Die FPÖ und ihre „Aula“

Mit der „Aula“, dem deut­lich recht­sex­tremen und anti­semi­tis­chen Mag­a­zin der Frei­heitlichen Akademik­erver­bände, will die FPÖ nicht länger etwas zu tun haben. Aber so ein­fach ist die Sache nicht. Die Verbindun­gen sind vielfach und die Dis­tanzierun­gen der Bun­desspitze ziem­lich schwach. Die „Aula“ ver­bre­it­et seit Jahren und ziem­lich deut­lich braunen Müll, und von einem Rück­zug der FPÖ, gar ein­er Dis­tanzierung ist bish­er nicht viel zu bemerken.

In der Debat­te bei „Im Zen­trum“ (ORF 2, 6.5.2018) erk­lärte der FPÖ-Klubob­mann im Nation­al­rat, Wal­ter Rosenkranz, dass die FPÖ der „Aula wegen Beiträ­gen wie dem über die KZ-Insassen von Mau­thausen, die als „Land­plage“ beze­ich­net wur­den, „bere­its seit Jahren jegliche finanzielle Unter­stützung seit­ens der Bun­despartei und auch der Lan­despartei gestrichen hat“.

Der erste Beitrag, in dem in der „Aula“ die befre­it­en KZ-Insassen von Mau­thausen als „Land­plage“ beze­ich­net wur­den, ist im Juni 2011 erschienen. Der Beitrag damals richtete sich gegen Ruth Klüger, die 2011 die Gedenkrede im Par­la­ment gehal­ten hat­te und von dem Burschen­schafter Fred Duswald als „Lügner­in“ tit­uliert wurde (mit Frageze­ichen natür­lich). Er enthielt die gle­ichen wider­lichen Ver­höh­nun­gen der KZ-Insassen wie sie Duswald Jahre später, näm­lich in der Aus­gabe vom August 2015, wiederholte.

Der öffentliche Protest 2011 hielt sich in Gren­zen. Die Israelitis­che Kul­tus­ge­meinde erstat­tete eine Anzeige nach dem Ver­bots­ge­setz, die damals – wie auch später 2015 – eingestellt wurde. Hans Rausch­er schrieb im „Stan­dard“ einen Kom­men­tar.

Von der FPÖ gab es damals wie auch 2015, nach der neuer­lichen Ver­höh­nung der KZ-Insassen, kein­er­lei Kri­tik oder Dis­tanzierung. Ganz im Gegen­teil! Wie „SOS Mit­men­sch“ 2017 in einem Beitrag recher­chierte, hat die FPÖ ihre Unter­stützung für das braune Blättchen zunächst ein­mal aus­ge­baut.

Nor­bert Hofer „auf Du und Du” mit der Aula (Aula, Novem­ber 2016)

Das Doku­men­ta­tion­sarchiv (DÖW) wies schon in seinem Beitrag 2015 zu Duswalds Het­ze darauf hin, dass allein in der Aus­gabe 7–8 (2015) weit­ere Huldigun­gen für deklar­i­erte Neon­azis und Holo­caustleugn­er (Horst Mahler, Rigolf Hen­nig) und die Iden­titäre Bewe­gung enthal­ten waren. Reak­tion der FPÖ: keine!

Während Wal­ter Rosenkranz im ORF behauptete, dass die FPÖ „seit­ens der Bun­despartei und auch der Lan­despartei“ seit Jahren jegliche finanzielle Unter­stützung gestrichen habe, kom­men SOS Mit­men­sch und DÖW zu einem anderen Ergeb­nis. Das DÖW 2017:

„Die zunehmende Radikalisierung hält einige FPÖ-Funk­tionäre nicht davon ab, weit­er­hin in der Aula zu pub­lizieren (2016 etwa Hannes Ames­bauer, Mario Kunasek, Mario Eustac­chio, Mar­co Triller) oder ihr für Inter­views zur Ver­fü­gung zu ste­hen (Georg May­er, Armin Sip­pel, Mario Eustac­chio oder – 2016 allein dreimal – Parte­ichef Heinz-Chris­t­ian Stra­che). Neben sym­bol­is­ch­er Aufw­er­tung erfährt Die Aula tra­di­tionell auch finanzielle Unter­stützung von frei­heitlich­er Seite: die FPÖ zählt, ins­beson­dere vor Wahlgän­gen, zu ihren wichtig­sten Inser­atenkundIn­nen.” (siehe: Die FPÖ und das „frei­heitliche Mag­a­zin”)

Von der „Aula“ selb­st will und kann sich die FPÖ offen­sichtlich nicht dis­tanzieren, nur von einzel­nen Beiträ­gen, in denen – so Rosenkranz – etwa Poli­tik­er der NPD zu Wort gekom­men seien. Das, behauptete Rosenkranz, „tolerieren wir nicht, wollen wir nicht“. Ziem­lich dünne Aussage!

