“Vollgas und dann nochmal drüber mit Karacho”

Ver­het­zung­sprozess in Wien endet mit 3 Monat­en bed­ingter Haft.

Am Fre­itag, den 28. Juli musste sich Mar­tin S. vor dem Lan­des­gericht für Straf­sachen in Wien ver­ant­worten. Dem 54-Jähri­gen Mat­ters­burg­er wurde von der Staat­san­wältin vorge­wor­fen auf der Face­book-Seite von unzensuriert.at, unter einem geposteten Artikel, einen ver­het­zen­den Kom­men­tar veröf­fentlicht zu haben. Der vom FPÖ-nahen Nachricht­en­por­tal unzensuriert.at geteilte Artikel nahm Bezug auf eine, Anfang 2016 kur­sierende Mel­dung, nach der Asylwerber_innen sich sys­tem­a­tisch vor Autos wer­fen wür­den um in der Folge Schmerzens­geld erstre­it­en zu kön­nen. S. kom­men­tierte darunter: “Retour­gang rein, VOLLGAS und dann nochmal drüber mit Kara­cho”. Der Rich­terin ver­suchte der ver­schuldete Werk­stattprüfer glaub­haft zu machen, dass es sich um ein Missver­ständ­nis han­dele und er sich lediglich auf einen Satz seines alten Fahrlehrers bezo­gen hätte, welch­er seinen Schüler_innen immer emp­fohlen habe Gefahren­quellen zu mei­den und umge­hend zu verlassen. 

Warum er seinen Kom­men­tar nicht ein­deutig als Zitat gekennze­ich­net habe bzw. sich nicht bemüht habe das Post­ing nicht wie einen Aufruf zur Gewalt klin­gen zu lassen, kon­nte S. nicht so recht beant­worten. Er räumte ein, “man kann ja keinen übern Haufen fahren”. Auf die Frage ob er öfter auf unzensuriert.at sei, antwortete Mar­tin S., dass er beim Lesen im Inter­net ab und zu darauf stoße, weil “die sagen, dass einiges falsch ren­nt”.

Die Vernehmung durch Rich­terin Nicole Baczak endete nach unge­fähr 20 Minuten und ging unmit­tel­bar in eine Urteilsverkün­dung über. Sie ließ sich von den etwas wirr anmu­ten­den Aus­führun­gen nicht beein­druck­en und verurteilte Mar­tin S. zu 3 Monat­en bed­ingter Frei­heitsstrafe mit ein­er Probezeit von 3 Jahren. Im Anschluss an den Schuld­spruch, machte sich die Rich­terin noch die Mühe zu erk­lären, was das genau für S. bedeute. Die Ver­ständ­niss­chwierigkeit­en des Angeklagten nah­men die Anwe­senden Journalist_innen zum Anlass für hal­blautes Gekich­er. Unangenehm.