Seit Anfang Dezember 2018 existieren die „Gilets Jaunes Autriche – Gelbe Westen Österreich“ (GWÖ) als „Community“ auf Facebook. Ursprünglich nannte man sich „Gelbe Gefahr Österreich“. Das war ziemlich missverständlich, kam deshalb wohl nicht so gut an – und wäre auch farblich unpassend gewesen. Die Orientierung der GWÖ war von Beginn an rechts – rechtsextrem, um genauer zu sein.
Das kommt in dem programmatischen Posting vom 6.1.19 deutlich zum Ausdruck. Da werden mit antikapitalistischem Zungenschlag die klassischen Topoi rechtsextremer Ideologie heruntergespult: der fleißige Arbeiter (natürlich ein Mann!), der mit seinem Lohn wieder seine Familie ernähren können soll, die Interessen des Volkes, die über denen von dunklen Wirtschaftsmächten und ihren überstaatlichen Lobbys wie die EU stehen sollten, das Ende der Diktatur der Finanzmächte und eines grenzenlosen Globalismus, eine unbestimmte Erzählung, die offen ist für diverse Verschwörungsmuster.
Als Unterzeichner fungiert ein „Komitee der Gelben Westen Österreichs“. Das klingt gut und kostet nicht viel. Vor allem, wenn der eigentliche Zweck, den die Gilets Jaunes in Frankreich verfolgen, nämlich durch öffentliche Aktionen und gelbe Westen auf die Probleme von „vergessenen“ Gruppen aufmerksam zu machen, sich und sie sichtbar zu machen, bei den GWÖ verborgen bleibt, ja bleiben muss.
Eine für den 9.2.19 von den GWÖ angekündigte erste Demo ist von den Seiten diverser rechtsextremer Gruppen wieder verschwunden, still und heimlich, ohne Erklärung entsorgt worden. Soweit zur Ernsthaftigkeit dieses lächerlichen rechtsextremen Tarnprojekts, das sich auch dadurch entlarvt, dass es von Österreich aus jene Kräfte der Gilets Jaunes in Frankreich als „bürgerliche Verräter“ beschimpft, die der amorphen Bewegung eine politische Struktur und Perspektive geben wollen.
Das ist nicht das Interesse der Rechtsextremen – weder in Frankreich noch in Österreich. In Frankreich käme ein politisches Projekt, das sich aus der Bewegung der Gelbwesten herausschält, vor allem dem Rassemblement National von Le Pen in die Quere, in Österreich den rechtsextremen Sekten, die sich hinter der GWÖ verstecken – von FHB bis PDV und den Resten von Pegida.
Ein Nachtrag zur Entwicklung in Frankreich: Wer den Bewegungscharakter der Gelbwesten in Frankreich verabsolutiert und ihr Selbstverständnis als „Volksbewegung“, fördert ihren Frust und ihre Radikalisierung – Richtung rechts. Es ist daher eine widerliche Farce (im Sinne des berühmten Marx-Zitates, wonach sich Geschichte wiederhole, das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce), dass ausgerechnet der reaktionäre französische Philosoph Alain Finkielkraut, der die Gelbwestenbewegung begrüßt hatte, von einigen aus dieser Bewegung antisemitisch attackiert und vom reaktionären „Volksganzen“ ausgeschlossen wurde.