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Pogromnacht-Gedenken in Wels – Presseaussendung

Wir geben im Fol­gen­den die Pres­se­aus­sendung des Ober­ös­ter­rei­chi­schen Netz­werks gegen Ras­sis­mus und Rechts­extre­mis­mus (kurz: Anti­­fa-Net­z­­werk) wie­der. 300 Teil­neh­mer bei wür­di­gem Pogrom­­nacht-Geden­ken der Wel­ser Anti­fa — Harald Krass­nit­zer for­dert kon­se­quen­te Bekämp­fung des Frem­den­has­ses — Anti­­fa-Vor­­­si­t­­zen­­der Retzl: „Het­ze der FPÖ führt zu neu­en Pogro­men“ Wels — Trotz schlech­ten Wet­ters kamen am Don­ners­tag­abend rund 300 Men­schen zum Jüdischen […]

12. Nov 2016

300 Teil­neh­mer bei wür­di­gem Pogrom­nacht-Geden­ken der Wel­ser Anti­fa — Harald Krass­nit­zer for­dert kon­se­quen­te Bekämp­fung des Frem­den­has­ses — Anti­fa-Vor­sit­zen­der Retzl: „Het­ze der FPÖ führt zu neu­en Pogromen“

Wels — Trotz schlech­ten Wet­ters kamen am Don­ners­tag­abend rund 300 Men­schen zum Jüdi­schen Mahn­mal im Poll­hei­mer­park, um an der tra­di­tio­nel­len Kund­ge­bung der Wel­ser Initia­ti­ve gegen Faschis­mus (Anti­fa) teil­zu­neh­men. Die­se Kund­ge­bung, die von mehr als 40 Orga­ni­sa­tio­nen – dar­un­ter den Gewerk­schaf­ten und den Kir­chen – mit­ge­tra­gen wird, erin­nert all­jähr­lich an die Pogrom­nacht 1938, macht aber auch auf Ras­sis­mus und Anti­se­mi­tis­mus heu­te aufmerksam.

Der Schau­spie­ler Harald Krass­nit­zer wies in sei­ner Gedenk­re­de dar­auf hin, dass der­zeit beson­ders Flücht­lin­ge zuneh­men­dem Frem­den­hass bis hin zu gewalt­tä­ti­gen Angrif­fen aus­ge­setzt sind. Regie­rung und Behör­den dürf­ten nicht weg­schau­en, son­dern müss­ten den Hass beim Namen nen­nen und kon­se­quent bekämp­fen, for­dert Krass­nit­zer. Es brau­che aber auch eine bes­se­re Sozi­al- und Bil­dungs­po­li­tik, die der der­zei­ti­gen Ver­un­si­che­rung in der Gesell­schaft entgegenwirke.

Der Wel­ser Kul­tur­stadt­rat Johann Reindl-Schwaig­ho­fer sprach ewig­gest­ri­ge Umtrie­be in den letz­ten Mona­ten an: vom inter­na­tio­na­len Rechts­extre­mis­ten-Tref­fen, das mit dem Sanc­tus von ÖVP und FPÖ in den Lin­zer Redou­ten­sä­len statt­ge­fun­den hat, über die Aus­sa­ge eines Wel­ser FPÖ-Anhän­gers, die SPÖ gehö­re „in die Gas­kam­mer gesteckt“, bis hin zur Leug­nung der Ver­ga­sun­gen im KZ Maut­hau­sen durch einen Wel­ser Rechtsanwalt.

Anti­fa-Vor­stands­mit­glied Katha­ri­na Gus­en­leit­ner appel­lier­te an die Zivil­ge­sell­schaft: „Bekämp­fen wir die Has­ser und Dem­ago­gen mit Herz, Hirn, Ver­stand und Ver­nunft, Geschick und der Wahr­heit, denn die­se ist es, die sie am meis­ten ableh­nen und fürch­ten. Nimmt sie ihnen doch jeg­li­che Grund­la­ge ihres Handelns.“

Der Evan­ge­li­sche Posau­nen­chor Wels unter der Lei­tung von Mar­tin Köberl sorg­te für eine gelun­ge­ne musi­ka­li­sche Umrah­mung des Gedenkens.

Übles Hass-Pos­ting von Wel­ser FPÖ-Funk­tio­nä­rin: „Auf­ghängt bei de füss …“
Anti­fa-Vor­sit­zen­der Wer­ner Retzl zeigt sich mit der Kund­ge­bung sehr zufrie­den: „Die Teil­nah­me war so stark, weil uns die gesam­te Wel­ser Zivil­ge­sell­schaft unter­stützt. Zur Kund­ge­bung von FPÖ-Bür­ger­meis­ter Rabl sind nur rund 50 Leu­te gekom­men, obwohl er sogar die mehr als 1.000 Magis­trats­be­diens­te­ten mit einem eige­nen Schrei­ben ein­ge­la­den hat.“

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Anhand eines kon­kre­ten Bei­spiels erklärt Retzl, war­um die Wel­ser Anti­fa gemein­sa­me Akti­vi­tä­ten mit der FPÖ ablehnt: „Erst vor weni­gen Tagen hat die Wel­ser FPÖ-Funk­tio­nä­rin Con­stan­ze H. auf der Face­book-Sei­te von HC Stra­che ein beson­ders übles Hass­pos­ting ver­öf­fent­licht. Dar­in schreibt sie über einen syri­schen Flücht­ling, der Selbst­mord bege­hen woll­te: ‚A gstreck­te lin­ke in die pappn, dem saug­fra­st. Auf­ghängt bei de füss …‘ Die­se Art aggres­si­ver Het­ze, die die Blau­en immer wie­der betrei­ben, führt zu neu­en Pogro­men – etwa zu Brand­an­schlä­gen auf Flücht­lings­hei­me. Die FPÖ hat jetzt als Haupt­feind­bild die Mus­li­me ent­deckt, ist aber so men­schen­ver­ach­tend wie eh und je.“

Auch die Tat­sa­che, dass die Frei­heit­li­chen zwei israe­li­sche Red­ner auf­ge­bo­ten haben, beein­druckt den Anti­fa-Vor­sit­zen­den nicht: „Scha­de, dass sich die bei­den – aller­dings sehr weit rechts ste­hen­den – Her­ren als Fei­gen­blät­ter haben miss­brau­chen las­sen. Ihre Par­tei Likud hält von den Auf­trit­ten für die FPÖ genau so wenig wie die Jüdi­sche Gemein­de in Öster­reich. Und in Wien haben jun­ge Jüdin­nen und Juden dage­gen pro­tes­tiert – das sagt wohl alles.“