Als wir 2012 nach der Hausdurchsuchungswelle gegen das Nazi-Forum Thiazi den Winter von Ragnarök für die Thiazi-UserInnen vorhersagten, konnten wir nicht ahnen, wie penibel sich die Realität nach den Vorgaben der Mythologie richtet. Nach der nordischen Mythologie kündigt sich Ragnarök, der germanische Weltuntergang, mit drei strengen Wintern (Fimbulwinter), mit Schnee, klirrendem Frost und eisigen Stürmen an, bis nach diesen drei Wintern Ragnarök da ist. Nach drei Wintern – teils mitten im Sommer (Stilllegung Thiazi 2012/Verurteilung Gottfried Küssel 2013/Prozess gegen die BetreiberInnen von Thiazi 2014) – steht nun für einige Thiazi-UserInnen ein kleiner Weltuntergang vor der Tür. So heldenhaft wie Snorri, der altisländische Skalde, die Geschichten von Ragnarök erzählt, ist der Kampf der Thiazi-User allerdings nicht, eher ein kleinlautes Rechtfertigen vor Gericht.
Bereits Anfang Juli und Anfang August berichteten wir über Prozesse gegen ehemalige Thiazi-User. Ein Wiener wurde im Juli zu zwölf Monaten bedingt verurteilt und im August wurde Christoph M. wegen wegen seiner Aktivitäten im Thiazi-Forum zu 18 Monaten bedingt verurteilt.
Die APA berichtet am 19. August 2015 (derstandard.at) von einem weiteren Prozess gegen den 38-jährigen Oststeirer Bernhard James B., der bereits zum dritten Mal wegen des Verdachts der Verhetzung sowie der NS-Wiederbetätigung vor Gericht stand. Das Urteil: 20 Monate Haftstrafe, davon drei unbedingt. Zusätzlich wurde die Probezeit früherer Urteile verlängert, und er bekommt abermals einen Bewährungshelfer gestellt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Im Thiazi-Forum trat er von April 2009 bis Juni 2012 unter dem Pseudonym „NS-Freund” auf, leugnete den Holocaust, beendete seine Beiträge mit der Zahlenkombination „88” und nannte als Vorbilder Rudolf Hess und Adolf Hitler. Zu einem Wahlerfolg der FPÖ schrieb er im Nazi-Forum Thiazi: „Ja ich hoffe das in der Steiermark auch die FPÖ so einen gewaltigen Sprung nach oben macht wie in Vorarlberg und Oberösterreich, Steirer erwachet !! 88.”
Bernhard James B. gestand die Einträge und rechtfertigte sich damit, dass er nach seinen früheren Strafen nur noch gelegentlich im Forum war, die Beiträge bereits älter seien und er heute mit Leuten aus anderen Nationen zusammenarbeite. „Da der Oststeirer Ähnliches aber schon bei seinen beiden anderen Verhandlungen den Geschworenen erzählt hatte, zweifelte der Staatsanwaltschaft an seiner Glaubwürdigkeit: ‚Warum sollen die Geschworenen Ihnen glauben?’ ”, berichtet die APA.
Wann die Prozesse gegen die Neonazis „Eispickel“ und „Prinz Eugen“ stattfinden, die 2008 den damaligen Landtagsabgeordneten der Grünen in OÖ, Gunther Trübswasser bedrohten und sich im Februar 2012, nach dem WKR-Burschenschafterball, über den Angriff auf den SPÖ-Bundesrat Albrecht Konecny unterhielten und dabei Täterwissen offenbarten, ist noch ungewiss.
⇒ Thiazi abgebrannt – kommt Ragnarök?
⇒ Aufgepasst, Thiazi-User!