„Freeman“ und der Holocaust

In Teichen in der Ost­steier­mark find­et am Woch­enende (31.7./1.8.) ein Open-Air-Fes­ti­val für Musik, Kreativ­ität und Nach­haltigkeit statt. Mit einem dur­chaus attrak­tiv­en Musikpro­gramm – Attwenger etwa. Für Kreativ­ität sollte schein­bar ein­er sor­gen, der 2013 im Sold von Frank Stronach den Song „Otto Nor­malver­brauch­er“ in den Wahlkampf einge­bracht hat­te. Später fiel „Free­man“ Joe Kreißl noch unan­genehmer auf.

Am 14.3.2012 ver­ab­schiedete sich Johannes Ewald Kreißl per eingeschrieben­em Brief von der Repub­lik Öster­re­ich – die Geburtsstunde des „Free­man“ Joe Kreißl. Bis zu diesem Zeit­punkt habe er nur als Urkunde im Sys­tem existiert und diese Urkunde ohne seine Zus­tim­mung mit seinem natür­lichen Leben aus­ges­tat­tet: „Ich habe das bish­er nicht gewusst und nehme hier­mit von diesem ein­deutig ein­seit­i­gen und somit ohnedies ungülti­gen Ver­trag abstand [sic!].“ An diese Erk­lärung knüpfte Kreißl weitre­ichende Fol­gerun­gen: „Ich behalte mir das Recht vor, meinen pri­vat­en Besitz und mein Eigen­tum, sowie jeden und alles darin oder darauf zu schützen und zu verteidigen.“

Ordentlich teuer wird’s im Fall eines Geset­zesver­stoßes „von Beamten, Orga­nen, Per­so­n­en und der­gle­ichen gegen mich oder meine Kinder“. Da wür­den dann geschmalzene Stun­den­sätze von Kreißl in Rech­nung gestellt: 500, 5.000 oder 50.000 Euro – pro Stunde natür­lich, gestuft nach Art des Vergehens.

Welchen Stun­den­satz Kreißl 2013 wohl Frank Stronach für seinen Song „Otto Nor­malver­brauch­er“ in Rech­nung gestellt hat? Jeden­falls han­delt der Song das The­ma Kor­rup­tion in Öster­re­ich ab und hat im Refrain die Textzeile „Thank You Frank“! Wom­it schon das Wichtig­ste gesagt ist über die kurzfristige Rück­kehr in das poli­tis­che Sys­tem. Seine Mut­ter Han­neliese Kreißl-Wurth blieb im Sys­tem, als Stronachs Vertreterin im Pub­likum­srat des ORF.

Im Juni 2014 war Kreißl bei ein­er „Pro und Contra“-Diskussion von Puls 4 im Pub­likum dabei. Nach der Debat­te filmte eine Kam­era das ergreifende Zusam­men­tr­e­f­fen von Kreißl mit dem dama­li­gen Finanzmin­is­ter und Vizekan­zler Spin­de­leg­ger mit. Kreißl, ganz Staats­mann, eröffnete mit den Sätzen: Es kom­men große Dinge auf uns zu“ und „Ich spüre, dass Sie’s gut meinen – wir müssen große Dinge regeln“. Erst als Spin­de­leg­ger einen Ter­min ver­sprach, um sich dem Gespräch zu entwinden, war Kreißl zufrieden: „Ich hab jet­zt an Ter­min mit dem Spindelegger.“

Lei­der nicht schnell genug, denn Ende August 2014 ging Spin­de­leg­ger von der poli­tis­chen Bühne ab. Kreißl aber hat­te vorher noch einen ganz anderen Auftritt. Ende Juli 2014 sollte in Hol­len­bach (NÖ) im Wald­vier­tel ein „Volk­stri­bunal“ der dort auf einem Bauern­hof ver­sam­melten bzw. ansäs­si­gen Anhän­gerIn­nen der OPPT (One People’s Pub­lic Trust) gegen eine Anwältin, Sach­wal­terin ein­er OPPT-Anhän­gerin stattfinden:

Die „Gerichtsver­hand­lung“ gegen die Sach­wal­terin des ver­schulde­ten und nun in psy­chi­a­trische Behand­lung eingewiese­nen OPPT-Mit­glieds war für die Behör­den offen­bar der Punkt, an dem das Maß des Erträglichen über­schrit­ten war: Davor waren OPPT-„Sheriffs“ daheim bei der Anwältin aufge­taucht, um sie „vorzu­laden“. Ein von ihnen selb­st aufgenommenes Video zeigt zudem, wie sie auf der örtlichen Polizeis­ta­tion selb­st ver­fasste Haft­be­fehle gegen die Frau vor­legten und das mit selb­st gebastel­ten Ausweisen „aus Brüs­sel“ unter­mauerten. (orf.at)

