Pegida definiert Nazi neu

Pegi­da Wien hat für den 19. April eine zweite Wiener Kundge­bung angekündigt. Nähere Details sind noch offen. Es bleibt daher vor­erst auch noch unklar, ob Ewald Stadler (vor­mals FPÖ, dann BZÖ, jet­zt REKOS), der zumin­d­est noch vor einem Monat der neue Held von Pegi­da Wien war, als Red­ner aufge­boten wird. Die Offen­sive gegen Rechts hat jeden­falls eine Demon­stra­tion gegen Pegi­da angekündigt.

Der Anlauf zur zweit­en Pegi­da-Kundge­bung in Wien begin­nt schon vielver­sprechend: Auf diversen Pegi­da-Seit­en erk­lärt „Pegi­da in Öster­re­ich“ den „sehr geehrten Pres­sev­ertreterIn­nen“, dass „unser ehe­ma­liges Back­of­fice, in Form von Hr. Markus G., (…) abso­lut keine Befug­nis (hat), im Namen der Pegi­da in Öster­re­ich zu sprechen. Des weit­eren wird klargestellt, dass diese Per­son in kein­er Funk­tion für Pegi­da in Öster­re­ich tätig ist.“

An dieser Erk­lärung ist mehrerlei bemerkenswert: zum einen die Anrede der Presse, die bei den meis­ten anderen Gele­gen­heit­en als „Lügen­presse“ tit­uliert wird. Nein, nicht nur das „sehr geehrte“, son­dern das Binnen‑I. Bra­vo, Pegi­da! Während auf der Pegi­da-Home­page noch gegen den „Gen­der­wahn“ gewet­tert wird, wird der „Wahn“ auf der Face­book-Seite von Pegi­da Wien Wirk­lichkeit. Dass jet­zt auch noch der Markus G. ziem­lich unel­e­gant abserviert wird, nach­dem schon vor zwei Monat­en sein „Frontof­fice“ in der Per­son von Georg Immanuel Nagel in die Wüste geschickt wurde, ist ein biss­chen fies, aber logisch.

Schließlich hat der bere­its abservierte Nagel Ende März von ein­er Spal­tak­tion gesprochen, als die Grün­dung ein­er Pegi­da-Partei angekündigt wurde. Mit­tler­weile gibt’s neben der angekündigten Pegi­da-Partei jeden­falls einen Vere­in. Der heißt „Pegi­da Öster­re­ich – Vere­in zur Förderung von Bürg­er­beteili­gung, Rechtsstaatlichkeit und Heimatliebe“, hat seinen Sitz in Moos­burg (Kärn­ten) und zwei Vere­ins­grün­der: Andreas und Markus G.. So löst sich die kryp­tis­che Bemerkung über Markus G., der ange­blich abso­lut keine Befug­nis hat, für Pegi­da in Öster­re­ich zu sprechen, auf: Es gibt eine Spal­tung in einen Vere­in „Pegi­da Öster­re­ich“ und in eine angekündigte Partei, die eigentlich keine Partei sein will und sich „Pegi­da in Öster­re­ich“ nennt.

Und damit das Chaos bzw. die Spal­tung kom­plett ist: Neben den meis­ten Län­der-Pegi­das, die sich offen­sichtlich nicht klar für eine der bei­den Seit­en aus­ge­sprochen haben, gibt es mit­tler­weile auch Lan­deshaupt­städte-Pegi­das, die – wieder ein­mal – ein neues Posi­tion­spa­pi­er von „Pegi­da in Öster­re­ich“ unterze­ich­nen durften. Da ste­hen so merk­würdi­ge Sachen drin­nen wie, dass Pegi­da nichts „gegen hier lebende, säku­lar religiöse und gemäßigte, sich inte­gri­erende Mus­lime“ habe, aber gegen die „Islamisierung in Europa“ sei. Da hät­ten wir natür­lich gerne gewusst, was Pegi­da unter „säku­lar religiösen” Mus­li­men ver­ste­ht, aber noch mehr, warum Pegi­da darüber jubelt, wenn Ango­la den Islam, aber auch rund 200 andere Reli­gion­s­ge­mein­schaften ver­bi­etet und das als vor­bildlich sieht?


Was macht Pegi­da eigentlich son­st noch in den lan­gen Inter­vallen zwis­chen den Kundge­bun­gen? Nach­denken über Nazis? Das wäre eigentlich drin­gend notwendig angesichts der Tat­sache, dass bei den Pegi­da-Kundge­bun­gen immer wieder ein beträchtlich­er Anteil an Neon­azis mit­marschiert und trotz Ver­bot in der „Hau­sor­d­nung” auch gerne die Hand zum ein­schlägi­gen Gruß hebt. Wie ein Post­ing von Pegi­da Graz zeigt, hat man sich zumin­d­est dort mit der Beschimp­fung als Nazi abge­fun­den und trägt sie stolz vor sich her. Beson­ders sprach­be­gabte Pegi­da-Nazis bemühen sich in der Tra­di­tion eines früheren FPÖ-Man­datars sog­ar darum, das Wort Nazi neu zu buch­sta­bieren: „Nicht anpass­bar zur Islamisierung“ kommt dabei her­aus. Es gibt sie wirk­lich, die Pegi­da-Nazis! In diesem, von Pegi­da selb­st definierten Kon­text, ist es sich­er auch kein Zufall, dass die neue Pegi­da-Kundge­bung am Tag vor Hitlers Geburt­stag stat­tfind­en soll.