Rosenkranz hat aber noch anderes behauptet. Auf den Vorhalt von Willi Mernyi (Mau­thausen Komi­tee, ÖGB), dass er – Rosenkranz – ja selb­st Vor­standsmit­glied des Frei­heitlichen Akademik­erver­ban­des für Wien, Niederöster­re­ich und das Bur­gen­land sei, antwortete Rosenkranz:

„Ja, ja, und — – aber erst nach diesem Artikel, und wir haben jet­zt die Anteile auch dort sog­ar verkauft“ (ORF, Im Zen­trum, 6.5.18).

Stimmt wenig­stens das?

Nach Auskun­ft aus dem Fir­men­reg­is­ter vom 7.5.2018 und Fir­men­buch­stand vom 5.5.2018 ist der Frei­heitliche Akademik­erver­band (FAV) Wien, Niederöster­re­ich und Bur­gen­land noch immer als Gesellschafter und damit Miteigen­tümer der „Aula-Ver­lag GmbH“ mit 21,6337 % einge­tra­gen. Die Aus­sage von Rosenkranz stimmt so sich­er nicht.

Aber selb­st wenn der FAV Wien, NÖ und Bgld. mit­tler­weile Schritte ein­geleit­et haben sollte, um seine Anteile abzugeben (an wen bitte?), ändert das nichts daran, dass der FAV Steier­mark (36,8043%), der FAV Salzburg (12,3878%), der Ver­band frei­heitlich­er Akademik­er in OÖ (20,1975%) und der Ver­band Frei­heitlich­er Akademik­er in Kärn­ten (8,9767%) noch immer ihre Anteile an der „Aula“ halten.

In diesen Län­derver­bän­den sitzen in den Vor­stands­funk­tio­nen gewichtige FPÖ-Funk­tionäre und ‑Man­datare. In Kärn­ten etwa Wen­delin Mölz­er (Abg.z.NR), in der Steier­mark Axel Kasseg­ger (Abg.z.NR ) und Hein­rich Sickl, Graz­er Gemein­der­at und Verbindungs­mann zu den Iden­titären. Das ist auch eine inter­es­sante Verbindung zu Oberöster­re­ich. Dort sitzt neben dem Klub­di­rek­tor der FPÖ im Land­tag, Rudolf Fer­di­nand Watschinger, auch Ulrich Püschel im Vor­stand des Frei­heitlichen Akademik­erver­ban­des. Der ist nicht nur Büroleit­er beim Linz­er FPÖ Stad­trat Markus Hein, son­dern auch Miteigen­tümer der recht­sex­tremen Pos­tille „info-direkt“ und – so wie Sickl – ein Verbindungs­mann zu den Iden­titären, bei denen er auch ganz gerne mitmarschiert.
Selb­st beim Frei­heitlichen Akademik­erver­band Salzburg, der seit den ras­sis­tis­chen Aus­rit­ten von Wolf­gang Cas­part in der Ecke ste­hen muss, sitzen blaue Funk­tionäre im Vorstand.

Soll­ten die ide­ol­o­gis­chen Beziehun­gen zwis­chen FPÖ und den for­mal unab­hängi­gen Frei­heitlichen Akademik­erver­bän­den vorüberge­hend ein­mal schwächeln, kön­nen neben den vielfachen per­son­ellen Über­schnei­dun­gen (die Burschen­schaften, bei denen die meis­ten frei­heitlichen Akademik­er ja auch noch dabei sind, haben wir hier gar nicht aufgezählt) auch lokale Gemein­samkeit­en als Bindemit­tel hil­fre­ich sein. Der FAV Wien, NÖ und Bur­gen­land hat seine Adresse direkt bei der FPÖ Wien und die Frei­heitlichen Akademik­er Vorarl­bergs sind eben­falls über die Adresse der FPÖ Vorarl­berg zu erreichen.