oder eine neue Rolex Day­to­na (rund 10.000 Euro). The­ma­ti­siert wer­den auch BMW (plus VW Beet­le Cabrio­let für die dama­li­ge Ehe­frau) sowie Woh­nung in Innen­stadt-Luxus­la­ge. Bei­des erwarb Stra­che kurz nach der Wahl zum Lan­des­par­tei­ob­mann 2004, als er noch sein Gehalt als Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter (6181,80 Euro brut­to) bezog. Als Klub­ob­mann ver­dien­te er brut­to 10.600 Euro, davon muss­te er zuletzt 55 Pro­zent an Ex- Frau Danie­la und zwei Kin­der abgeben.“

Zwei­fel­los pass­te das alles nicht so recht zusam­men und vor allem nicht zu Stra­ches schon zitier­ter Erklä­rung, dass ihm die Par­tei kei­ne Spe­sen, son­dern nur einen Aus­la­gen­er­satz für sein Mobil­te­le­fon bezah­le. Woher kam also das Geld?

Das konn­te auch „News“ mit einer Geschich­te über „Stra­che: Sein teu­rer Life­style“ (News, 7.10.2010) nicht wirk­lich klä­ren. Da war von den unbe­stimm­ten Miet­kos­ten für Stra­ches Woh­nung an einer der feins­ten Adres­sen Wiens in der Gött­wei­her­gas­se“eben­so die Rede wie von den Auf­wen­dun­gen für sei­nen teu­ren Life­style, die mit den Unter­halts­zah­lun­gen kon­tras­tier­ten. Aller­dings för­der­te „News“ auch eine regel­mä­ßi­ge Hono­rar­zah­lung an Stra­che zu Tage: Die Fir­ma Bert­rams hat­te Stra­che anschei­nend über meh­re­re Jah­re hin­weg ein monat­li­ches Hono­rar in der Höhe von 2.000 Euro für die „Markt­be­ob­ach­tung Kroa­ti­en“ bezahlt. Das war nicht nur des­halb merk­wür­dig, weil Stra­che sich selbst als Freund der Ser­ben dekla­rier­te, son­dern auch, weil die Fir­ma Bert­rams Ofen­roh­re produziert.

„News“ berich­te­te über ein Finanz­straf­ver­fah­ren, das wegen der angeb­lich nicht dekla­rier­ten Zah­lun­gen gegen Stra­che ein­ge­lei­tet wor­den sei. Für Stra­che demen­tier­te unver­züg­lich Harald Vilims­ky, der von einer „Lügen­ge­schich­te“ sprach: „Nichts davon stimmt.“ Ähn­lich dann auch Her­bert Kickl, bis Stra­che selbst sei­ne bei­den Gehil­fen Lügen straf­te und die Zah­lun­gen der Ofen­rohr­fir­ma bis Jän­ner 2005 bestätigte.

Strache dementiert Vilimsky und Kickl
Stra­che demen­tiert Vilims­ky und Kickl

Ansons­ten pfleg­te Stra­che sei­ne kar­ge Spe­sen­er­zäh­lung wei­ter, sprach noch 2013 gegen­über dem „Fal­ter“ (14.8.2013) davon, dass ihm die Par­tei nur „Auf­wän­de wie zum Bei­spiel Han­dy­rech­nun­gen ersetzt“. Man beach­te aller­dings die klei­ne Öff­nung auf „wie zum Bei­spiel“! Wenn Medi­en neu­gie­rig waren und nach­frag­ten, wie er von sei­nem Net­to­ge­halt, das seit der Über­nah­me der Klub­ob­mann­schaft von ihm auf rund 6.000 Euro net­to ver­an­schlagt wur­de, die Ali­men­te, sei­ne teu­re Innen­stadt­woh­nung und sei­nen Life­style finan­zie­ren kön­ne, ant­wor­te­te Stra­che völ­lig beschei­den: „Es geht sich alles aus.“ (For­mat, 7.5.2010)

