Auf der offiziellen Kongress-Seite ist noch nichts von der Verschiebung zu bemerken, aber die Kameraden von „Info-Direkt“ verkünden schon die Botschaft. „Die Inhalte des Kongresses sollen nicht durch Tagespolitik und Wahlkampfgetöse überlagert werden. Durch die vorgezogenen Nationalratswahlen besteht die Gefahr, dass der Kongress für parteistrategische Spielchen missbraucht wird“ , heißt es da kryptisch.
„Parteistrategische Spielchen“ — von wem? Wenn jemand „Spielchen“ aufführt, dann ist das die FPÖ. Der Kongress der selbsternannten Verteidiger der „indigenen Völker“ und „gewachsenen Kulturen“ Europas ist – so wie seine Medienpartner „Info-Direkt“ und „unzensuriert.at“ – fest im Griff der FPÖ. Der „Verein für Meinungsfreiheit und unabhängige Publizistik“, der „Info-Direkt“ herausgibt und auch das Impressum für die offizielle Kongress-Webseite liefert, wird von dem Funktionär der Österreichischen Landsmannschaft (ÖLM), Karl Winkler, geleitet. uDie rechtsextreme ÖLM ist genauso im engsten Umfeld der FPÖ zu verorten wie „Info-Direkt“ und – noch deutlicher – „unzensuriert.at“, die als „Medienpartner“ des Kongresses firmieren. Der Linzer FPÖ-Stadtrat Markus Hein hat – so „profil“ vom 29.5.2017 – um die Genehmigung angesucht, dass der Kongress – wie im Vorjahr – in den Redoutensälen stattfinden kann. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl, der im Vorjahr als Redner noch den Aufputz für den Kongress hergegeben hat, will heuer gar nichts mehr vom Kongress wissen. „Profil“ zitiert ihn mit der Bemerkung, dass es „jenseits meines Interessensbereichs“ liege, ob der Kongress im September stattfinde oder nicht. Das klingt jedenfalls nicht nett und daher liegt „profil“ mit seiner Mutmaßung, dass „ein von Proteststürmen begleiteter Aufmarsch von Burschenschaftern und rechten Recken aus ganz Europa“ nicht in das Wahlkampfkonzept Kickls und der FPÖ passe, vermutlich nicht daneben.
Vielleicht aber war es einfach die Unfähigkeit der Veranstalter? Dem Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) konnten oder wollten sie jedenfalls weder ein Programm noch die Rednerliste für den Herbst-Kongress vorlegen. Im Frühjahr 2018 soll der Kongress jetzt stattfinden: „größer und besser als das diesen Herbst möglich gewesen wäre“, versucht „Info-Direkt“ die Pleite schönzureden.
Dabei wären wir wirklich sehr daran interessiert, von den Veranstaltern noch vor der Wahl zu erfahren, was für sie in Europa ein „indigenes Volk“ darstellt, das sie trotz Verschiebung ganz dringend verteidigen wollen.