OPPT, das ist die unmit­tel­bare Ver­wandtschaft der Bewe­gung, bei der Kreißl tätig ist, der Free­man- Bewe­gung. pro­fil hat sich 2014 etwas aus­führlich­er mit OPPT und Free­man beschäftigt. Ob Kreißl bei dem „Tri­bunal“ selb­st anwe­send war, ist nicht ganz klar. Ein­mal erk­lärte er, nur ver­mit­telt zu haben, dann dis­tanzierte er sich wieder von OPPT, um gegenüber ein­er anderen Zeitung dann wieder das Tri­bunal zu vertei­di­gen. Im Jän­ner 2015 schaffte es Kreißl jeden­falls wieder in die Schlagzeilen, weil er auf Face­book in ein­er „Bekan­nt­machung“ angegeben hat­te, einige Ver­hand­lungssäle des Lan­des­gerichts Steyr (OÖ) für Ver­hand­lun­gen nach dem „Natur­recht“ okkupieren zu wollen. Ab 1. Feb­ru­ar 2015, einem Sonntag.

So skur­ril und jen­seit­ig die ide­ol­o­gis­chen Aus­flüge von Free­man Joe Kreißl, sein stun­den­langes Geschwurbel über Recht und Frei­heit auch wirken mögen, bei näher­er Betra­ch­tung wer­den noch ganz andere Zwis­chen­töne sichtbar.

Anfang Juli machte ein ander­er „Free­man“, Tas­si­lo aus Lus­te­nau, auf den Prozess gegen den Holo­caust-Leugn­er Wolf­gang Fröh­lich wegen Wieder­betä­ti­gung aufmerk­sam. Für den Prozess am 9.7.2015 in Krems suchte er noch Beobachter, „denn wir brauchen Unter­stützung für den Wolf­gang Fröh­lich, der wegen ange­blich­er Wieder­betä­ti­gung schon 10 Jahre im Gefäng­nis ver­brin­gen muss“.


Ein Poster fragt daraufhin „Free­man“ Tas­si­lo, ob das Zitat stimme, das Stoppt­dierecht­en von Fröh­lich veröf­fentlicht habe und warum Tas­si­lo den Begriff „ange­bliche Wieder­betä­ti­gung“ ver­wende? „Free­man“ Tas­si­lo darauf: „Was ich davon halte ist ein­fach, der Staat lügt und ver­heim­licht uns den wahren Ablauf, der Geschehnisse im Krieg. Ich habe eigene Infor­ma­tio­nen aus erster Hand, das einiges was ich lernte nicht stimmte“ (Fehler im Original)

Frage an „Free­man“ Tas­si­lo und die Antwort

Ein­mal abge­se­hen von der strafrechtlichen Beurteilung der Äußerun­gen dieses „Free­man“: Hier kommt auch der andere „Free­man“ Kreißl wieder ins Spiel. Der Blog „Die Gur­u­falle“ beschäftigt sich unter anderem auch mit der „Freeman“-Bewegung – und mit den anti­semi­tis­chen Obertö­nen bei Kreißl. Der Blog-Betreiber schrieb wegen des Prozess-Aufrufs von „Free­man“ Tas­si­lo ein Post­ing an „Free­man Aus­tria“ , worauf ihm „Free­man Aus­tria“ fol­gen­des antwortete:

„Ich bin der Mei­n­ung, dass wir es bei­de nur gehört haben… das von den so genan­nten ‘Gaskam­mern’“. Und weit­er: „ FAKT IST:Wir wis­sen es nicht! OK?! Und wenn jemand ein Buch schreibt, welch­es offen­bar nur Fra­gen aufwirft, dann ist das auch nicht Wieder­betä­ti­gung. Genau­sowenig, wie das, was Du machst oder ich ‘Wieder­betä­ti­gung’ ist…”

Nach­dem „Die Gur­u­falle“ über diesen inter­es­san­ten Aus­tausch von Post­ings eben­so berichtete wie über den geplanten Auftritt von Kreißl beim Fes­ti­val in Tauchen, wid­mete der „Free­man“ Kreißl dem Blog-Betreiber („Du Zeckn“) sog­ar einen Video-Beitrag mit sehr schrä­gen Bemerkun­gen zu Holo­caust, Mau­thausen und der Leug­nung von Gaskam­mern.

Die Fes­ti­val-Betreiber von Tauchen haben mit­tler­weile angekündigt, dass Kreißl nicht von der Bühne predi­gen darf. Der Rest der Erk­lärung der Fes­ti­val-Betreiber ist geprägt von offen­er Sym­pa­thie für den „Free­man“.