Spä­tes­tens als 2013 bekannt wur­de, dass Stra­che in eine noble Vil­la in Klos­ter­neu­burg ein­ge­zo­gen war, konn­te sich das alles nicht mehr wirk­lich aus­ge­hen. Die Vil­la bzw. der Teil, der damals von Stra­che bewohnt wur­de, soll von sei­ner Freun­din ange­mie­tet wor­den sein – aller­dings war das nicht Phil­ip­pa, son­dern deren Vor­gän­ge­rin und Ver­lob­te Andrea. Die Bezie­hung ging noch im glei­chen Jahr in die Brü­che, aber die Woh­nung in der Vil­la blieb anschei­nend dem Heinz Chris­ti­an, der dafür von sei­ner Par­tei auch einen Wohn­kos­ten­zu­schuss in der Höhe von 2.500 Euro monat­lich kassierte.

Strache zieht in eine Villa in Klosterneuburg (Kurier 30.3.2013)
Stra­che zieht in eine Vil­la in Klos­ter­neu­burg (Kurier 30.3.2013)

Bis zuletzt, wie mitt­ler­wei­le auch angeb­lich völ­lig ahnungs­lo­se FPÖ-Funk­tio­nä­re erfah­ren durf­ten. Zusätz­lich zu einem Spe­sen­pau­scha­le von monat­lich 10.000 Euro, die ihm die Par­tei (zusätz­lich zu sei­ner Spe­sen­pau­scha­le als Abge­ord­ne­ter und spä­ter sei­nem Spe­sen­kon­to als Vize­kanz­ler) geneh­migt hat. Das also ist unter „Auf­wän­de wie zum Bei­spiel Han­dy­rech­nun­gen“ zu verstehen!

Dazu kom­men noch die ansehn­li­chen monat­li­chen Zah­lun­gen an Phil­ip­pa Stra­che, die „ehren­amt­li­che“ Ex-Tier­schutz­be­auf­trag­te der FPÖ. Wel­che Zah­lun­gen an Stra­che von der Wie­ner Par­tei getä­tigt wur­den, soll­te in einer aktu­ell ange­setz­ten Son­der­prü­fung geklärt wer­den. Was aber ist eigent­lich mit Zah­lun­gen bzw. Spe­sen von Klub und Bun­des­par­tei? Geht’s nach der anony­men Anzei­ge gegen Stra­che, dann war das regu­lä­re Fami­li­en­ein­kom­men der Stra­ches inklu­si­ve Spe­sen, das mit der Gage für Phil­ip­pa über 40.000 Euro brut­to monat­lich betra­gen haben soll, ohne­hin noch längst nicht alles. Es gilt natür­lich die Unschuldsvermutung!

Wer nun nach unse­ren bis­he­ri­gen Berich­ten über die FPÖ-Spe­sen­rit­ter Möl­zer, Stad­ler, Riess-Pas­ser, Hai­der und Stra­che glau­ben möch­te, damit hat es sich, der irrt gewal­tig! Der über­aus locke­re Umgang mit Gel­dern der Par­tei, die zum über­wie­gen­den Teil aus öffent­li­chen (sprich: Steu­er-) Quel­len gespeist wer­den, zieht sich quer durch die Par­tei und jeden­falls über die letz­ten 30 Jah­re. Die Spe­sen­rit­te­rei in der FPÖ hat Sys­tem, ein Nach­schlag kommt!

Blaue Spe­sen­rit­ter (Teil 1): Andre­as Mölzer
Blaue Spe­sen­rit­ter (Teil 2): Ewald Stadler
Blaue Spe­sen­rit­ter (Teil 3): Die „Königs­ko­bra“ und der Sauhaufen
Blaue Spe­sen­rit­ter (Teil 4): Der Spe­sen­kai­ser Jörg Haider
Blaue Spe­sen­rit­ter (Teil 6): Die Ein­zel­fäl­le haben System

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