Markus Ripfl ist etwas ganz Schreckliches aufgefallen. Der RFJ-und FPÖ-Funktionär, dem der Kühnengruß selbst dann noch fremd ist, wenn er ihn selbst zeigt, will einen „Alkoholexzess“ bemerkt haben. Na und, ist doch eher üblich bei Burschenschaftern wie Ripfl, oder? Aber Ripfl will den Exzess ja nicht bei Burschenschaftern, sondern bei Flüchtlingen festgestellt haben! Und eigentlich hat er nichts selbst festgestellt, sondern nur etwas gehört.
Wann immer Rechtsextreme und Neonazis aufmarschierten, die aufstrebende blaue Nachwuchskraft Markus Ripfl war gerne dabei – zuletzt beim braunen Aufmarsch am Deserteursdenkmal. Der Jungblaue hatte bei diesen Demos reichlich Möglichkeiten, sich über die praktische und theoretische Bedeutung der drei gespreizten Finger zu informieren. Aus erster Hand sozusagen. Nicht aus erster Hand, sondern über Hörensagen will Ripfl von einem „Alkoholexzess“ im Flüchtlingsheim in Deutsch-Wagram erfahren haben und reagierte so, wie eben nur Freiheitliche reagieren können: „Wer sich nicht integrieren will und sich nicht zusammenreißt, für den kann es nur ab nach Hause gehen!“
Dieser Satz des Markus Ripfl wird nur durch seine vielen Widersprüche zusammengehalten – und das ist durchaus zurückhaltend formuliert. Da fordert ausgerechnet ein Burschenschafter, dessen Verband sich neben Rechtsextremismus nur dadurch auszeichnet, dass viel, sehr viel gesoffen wird, dass sich die anderen, die Flüchtlinge zusammenreißen sollen. Sonst, so Ripfl, geht’s ab nach Hause! An diesem Satz erstaunt nicht nur seine beiläufige Bösartigkeit, sondern auch die explizite Dummheit. Wohin will Ripfl „Integrationsunwillige“ denn zurückschicken? Nach Saudi-Arabien? Afghanistan? Syrien? Iran? Nachdem sie vor Dschihadisten, Mullahs oder frömmlerischen Salafisten geflohen sind? Worin besteht die „Integrationsunwilligkeit“ laut Ripfl? Dass ein Jugendlicher, der möglicherweise noch nie Alkohol getrunken hat und deshalb die Wirkungen nicht einschätzen kann, in einem Land, das weltweit Spitze beim Alkoholverbrauch ist, Alkohol trinkt?
Seit es die Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Deutsch-Wagram gibt, wird sie von den Blauen im Bezirk angefeindet. Kinder und Jugendliche, die vor Krieg und Terror geflüchtet sind, werden von den Blauen generell als potenzielle Dschihadisten verdächtigt und von Markus Ripfl zusätzlich noch als „ach so traumatisierte Asylwerber“ verspottet.
Alkoholexzess von schlecht integrierten Burschenschaftern
Der Verein „Wagram hilft“, der die Jugendlichen in dem ehemaligen Kindergarten in der Fabrikstraße betreut, steht vorbildlich hinter den Jugendlichen und hat auch eine ausführliche und ausgezeichnete Stellungnahme zu dem angeblichen „Alkoholexzess“ abgegeben.
Uns interessiert aber noch etwas: Wie kommt Ripfl zu seinen angeblichen Informationen über den angeblichen „Alkoholexzess“. Und was ist unter einem „Alkoholexzess“ zu verstehen? Unter einem Alkoholexzess wird üblicherweise eine Situation beschrieben, bei der mehrere Menschen sehr viel Alkohol zu sich nehmen. Es ist, zugegeben, eine ungenaue Definition. Würde man eine wörtliche Übersetzung von Exzess („Überschreitung“) verwenden, so wäre ein beträchtlicher Teil Österreichs permanent im Exzess. Dem Ripfl geht es um einen anderen Exzess – den Wertungsexzess. Niemand kann ihn daran hindern, Exzess zu schreien, auch wenn dahinter nur eine Alkoholunverträglichkeit oder einfach eine Bewusstlosigkeit stünde.
Fakt ist, dass am Donnerstag der Vorwoche die Rettung in das Heim der jungen Flüchtlinge gerufen wurde und dabei auch die Polizei anwesend war. Der Verein „Wagram hilft“ hat dafür auch eine einfache Erklärung:
Die Anwesenheit der Polizei resultierte daraus, dass aufgrund der Erkrankung eines Jugendlichen schon mehrmals die Rettung gerufen werden musste. Diese hat scheinbar die Polizei gebeten, sie zu begleiten. Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, es war bisher keinerlei Einschreiten der Exekutive notwendig!
Ripfl reichen solche Erklärungen nicht. „Von Seiten des Roten Kreuzes wurde uns bestätigt, dass die Rettung wegen übermäßigem Alkoholkonsum ausrücken musste“, schreibt er auf Facebook. Daraufhin fragen ihn einige, wer „uns“ ist und wie denn das „Rote Kreuz“ so etwas bestätigen könne, was es gar nicht bestätigen dürfe. Das Rote Kreuz wehrt sich gegen Ripfls Interpretation. Die Bezirksstelle Gänserndorf schreibt:
Das Österreichische Rote Kreuz, LV NÖ, Bez.St. Gänserndorf teilt hierzu mit, dass es weder eine Anfrage von Herrn Ripfl gegeben hat noch eine offizielle Bestätigung des o.g. Sachverhalts. Aus diesem Grund distanzieren wir uns von der Aussage „Von Seiten des Roten Kreuzes wurde uns bestätigt, dass die Rettung wegen übermäßigem Alkoholkonsum ausrücken musste”.
Etwas später dann gibt’s auch noch eine Stellungnahme des Landesverbandes, in der es heißt: „Wir konnten auch nach interner Recherche nicht nachvollziehen wie Sie oder der Anrufer zu diesen Informationen bzw. Mutmaßungen gekommen sind.“
Was kümmert das einen Jungblauen? Der findet auch nichts dabei, dass er seine „Infos“ über den Rettungseinsatz angeblich von einem Bekannten, den Ripfl zum Anruf animiert haben will, erhalten hat. Der „Bekannte“ darf natürlich anonym bleiben , während die jugendlichen Flüchtlinge an den Pranger gestellt werden. Unterstützung findet Ripfl bei „heute“, wo als „Beweis“ für den „Alkoholexzess“ der Screenshot einer SMS „Bewusstlos Flüchtlingsheim“ herhalten muss.

Die passende Antwort an Ripfl und Co. gibt der Poster Rainer H.: „ Als hätten wir nicht genug Probleme, versuchts ihr Brände mit Benzin zu löschen, die ihr vorher selbst gelegt habt.“